Irische Hochzeit
ihre Wangen erwartungsvoll erglühen.
Die Strohmatratze raschelte unter seinem Gewicht. Isabel legte das Gesicht in die Hände. Schon vor Langem hatte er ihr gesagt, dass er nicht das Bett mit ihr teilen wollte. Und er hielt sein Wort.
Sie wusste, dass von ihr erwartet wurde, ein Kind zu gebären. Und Patrick erschien ihr ganz und gar nicht mehr so abweisend. Er hatte ihren spontanen Kuss im Boot erwidert, hatte sie einen Blick auf die wilden Freuden erhaschen lassen, die sie beide erwarteten. Der Hunger in ihm hatte alle ihre Sinne in Aufruhr versetzt.
Doch dann hatte er sich abrupt von ihr abgewandt, hatte es vorgezogen, durchs eisige Wasser zu waten, statt noch länger bei ihr zu bleiben. So sehr sie ihn auch begehrte, in diesem Augenblick wäre sie am liebsten vor Scham gestorben.
Jetzt fragte sie sich, ob sie seine Reaktion vielleicht missverstanden hatte. Er wollte, dass sie ihm fernblieb, behauptete, auch er habe seine Grenzen. Vielleicht, weil er sie so begehrte wie sie ihn? Hielt er wegen eines falsch verstandenen Begriffs von Ehre Abstand zu ihr? Sie verstand einfach nicht, warum er wollte, dass sie Jungfrau blieb.
Die unerträgliche Einsamkeit lastete auf ihr. Sie sehnte sich nach menschlicher Gesellschaft. Hinter ihr lag ihr nackter Ehemann und erwartete sie im Bett. Ihr Kleid fühlte sich schwer an, das grobe Gewebe kratzte auf ihrer Haut. Unter dem Kleid trug sie weiterhin ihr Hemd, auch wenn das hier bei den Frauen nicht üblich war.
Konnte sie es wagen, sich Patrick anzubieten? Oder würde er sie wieder abweisen? Sie griff nach dem Krug mit Met und nahm einen langen Zug, um ihren Mut zu stärken. Du lieber Himmel, es hungerte sie nach seiner Berührung! Es war seltsam, dass sie nun solch ein Verlangen nach dem Mann empfand, den sie einmal gefürchtet hatte. Sie stand auf und drehte sich zu Patrick um. Er hatte ihr den nackten Rücken zugewandt. Beine und Gesäß bedeckte eine wollene Decke.
Er hielt seinen Schwur, sie nicht anzurühren. Sie kannte den Grund dafür: Weil sie eine Normannin und Tochter seine Feindes war. Doch vielleicht begann er, seine Meinung zu ändern? Nach der Plänkelei im Wasser und dem Schachspiel schien er sie nicht mehr zu hassen.
Wenn sie sich nun als seine Ehefrau zu ihm legte, würde er dann seiner Begierde – und ihrer – nachgeben?
Sie betete um Mut. Hatte Patrick ihr erst einmal die Jungfräulichkeit genommen, würde der Handel mit ihrem Vater perfekt sein. Und sie fürchtete ihren Ehemann nicht länger.
Ohne ein Wort streifte sie sich das Kleid über den Kopf und ließ es zu Boden fallen. Er sah es nicht, hatte sich immer noch abgewandt.
Barfuß ging sie zur Liegestatt. Ihre Brustknospen rieben sich an dem Hemd. Ein unbeschreibliches Verlangen ließ sie sich aufrichten. Isabel holte tief Luft, dann zog sie das Hemd aus und stand nackt da. „Patrick?“
„Was ist?“ Er rollte sich herum. Als er sie erblickte, sah sie den Hunger in seinen Augen. Isabel kniete sich auf die Matratze und legte die Hand auf sein schwarzes Haar. In seinen grauen Augen entdeckte sie Spuren von Blau und Grün.
Er umfasste ihr Handgelenk und hielt es fest, sodass ihre Hand über seinem Gesicht schwebte. Die dunklen Bartstoppeln seiner unrasierten Wange kratzten an ihrer Handfläche. „Was tust du da, Isabel?“ Sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren.
„In wenigen Wochen wird mein Vater den Beweis dafür fordern, dass ich keine Jungfrau mehr bin.“ Sein heißer Blick jagte ihr einen Schauer über den Rücken. „Ich möchte lieber jetzt diese Vereinbarung erfüllen.“
Auch wenn er sie nicht berührte, ließ er keinen Blick von ihrer nackten Haut. Ein Muskel zuckte an seiner Wange, als versuchte er, sein Verlangen zu zügeln.„Du willst es nicht, Isabel“, sagte er mit leiser Stimme. „Und ich auch nicht.“
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. So streifte sie sich hastig wieder das Hemd über. Heiße Tränen stiegen ihr in die Augen, doch bei Gott, sie würde nicht vor ihm in Tränen ausbrechen! Der Kuss zuvor hatte sie fälschlicherweise blind gemacht.
Es war dumm von ihr zu denken, er könnte seine Meinung geändert haben. Wahrscheinlich fand er sie nicht anziehend. Verdammt sollte er sein.
„Isabel“, sagte er, und seine Stimme klang rau vor Mitleid.
„Nein. Sag nichts.“ Sie zog wieder das abscheuliche Kleid an und setzte sich so weit weg von ihm wie möglich. Zorn und Kränkung lasteten schwer auf ihr. Zweimal schon in dieser Nacht hatte sie sich
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