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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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zweites Ich, das für die Leser deutlich sichtbar war, wäre außerordentlich verwirrend gewesen – wo doch das Buch selbst schon verwirrend genug war. Bald fand ich, wonach ich suchte: eine Zeitlücke von sechs Wochen nach Landens Tod im ersten Teil des Buches. Ich überflog die Seite, suchte die richtige Stelle und mit Hilfe einer Methode des unbemerkten Einstiegs, die ich von Miss Havisham gelernt hatte, schlüpfte ich ungesehen an das Ende des ersten Kapitels.
    Ich traf in dem Moment in dem geschriebenen Swindon ein, als die Sonne hinter den Horizont tauchte, und stand vor unserem Haus in der Altstadt. Zumindest waren es die Überreste unseres Hauses. Das Feuer war gerade gelöscht worden, das Gebäude war nur noch eine verkohlte Ruine, und die immer noch heißen Balken zischten und dampften unter dem Wasserstrahl. Durch das Funkeln blauer und roter Notlichter hindurch sah ich im hinteren Teil eines Krankenwagens eine kleine Gestalt sitzen, um die Schultern eine Decke. Im Nachhinein hatte sich die rechtliche Notwendigkeit, Landen aus der Serie zu entfernen, als echter Segen für den Verlag erwiesen. Es ermöglichte dieser Version von Thursday romantische Abenteuer und lieferte eine Begründung für ihre psychotische Persönlichkeit. Oh Mann, dieses Buch war so ein Mist.
    Ich wartete einen Augenblick in der Menge, bis ich spürte, dass das Kapitel vorbei war, und näherte mich dann Thursday1–4, die mir den Rücken zuwandte und mit einer schlecht umgesetzten Version von Bowden sprach, der in diesem Buch den juristisch nicht anfechtbaren Namen Crowden Babel trug.
    »Guten Abend«, sagte ich, und Thursday zuckte zusammen, als hätte man sie mit einer Heugabel gepiekt.
    »Was machen Sie denn hier?«, fragte sie, ohne sich umzudrehen.
    »Die TextZentrale hat ein paar Falten in der Geschichte bemerkt, und du bist so unangenehm, dass keiner außer mir kommen und nachsehen wollte.«
    »Alles in bester Ordnung«, sagte sie. »Vermutlich gibt eine der Storycode-Maschinen gerade den Geist auf. Es kann auch eine Verdichtung von Ironie in den Dialogkompressoren oder sonst was sein.«
    Sie wirkte nervös, wollte sich aber immer noch nicht umdrehen und mir ins Gesicht sehen.
    »Bist du sicher?«
    »Na klar – glauben Sie etwa, ich kenne mein eigenes Buch nicht? Tut mir leid, aber ich muss jetzt weg. Ich muss ein Stück Dialog mit dem Ersatz-Hades durchgehen.«
    »Warte«, sagte ich und ergriff ihren Arm. Ich drehte sie um und sah ... eine völlig andere Person. Es war eine Frau, die ihr sehr ähnlich sah, aber es war nicht Thursday1–4.
    »Wer zum Teufel sind Sie?«, wollte ich wissen.
    Sie seufzte schwer und zuckte die Achseln. »Ich bin ... ich bin ... eine Zweitbesetzung.«
    »Das sehe ich. Haben Sie einen Namen?«
    »Alice-PON-24330«, antwortete sie resigniert.
    »Diese Serie ist erst in etlichen Jahren für die Überholung vorgesehen. Was haben Sie hier zu suchen?«
    Sie biss sich auf die Lippen, sah zur Seite und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. »Wenn sie rauskriegt, dass ich geredet habe – also, sie kann ganz schön ausrasten .«
    »Und ich nicht?«
    Sie schwieg. Ich nahm mir Crowden Babel vor. »Wo ist sie?«
    Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, gab aber auch keine Antwort. Offenbar war ich die einzige Person, die keine Angst vor Thursday1–4 hatte.
    »Hören Sie«, sagte ich zu Babel und zeigte auf Alice-PON-24330. »Sie ist nur eine Zweitbesetzung, dasselbe wie eine Telefonnummer – man kann sie ersetzen. Aber Sie sind in jedem Buch und haben viel mehr zu verlieren. Also: Entweder reden Sie hier und jetzt, und wir belassen es dabei, oder wir gehen zu Jurisfiktion und dreißig Tonnen erstklassiger Scheiße sausen aus großer Höhe auf Sie runter.«
    Babel kratzte sich den Hinterkopf. »Sie macht das immer mal wieder. Sie glaubt, die Serie ist zu klein für sie.«
    Babel und die Ersatz-Thursday warfen sich nervöse Blicke zu. Es steckte bestimmt noch etwas anderes dahinter und handelte sich nicht nur um eine Vertretung, damit Thursday1–4 eine Pause machen konnte.
    »Besser, einer von Ihnen fängt an zu reden, oder Sie werden herausfinden, von wem sie ihre Neigung zu Wutausbrüchen hat. Also: Wo ist sie? «
    Babel sah sich nervös um. »Als sie zurückkam, war sie stinksauer. Sie hat gesagt, Sie haben sie aus vorgeschobenen Gründen gefeuert, und sie wollte es Ihnen ... heimzahlen.«
    »Heimzahlen? Wie?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wenn Sie mich anlügen ...!«
    »Ich schwöre beim Leben

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