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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Scherze darüber, Emperor.«
    Die Luft knisterte und unvermutet erschien Commander Bradshaw bei uns. Zhark und Tiggy-winkle wirkten plötzlich schuldbewusst, und die kugelrunde Igel-Waschfrau unternahm einen vergeblichen Versuch, ihre Bügelwäsche zu verstecken.
    »Hab ich mir doch gedacht, dass ich Sie hier finden würde«, sagte Bradshaw und sein Schnurrbart zuckte so heftig wie immer, wenn er sauer war. »Das ist doch hoffentlich keine Schwarzarbeit, Agentin Tiggy-winkle?«
    »Nicht die Spur«, antwortete sie. »Ich verbringe so viel Zeit bei Jurisfiktion, dass ich kaum mit dem Bügeln für mein eigenes Buch fertig werde!«
    »Na gut«, sagte Bradshaw gedehnt und wandte sich an mich. »Ich habe eine Aufgabe für Sie.«
    »Ich dachte, ich wäre suspendiert.«
    Er überreichte mir meine Marke.
    »Sie wurden schon seit mindestens einer Woche nicht mehr suspendiert. Ich hatte den Eindruck, Sie würden vielleicht denken, ich mag Sie nicht mehr. Der Papierkram für das Disziplinarverfahren ist aus Versehen von Schnecken gefressen worden. Sehr verwirrend.«
    Ich lächelte. »Was gibt es denn?«
    »Etwas ganz Heikles. Es hat ein paar Textunregelmäßigkeiten gegeben ... in den Thursday-Büchern.«
    »In welchen?«, fragte ich, plötzlich besorgt, dass Thursday5 sich ihr Durchfallen zu Herzen genommen hatte.
    »In den ersten vier. Da Sie sie recht gut kennen und niemand sonst den Stoff oder diese Person mit der Feuerzange anfassen würde, möchten Sie das vielleicht überprüfen?«
    »Was für Unregelmäßigkeiten?«
    »Kleine«, sagte Bradshaw und gab mir ein Stück Papier. »Nichts, was jemand vom Außenland aus bemerken würde, es sei denn, er ist ein ganz treuer Fan. Ich halte es für möglich, dass es sich um das frühe Stadium eines Zusammenbruchs handelt.«
    Er meinte keinen Zusammenbruch im Sinne des Außenlandes. In der BuchWelt bedeutete ein Zusammenbruch die Auflösung der inneren Plausibilität einer Figur, so dass die Regeln, die sie vorhersagbar und verständlich machten, nicht mehr funktionierten. Einige, etwa Lucy Deane, lösten sich spontan und mit ärgerlicher Regelmäßigkeit auf; andere zerbröselten langsam von innen heraus, normalerweise als Reaktion auf unversöhnliche Konflikte innerhalb ihres Charakters. In beiden Fällen bestand die einzige Option in dem Austausch mit einem Rohling, der für die Rolle geschult worden war. Es konnte aber auch völlig belanglos sein, vermutlich war Thursday1–4 einfach sauer, weil ich sie gefeuert hatte, und ließ ihre Wut an den anderen Figuren der Reihe aus.
    »Ich werde das überprüfen.«
    »Gut«, sagte Bradshaw und wandte sich an Zhark und Tiggy-winkle. »Und Sie beide – ich möchte, dass Sie ausgerüstet werden und noch vor 18.00 Uhr versuchen, mit Hilfe des Disintegrator Rays in Das gefleckte Band zu gelangen.«
    Bradshaw warf einen Blick auf sein Klemmbrett und verschwand. Wir standen auf.
    »Möchten Sie, dass wir Sie begleiten?«, fragte Zhark. »Genau genommen handelt es sich um einen vorschriftswidrigen ›Interessenkonflikt‹, wenn ausgerechnet Sie Thursday1–4 überprüfen.«
    »Ich schaff das schon«, sagte ich, und die beiden wünschten mir viel Glück und lösten sich genau wie Bradshaw in Luft auf.

26.
    Thursday Next
    Ich wurde nur sehr oberflächlich zu Rate gezogen, als die ersten vier Thursday-Next-Bücher konstruiert wurden. Sie stellten mir Fragen zu meinem Auto und meinem Haus und ich lieh ihnen ein Fotoalbum (das ich niemals zurückbekam). Ich wurde auch mit dem leeren und gesichtslosen Rohling bekannt gemacht, der am Ende Thursday1–4 werden sollte. Der Rest wurde aus Zeitungsartikeln zusammengeschrieben oder einfach aus der Luft gegriffen. Wenn mir das Ergebnis stärker am Herzen gelegen hätte, hätte ich ihnen vielleicht mehr Zeit gewidmet.
    Nach einer weiteren fruchtlosen Diskussion mit der Frau in der Zentrale von GattungsTransferTaxis, die mir erklärte, zwei Fahrer hätten sich krankgemeldet, was nicht ihre Schuld sei, aber trotzdem würde sie sich »bemühen«, nahm ich den Aufzug in den sechsten Stock der Großen Bibliothek und ging zu den Regalen, auf denen die fünf Thursday-Bücher standen. Auch die verschiedenen Ausgaben waren dort zu finden – von den Korrekturfahnen über die gebundene Ausgabe und die Ausgabe im Großdruck bis hin zum Taschenbuch. Ich nahm ein Exemplar des Falls Jane Eyre in die Hand und suchte sorgfältig nach einem Weg hinein: Ich wusste, dass es sich um eine Ich-Erzählung handelte, und ein

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