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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Bestätigung.
    »Sie können sie aufnehmen, nachdem Sie mich hinuntergelassen haben«, sagte ich. »Das dauert nur vierzig Minuten länger, und ich muss wirklich weg von hier.«
    Ich bemerkte, dass sich Fitzwilliam und Baldwin einen Blick zuwarfen. Aber dann sahen wir, dass das Rettungsboot von einer Welle erfasst wurde und kenterte. Die Insassen fielen ins Meer.
    Jetzt konnten wir erkennen, dass sie lebten, und als sie sich mit letzter Kraft abstrampelten, um sich an das gekenterte Boot zu klammern, gab ich den Befehl.
    »Abdrehen. Maschine drosseln und beidrehen, um Überlebende aufzunehmen.«
    »Aye, aye, Capt’n«, sagte Baldwin und drehte am Steuerruder, während Fitzwilliam mit dem Maschinentelegrafen das Kommando »langsam voraus« gab. Ich ging auf die Steuerbordseite hinaus und sah niedergeschlagen zu, wie das WirrWort zum WortSturm wurde. Innerhalb der zwanzig Minuten, die es dauerte, zu dem Rettungsboot zu gelangen, stieg die wirbelnde Masse aus verdrehten Erzählelementen in die Höhe, hob ab und nahm einen Teil der Beschreibung des Meeres mit. Einen Moment lang war ein dunkles Loch mit ausgefransten Rändern zu sehen, gleich darauf floss das Meer hinein, um die Anomalie zu beseitigen, und wenig später war alles wie zuvor. Vielleicht hätte ich das Rettungsboot seinem Schicksal überlassen sollen. Schließlich waren das LangZeitJetzt und die Klassiker wichtiger als ein paar schiffbrüchige Fiktionäre. Wenn ich in dem Rettungsboot gewesen wäre, hätte ich das allerdings anders gesehen.
    »Captain!«
    Es war Dr. Glister.
    »Ich möchte nichts von Ihren Schwierigkeiten mit den Langdons hören«, sagte ich zu ihm.
    »Nein, nein«, erwiderte er in Panik. »Sie dürfen diese Schiffbrüchigen nicht aufnehmen!«
    »Warum nicht?«
    »Sie haben die Squurd’sche Krankheit.«
    »Sie haben was?«
    Wir gingen in das Ruderhaus und wieder hinaus auf die Backbordseite, wo Fitzwilliam die Rettungsaktion kommandierte. Das Rettungsboot war immer noch mindestens hundert Meter vor uns. Das Schiff fuhr langsam voraus, ein Rettungsnetz war über die Reling geworfen worden und mehrere kräftige Matrosen bereiteten sich darauf vor, die Schiffbrüchigen zu retten.
    »Sehen Sie sich die Überlebenden genau an«, drängte mich Dr. Glister, und ich richtete mein Fernglas auf die kleine Gruppe. Aus größerer Nähe konnte ich jetzt sehen, dass ihre Gesichter mit unappetitlichen grünen Pusteln übersät waren. Ich senkte das Fernglas und sah Dr. Glister ins Gesicht.
    »Was ist Ihre Prognose?«
    »Einhundert Prozent tödlich und hochinfektiös. Wenn Sie diese Personen an Bord nehmen, müssen Sie sich darauf einstellen, dass mindestens zwanzig Prozent der Passagiere sich anstecken. Wir laufen erst in sechs Monaten im Hafen ein, und diese armen Teufel werden längst unter Qualen gestorben sein, bevor sie behandelt werden können.«
    Ich rieb mir die Schläfen. »Und Sie sind sich da vollkommen sicher?«
    Er nickte. Ich holte tief Luft.
    »Fitzwilliam?«
    »Ja, Captain?«
    »Brechen Sie die Rettungsaktion ab.«
    »Was?«
    »Sie haben mich gehört. Diese Leute haben eine tödliche ansteckende Krankheit, und ich kann das Leben meiner Passagiere nicht gefährden, indem ich Schiffbrüchige rette, die mit oder ohne unsere Hilfe sterben werden.«
    »Aber Captain!«, protestierte er. »Wir lassen niemals Menschen im Wasser!«
    »Heute geht es nicht anders, Fitzwilliam. Haben Sie mich verstanden?«
    Er funkelte mich drohend an, dann beugte er sich über die Reling und wiederholte meinen Befehl, wobei er dafür sorgte, dass die Männer erfuhren, wer ihn gegeben hatte. Gleich darauf ging er ins Ruderhaus und gab das Kommando »volle Fahrt voraus«. Das Schiff bebte, als wir schnell Fahrt aufnahmen und davondampften.
    »Kommen Sie herein«, sagte Dr. Glister.
    »Nein«, sagte ich. »Ich bleibe hier. Ich verstecke mich nicht vor den Menschen, die ich zum Tode verurteilt habe.«
    Ich blieb stehen und sah das Rettungsboot mit den Menschen nach achtern treiben und verschwinden. Bald war nur noch das Meer zu sehen. Schweren Herzens ging ich ins Ruderhaus zurück und setzte mich auf den Platz des Kapitäns. Baldwin schwieg und sah stur geradeaus.
    »Es war richtig, das zu tun«, sagte ich zu allen, die mich hören konnten. »Aber besser wäre es gewesen, wenn ich den WortSturm genutzt hätte, um zu entkommen.«
    »Sachen sind hier im Gange«, murmelte Baldwin, » schwierige Sachen.«
    Plötzlich kam mir ein Gedanke, und wider alle Vernunft hoffte ich,

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