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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Tages vielleicht Generaldirektor der ChronoGarde wird, ist der Späte Friday, aber der ist gerade etwas indisponiert, weil mein alternatives Ich den Time Scouts nicht beitreten wollte. Er leidet an einer milden Zweideutigkeit, und deshalb hat mich Bendix aus ein paar Möglichkeits-Echos zusammengebaut und mich gebeten, so gut es geht auszuhelfen. Verstehst du?«
    »Nein«, erwiderte ich, einigermaßen verwirrt.
    »Gespaltene Ereignisfolge, Mum«, sagte Friday. »Wenn man es richtig macht, können zwei Versionen derselben Person gleichzeitig existieren.«
    »Kannst du dann nicht auch der Generaldirektor der ChronoGarde am anderen Ende der Zeit sein?«
    »Das ist nicht so einfach. Die alternativen Ereignisfolgen müssen so koordiniert sein, dass sie in eine wechselseitig kompatible Zukunft passen.«
    Jetzt begriff ich – so ungefähr. »Das heißt, ihr habt das Zeitreisen immer noch nicht erfunden, stimmt’s?«
    »Ja, leider. Hast du eine Ahnung, warum mein Alter Ego so ‘n schlapper Typ ist?«
    »Ich hab dir schon vor drei Jahren gesagt, du sollst zu den Time Scouts gehen, aber du hast nicht gewollt«, sagte ich. »Du hast immer bloß ferngesehen und Computerspiele gespielt.«
    »Ich mache euch keine Vorwürfe. Irgendwas ist aus den Fugen, ich weiß aber nicht, was es ist. Der Gegenwärtige Friday scheint zwar den Grips zu haben, aber es fehlt ihm offensichtlich an Energie.«
    »Außer zum Gitarrespielen bei den Klugscheißern .«
    »Wenn man das Spielen nennen kann«, sagte Friday mit einem unfrohen Lachen.
    »Sei nicht so –« Ich fand, er sollte mit seiner Selbstkritik nicht zu weit gehen, aber andererseits konnte es ja nicht schaden.
    Plötzlich stand neben dem Potenziellen ein weiterer Friday. Er schien völlig identisch, trug allerdings einen gelben Aktenordner unter dem Arm. Die beiden Fridays sahen sich neugierig an. Dann sagte der neueste Friday: »Pardon!«, und ging verlegen zum Ausgang, wo er so tat, als interessierten ihn die Schnitzereien am Türrahmen.
    »Heute Morgen hatte ich bloß einen Sohn«, sagte ich niedergeschlagen, »jetzt hab ich plötzlich drei!«
    Friday warf dem anderen Friday einen Blick zu und ertappte ihn dabei, wie er uns anstarrte. Der andere Friday sah hastig zur Seite.
    »Du hast bloß einen, Mum. Mach dir wegen ihm keine Sorgen.«
    »Was ist denn schiefgegangen?«, fragte ich. »Warum ist der Gegenwärtige Friday so anders als der Potenzielle?«
    »Schwer zu sagen. Dieses 2002 ist nicht so wie das in der EreignisLinie der StandardGeschichte. Alle starren bloß auf den eigenen Bauchnabel und keiner hat Schwung. Es ist fast so, als ob ein schwerer Himmel auf die Menschen drückt. Die Welt ist grau und die Menschen sind müde.«
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte ich und schüttelte traurig den Kopf. »Die Leserzahlen sind sechzig Prozent abgestürzt; niemand scheint sich mehr Zeit zu nehmen für einen guten Roman.«
    »Das passt«, sagte er nachdenklich. »Aber ich kann dir versichern, so war das nicht vorgesehen – die besten Köpfe nennen es den Anfang der Großen Auflösung. Wenn es tatsächlich so ist, wie wir befürchten, und das Zeitreisen nicht innerhalb der nächsten dreieinhalb Tage erfunden wird, könnte uns eine spontane rückwirkende Vernichtung der GesamtGeschichte bevorstehen.«
    »Kannst du das vielleicht so formulieren, dass eine arme Teppichhändlerin das versteht?«
    »Wenn wir unsere Existenz nicht am Anfang der Zeit festmachen können, kann sie sich aufrollen und die gesamte Geschichte mitnehmen.«
    »Und wie schnell würde das gehen?«
    »Am Anfang, also am Freitag um 22 Uhr 03, geht es wahrscheinlich ganz langsam. Die ersten Fossilien würden vernichtet. Zehn Minuten später verschwinden alle Spuren der Frühmenschen, dann ist das mittlere Holozän dran. Fünf Minuten später sind alle Reste der Steinzeit getilgt, so als hätte es sie nie gegeben. Die Pyramiden halten sich zwei Minuten, und das alte Griechenland ist noch schneller weg. Das finstere Mittelalter verschwindet nach einer Minute, zwanzig Sekunden später hat die normannische Eroberung nie stattgefunden. In den abschließenden siebenundzwanzig Sekunden können wir dann zuschauen, wie die Neuzeit verschwindet, bis uns um 22 Uhr 48 und neun Sekunden das Ende der Geschichte erreicht und nichts mehr übrig bleibt. Wir werden nie existiert haben.«
    »Und woran liegt das?«
    »Keine Ahnung. Aber ich werde mich sehr gründlich umschauen. Wolltest du was Bestimmtes?«
    »Ach, ja. Ich muss mit Aornis

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