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Irische Hochzeit

Irische Hochzeit

Titel: Irische Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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vor ihm erniedrigt. Am liebsten hätte sie sich auf dem Boden zusammengerollt und einfach nur geweint. Bei den Gebeinen der Heiligen Petrus, wenn er sie denn nicht wollte, dann sollte es eben so sein.
    Sie hörte, wie er sich anzog, drehte sich aber nicht um. Kurz darauf spürte sie, dass er hinter ihr stand. Dann umfasste eine warme Hand ihr Kinn.
    Isabel schob ihn fort. „Lass mich allein. Du hast mir sehr deutlich gezeigt, dass du mich nicht willst.“
    Patrick widersprach nicht. Sein Schweigen machte aus ihrem Selbstvertrauen einen Scherbenhaufen. „Es ist besser so, a stór. Glaube mir.“
    „Kehr in deine Burg zurück“, sagte sie kalt. „Ich habe nicht den Wunsch, dich noch einmal zu sehen.“
    In der Morgendämmerung saß Sir Anselm wartend auf seinem Pferd. Hoch oben auf der Klippe beobachtete er im Schutz der Bäume die junge Frau. Sie nannten sie Sosanna. Er hatte sie am Abend zuvor fortgehen sehen. Doch keine Stunde später war sie wieder nach Hause gekommen.
    Jetzt hatte sie erneut ihr Heim verlassen. Er wusste nicht, was sie dazu gebracht hatte, allein so weit zu gehen. Doch es bedeutete sicher nichts Gutes. Sein Instinkt riet ihm, sie nicht aus den Augen zu lassen.
    Er hatte den Zorn und die Sorge auf dem Gesicht des Iren gesehen. Und wenn er auch froh war zu sehen, dass Ruarc bestraft worden war, wollte er den Mann eigentlich ausgepeitscht wissen wegen seines Ungehorsams. Mehr als einer seiner Untergebenen hatte über Ruarcs Angriff gemurrt.
    Allerdings bemerkte Anselm auch die Angst des Mannes um seine Schwester. Deswegen war er dieser Sosanna ein zweites Mal gefolgt. Denn er spürte, dass sie etwas vorhatte.
    Er stieg aus dem Sattel und ging zu ihr. Sie stand dicht am Rande eines zerklüfteten Granitfelsens und starrte auf die dunklen schaumigen Wellen tief unten.
    „Seid gegrüßt“, sagte er zu ihr.
    Voll Panik blickte sie ihn mit weit aufgerissenen Augen an und trat einen Schritt näher an den Rand. Anselm hob die Hände und zeigte, dass er keine Waffen bei sich führte. „Ich will Euch nicht wehtun. Mein Name ist Sir Anselm Fitzwater.“
    Die Verwirrung in ihrem Gesicht erinnerte ihn daran, dass sie seine Sprache nicht verstand. Und er konnte auch kein Wort Irisch.
    Schützend legte sie die Hand auf ihren Bauch und machte noch einen Schritt. Anselm hätte am liebsten laut geflucht. Aus dieser Entfernung konnte er sie nicht daran hindern, über den Rand zu springen. Er bezweifelte nicht, dass Ruarc einen Krieg zwischen den beiden Lagern anzetteln würde, wenn die Frau sich umbrachte. König Patrick hatte strikten Befehl gegeben, den Frieden aufrecht zu erhalten. Doch die Chance auf Erfolg war nur sehr gering.
    Er riskierte sein Glück, setzte sich hin, rupfte einen Büschel Gras aus und drehte ihn spielerisch in der Hand. „Ich weiß, Ihr könnt mich nicht verstehen, aber ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr von der Klippe da wegtreten würdet.“
    Die Frau erbleichte und warf wieder einen angstvollen Blick auf das Wasser hinunter.
    Anselm fuhr fort zu sprechen. Es war ein sanfter Strom von Worten, der von einem Thema zum anderen dahinplätscherte. Während er sprach, betrachtete er sie. Trotz des vernachlässigten Äußeren entdeckte er eine verblüffend hübsche Frau mit hohen Wangenknochen und Lippen, so rot wie reife Kirschen. Er versuchte, sich ihre frühere Schönheit vorzustellen.
    Die fortgeschrittene Schwangerschaft, die sich unter ihrem blauen Kleid abzeichnete, konnte der Grund für ihr Vorhaben sein. Doch Anselm glaubte nicht, dass ihr Stamm sie deswegen ausstoßen würde.
    Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber solange er sich ihr nicht näherte, schien sie weniger Angst vor ihm zu haben. Er winkte ihr, mit ihm zurückzugehen, sie hingegen schüttelte bloß den Kopf.
    „Ruarc“, erinnerte er sie und hielt die Hände hoch, als wären sie an den Handgelenken aneinandergefesselt. Bei der Erwähnung ihres Bruders wurde die Frau blass. Sie blickte zu den Klippen, und ihre ganze Haltung drückte Traurigkeit aus.
    „Kommt.“ Er ging auf die Baumgruppe zu und lockte sein Pferd zu sich. „Wollt Ihr reiten?“ Er versuchte sich ihr durch Gesten verständlich zu machen, doch Sosanna schüttelte den Kopf.
    „Wie Ihr wünscht.“ Anselm wartete, bis sie die ersten Schritte tat. Leise vor sich hin pfeifend, führte er sein Pferd am Zügel. Langsam und zögernd folgte sie ihm, immer noch auf große Distanz zwischen ihnen bedacht.
    Erst als sie weit genug von der Klippe

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