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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Ystradgynlais-Brie«, sagte er. »Den haben wir von einem Brie unserer Käsebrüder in Frankreich geklont – ist aber genauso gut wie das Original. Kann man auch als Kontaktkleber oder zum Abbeizen nehmen. Gut gegen Schlaflosigkeit. Und fein gemahlen kann man ihn gegen Straßenräuber und Bären einsetzen. Er hat eine Halbwertzeit von dreiundzwanzig Tagen, leuchtet im Dunkeln und ist eine Quelle von Röntgenstrahlen.«
    »Nehmen wir. Haben Sie denn auch etwas ganz Starkes?«
    Pryce hob eine Augenbraue und seine Leibwächter warfen sich nervöse Blicke zu.
    »Sind Sie sicher, dass Sie das wollen?«
    »Ist nicht für mich«, sagte ich eilig. »Aber wir haben ein paar ganz schwere Käseköpfe, die auch die härtesten Sachen vertragen.«
    »Wir haben ein bisschen Machynlleth Wedi Marw.«
    »Was zum Teufel ist das?«
    »Das ist echt starker Käse. Da kriegen Sie schon vom Anschauen Hautausschlag. Er ist dichter als angereichertes Plutonium, zwei Gramm genügen, um einen Käse-Makkaroni-Auflauf für achthundert Mann zuzubereiten. Schon der bloße Geruch lässt Eisen verrosten. Eine Konzentration von siebzehn zu einer Million in der Atmosphäre führt innerhalb von zwanzig Sekunden zu Schwindelgefühlen. Unser Ober-Vorkoster hat versehentlich einmal eine halbe Unze gegessen und war sechs Stunden lang ohnmächtig. Die Packung darf nur von Personen mit einem ärztlichen Gesundheitsattest geöffnet werden, und der Genuss ist nur im Freien und fern jeder menschlichen Ansiedlung und aller Naturschutzgebiete erlaubt. Eigentlich ist dieser Käse auch gar nicht zum Essen gemacht, sondern dazu, um in Betonbehälter gegossen und im Meer versenkt zu werden.«
    Ich warf Millon einen Blick zu. Er nickte. Es gab immer jemanden, der dumm genug war, um Experimente zu machen. Es war schließlich noch keiner am Käse gestorben.
    »Geben Sie uns ein halbes Pfund, und wir sehen mal, was passiert.«
    »Na schön«, sagte Pryce. Er nickte einem seiner Männer zu, der einen Korb öffnete und vorsichtig einen fest verschlossenen Sicherheitsbehälter herausnahm. Er stellte ihn ganz langsam auf den Tisch und machte einen schnellen Schritt rückwärts.
    »Sie dürfen den Behälter aber auf keinen Fall öffnen, ehe wir nicht dreißig Meilen weit weg sind, okay?«
    »Wir werden uns bemühen.«
    »Im Grunde kann ich Ihnen nur empfehlen, den Behälter gar nicht zu öffnen.«
    »Vielen Dank für den Rat.«
    So ging es noch eine halbe Stunde weiter, und dann war das Bestellbuch voll und die Rechnung fertig. Der Käse wurde in den Acme-Lieferwagen gepackt, dessen Federung heftig seufzte.
    »Was ist denn das?«, fragte ich, als ich auf der Ladefläche des Lasters eine große Kiste entdeckte, die fest auf den Boden gekettet war.
    »Ach, gar nichts«, sagte Pryce hastig, während seine Leibwächter enger zusammenrückten, um mir die Sicht zu versperren.
    »Wollen Sie uns das nicht zeigen?«
    Pryce fasste mich beim Arm und nahm mich beiseite, während seine Männer die Türen zuschlugen und die Riegel vorlegten. »Sie sind immer eine gute Kundin gewesen, Ms Next, aber wir wissen, was Sie tun und was Sie nicht tun. Dieser Käse ist nichts für Sie.«
    »Ist er so stark?«
    Er mochte mir keine Antwort geben. »Es war gut, Geschäfte mit Ihnen zu machen, Ms Next. Nächsten Monat um die gleiche Zeit?«
    »Ja«, sagte ich langsam, während ich überlegte, wie stark ein Käse wohl sein musste, dass man ihn festketten musste. Und warum trug die Kiste das Kennzeichen X-14?
    Ich übergab das walisische Bargeld. Es wurde rasch gezählt, und ehe ich mich’s versah, hatten Owen Pryce und seine Leibwächter den Laster in Gang gesetzt und waren in der Nacht verschwunden, um Käse an die Stiltonistas zu verkaufen. Ich erhielt immer die erste Wahl – vielleicht war das der Grund für den Brennenden Camembert.
    »Haben Sie den angeketteten Käse auf der Ladefläche gesehen?«, fragte ich Millon, als wir wieder in den Lieferwagen stiegen.
    »Nein – welchen meinen Sie?«
    »Ach, nichts.«
    Diesmal setzte sich Millon ans Steuer. Er ließ den Wagen an und wir verließen das alte Fabrikgelände. Wenn die Käsefahnder etwas gewusst hätten, wären wir jetzt wohl gestoppt worden, aber es geschah nichts. Die Stadt war ruhig, und nach ein paar Minuten setzte Millon mich zu Hause ab. Er hatte noch eine lange Nacht vor sich, um den Käse unter die Leute zu bringen.
    Ich hatte gerade das Gartentor aufgestoßen, als ich eine Gestalt in der Dunkelheit erkannte. Instinktiv griff ich nach

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