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Irgendwo dazwischen (komplett)

Irgendwo dazwischen (komplett)

Titel: Irgendwo dazwischen (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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Party.“
    „Ach so... mit wem?“
    „Lili hat eben angerufen.“
    „Gut, wenn es dir sicher nichts ausmacht – ich wäre auch hier
geblieben...“
    „Nein, geh du nur und triff’ dich mit Helene.“
    Er zieht sich an. Und es tut mir weh, dass er geht. Aber, was soll
ich sagen? Es ist besser so. Außerdem muss ich mich umziehen. Als er in der Tür
steht, suche ich Unterwäsche aus. Und ich entscheide mich für schwarze
Spitzenwäsche, weil ich weiß, dass er es sieht. Was tue ich denn? Und warum tue
ich es? „Hast wohl Pläne für heute Abend?“ Er lächelt, doch es ist kein echtes
Lächeln.
    „Nein, das nicht... ich fühle mich einfach danach.“
    „Na gut, dann verschwinde ich mal.“
    „Warte...“ Er dreht sich noch einmal um. „Was soll ich anziehen?“
    „Hauptsache, du ziehst noch etwas an...“ Er grinst und schließt
die Tür hinter sich. Ich fühle mich leer. Ich will nicht, dass er geht. Und
schon gar nicht zu dieser blöden Helene. Und weil ich verletzt bin, krame ich
aus meinem Schrank den einzigen Rock, den ich besitze, und mache mich richtig
hübsch. Wenn er sich mit Helene treffen kann, kann ich auch einen Rock
anziehen. Tolle Logik.
    Fünf Minuten später schaue ich in den Spiegel. Und auch wenn ich
nicht aussehe wie ich, die im Spiegel sieht scharf aus.
     
    Lili
    Ich stehe vor meinem Schrank. Warum habe ich nichts Anständiges
zum Anziehen? Oder anders gefragt, warum habe ich nur anständige Sachen im
Schrank? Ich hätte gern, dass Elias der Atem stockt, wenn er mich sieht. Aber
mit den ganzen Lumpen wird das eher nichts. Mit dem Zeug sehe ich eben aus wie
Lili. Toll.
    Na, dann muss eben das herhalten. Als ich gerade mit einem Bein in
einer Jeans stecke und gleichzeitig versuche, in ein ziemlich enges Top zu
kommen, klingelt es an der Tür. Warum ist Marie immer pünktlich? Ich gehe zum
Fenster meines Zimmers und öffne es. „Marie“, schreie ich hinunter.
    „Ja, Schatz...“, hallt es mir entgegen.
    „Ich werfe dir den Schlüssel runter...“ Ich hole den Schlüssel aus
meiner Tasche und werfe ihn aus dem Fenster. Ein sanftes Klirren, dann Stille.
„Hast du ihn?“
    „Nein...“, antwortet sie, und dann „Ah doch, hab ihn. Ich komm
hoch.“
    Als Marie meine Zimmertür öffnet, traue ich meinen Augen kaum. Sie
ist immer schön, doch dafür, wie sie gerade aussieht, gibt es keine
Beschreibung. „Wow“, ist alles, was ich rausbringe.
    „Ehrlich?“, fragt sie mich, und wirkt dabei leicht verunsichert.
    „Wow“, wiederhole ich. Und mein Gesichtsausdruck muss in ihren
Augen überzeugend sein, denn sie strahlt mich an.
    „Danke...“, sagt sie, und ihre Wangen erröten. Sie trägt einen
Rock. Doch es ist keiner von diesen gürtelartigen Röcken, es ist ein echter
Rock, denn er geht ihr bis knapp übers Knie. Er ist aus weißem, wallendem Stoff
und mit unzähligen klitzekleinen roten Streublümchen übersät. Dazu hat sie ein
schulterfreies Oberteil an, ebenfalls weiß, das ihre wunderschöne Brust betont.
Und zu meinem Erstaunen trägt sie Ballerinas. Das ist mehr als untypisch. Aber
es steht ihr unheimlich gut.
    „Ballerinas?“, frage ich entgeistert.
    „Ja, ich weiß, das passt nicht zu mir“, sagt Marie ein kleinlaut.
„Röcke ja eigentlich auch nicht...“
    „Nein, das meine ich nicht. Es passt sehr wohl zu dir... du trägst
sowas nur sonst nie...“, sage ich leicht verdutzt. „Aber das solltest du“, füge
ich nach einer Weile hinzu.
    „Wirklich?“
    „Ja, wirklich“, sage ich und gebe ihr einen Begrüßungskuss auf die
Wange. Ihre Augen sind schwarz geschminkt und ihre Wimpern wirken endlos. Das
Haar trägt sie leger in einem Knoten.
    „Ich habe dir was zum Anziehen mitgebracht...“, unterbricht Marie
meine Gedanken.
    „Ach, echt?“, frage ich.
    „Ja“, antwortet sie und leert den Inhalt ihrer Tasche auf meinem
Bett aus. Ein paar Minuten und etwa zwanzig Outfits später fällt mir wieder
ein, warum ich Parties so hasse. „Probier mal das dazu“, berät mich Marie.
    „Ich hab keine Lust mehr, Sachen zu probieren“, sage ich, und
werfe ein schwarzes, rückenfreies Oberteil in die Ecke.
    „Ach, komm Schatz... Nur das eine noch, okay?“
    „Na, wegen mir“, murmle ich schlecht gelaunt in den Raum. Marie
durchwühlt den Kleiderberg auf meinem Bett.
    „Ich weiß genau, dass ich es eingepackt habe“, sagt Marie, mehr zu
sich selbst, als zu mir. „Ah! Da ist es ja...“ Wortlos hält sie mir einen
winzigen Fetzen Stoff entgegen, etwa in der Größe

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