Irgendwo dazwischen (komplett)
Lust habe... du nicht?“
Und anstatt zu antworten, zieht er mich wieder an sich, und küsst
mich. Wenn ich je ein männliches Wesen geliebt habe, dann Paul. Ich liebe ihn.
Und ich genieße es, von ihm berührt zu werden. Man könnte verwerflich finden,
was ich tue, doch keiner von uns ist in einer Beziehung. Wir beide suchen Nähe
und Zärtlichkeit. Und dieses Mal weiß er, dass es das letzte Mal sein wird. Und
er weiß, dass ich lesbisch bin.
Während er mich auszieht, öffne ich die Augen und er schaut mich
an. „Das letzte Mal?“, fragt er schwer atmend. Ich nicke. Dann liege ich nackt
vor ihm. Und dieses Mal schaue ich ihn an. Ich schließe nicht die Augen. Ich
werde mit Paul schlafen. Und ich will es. Ich kann nicht sagen, warum ich es
will, nur dass ich es will. Ich will ihn. Er gleitet zwischen meine Beine und
mit dem Kopf zwischen meine Schenkel. Seine Zunge ist hart. Es tut gut. Es ist
so, als wäre das immer zwischen uns gestanden. Und nun liegen wir wieder da. Beide
nackt. Ich spüre seine Erektion an meiner Wade. Und auch das ist schön. Seine
sanften Hände halten mich an der Hüfte. Sein Griff ist fest, und es gefällt
mir, dass er mich so festhält. Seine Zunge zeichnet Kreise. Und ich könnte das
für immer spüren. Es ist absolut unbeschreiblich. Und ich lasse mich fallen,
denn ich vertraue ihm. Mein Atem wird schneller, mein Puls rast. Kurz hört er
auf, und fragt, „Magst du es so?“ Ich drücke seinen Kopf wieder nach unten,
damit er weiter macht, und höre ihn lachen. Es ist schön, dass das passiert.
Und dann frage ich mich, ob ich wirklich so lesbisch bin, wie ich es vorgebe,
denn es macht mich an, dass ich ihn so errege. Es fühlt sich richtig an. Und
dann dringt er mit zwei Fingern in mich an. Ich habe ihm erzählt, dass das
allen Frauen, die ich hatte, gefallen hat... Ich spüre den sanften Druck seiner
Finger in mir, der langsam zunimmt.
Ich will mit ihm schlafen. Und ohne zu denken, sage ich es,
„Schlaf mit mir...“
Er schaut hoch. „Sicher?“
„Sicher...“ Und dieses Mal ist es ehrlich gemeint. Ich will ihn
spüren. Ganz bewusst. Mit offenen Augen. Er rührt sich nicht, schaut mich nur
an. „Ich meine es ernst...“ Ich rolle mich zur Seite und hole ein Kondom aus
dem oberen Schubladen meines Nachttisches. Diese Kondome wurden lange nicht
mehr gebraucht. Sie sind ein Relikt aus alten Tagen. Ich halte es ihm entgegen.
Erst zögert er, dann nimmt er es, reißt die Hülle auf und rollt es ab. Und es
erregt mich, ihm dabei zuzusehen.
Er rutscht nach oben, greift mit der rechten Hand zwischen unsere
Beine und dringt langsam in mich ein. Sein Gesicht verzieht sich. Es ist, als
würde es ihm wehtun. Ganz vorsichtig bewegt er sich in mir. Vor einem Jahr
hatte sich das ganz falsch angefühlt. Ich wollte Lili. Doch jetzt ist es
unbeschreiblich. Was ist nur los mit mir? Nicht denken. Bloß nicht denken.
Einfach fühlen. Er öffnet die Augen.
„Inwiefern schön?“ Er presst die Frage aus sich heraus. Es ist ein
hartes Flüstern. Man hört, dass es ihn Anstrengung kostet zu sprechen.
„Du bist ein Teil von mir... in diesem Moment bist du ein Teil von
mir.“ Ich sehe, dass sich seine Augen mit Tränen füllen. Dann küsst er mich.
Sein Körper reibt gegen meinen, langsam gleitet er aus mir, dann wieder ganz
tief in mich. Meine Brüste pressen sich gegen seinen Brustkorb. Seine Hand an
meiner Hüfte. Und dann geschieht etwas Unbeschreibliches. Es kribbelt überall,
mein Körper zittert und meine Muskeln zucken. Ich werde lauter, höre mich
stöhnen, halte mich an ihm fest. Es ist kaum auszuhalten, es ist schrecklich,
es ist so wunderbar, dass es mich fast um den Verstand bringt. Es ist eine
Qual. Und dann höre ich mich hauchen, „Paul... Paul ich komme...“ Und dann
passiert es. Die Erlösung. Der unbeschreiblichste Moment meines Lebens.
Er bewegt sich weiter. Meine Augen sind geschlossen, mein Körper
erlebt einen Rausch. Jede Zelle tanzt. So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich
öffne die Augen. Paul schaut mich an. In seinem Blick eine Kombination aus
purer Fassungslosigkeit und Freude. Tränen laufen über meine Wangen. Er küsst
mich auf die Stirn und macht weiter. Und ich liebe ihn dafür. Ich liebe es, mit
ihm zu schlafen. Mit Lili zu schlafen war nicht schöner. Es war nur anders. Und
dann kommt es wieder, das Gefühl, dass ich ihn auseinanderreißen will, weil es
so gut ist. Und wieder zittere ich am ganzen Körper. Und wieder stöhne ich auf.
„Ja... Gleich...“
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