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Irische Hochzeit

Irische Hochzeit

Titel: Irische Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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entfernt war, atmete er erleichtert auf. Diese Frau strahlte etwas sehr Zerbrechliches aus, und wenn er auch ahnte, was man ihr angetan hatte, so wollte er nicht glauben, dass seine Männer dafür verantwortlich waren. Dazu waren sie zu gut gedrillt, zu diszipliniert.
    Er blickte hinter sich, um zu sehen, ob sie ihm noch folgte. Sosanna war stehen geblieben. Er erkannte das Entsetzen in ihren Augen. Anselm folgte ihrem Blick und erblickte eine kleine Gruppe seiner Männer, die sich im Waffengang übte.
    Einer der Berittenen kam auf ihn zu. Anselm hob rasch die Hände, um den Mann aufzuhalten.
    Es war zu spät. Sosanna wirbelte herum und begann zu laufen. Er fluchte, sprang aufs Pferd und trieb es zur Eile an.
    Wenige Augenblicke später stand die Frau am Rand der Klippe. Einen Herzschlag lang zögerte sie, bevor sie sprang.
    Anselm zügelte seinen Wallach und stieg hastig ab. Er warf einen Blick in den Abgrund und sah, wie sich Sosannas blaues Kleid auf dem Wasser blähte. Er dachte nicht lange nach, sondern sprang und tauchte in die eiskalte See. Das Wasser traf ihn mit der Wucht eines Steins. Gott sei Dank hatte er kein Kettenhemd an. Das Gewicht hätte ihn unter Wasser gezogen.
    Anselm schwamm zu Sosanna, die mit dem Gesicht nach untern im Wasser trieb. Er wusste nicht, ob sie noch am Leben war. Als er sie berührte, reagierte sie nicht. Atmete sie noch? Bemüht, sie über Wasser zu halten, kämpfte er sich ans Ufer.
    Sobald sie den Strand erreicht hatten, taumelte er über den Sand und legte die Frau nieder.
    „Atme!“, flehte er, während er ihr die Wangen rieb. Er wusste nicht, wie er sie retten sollte. Und, lieber Herr Jesus, wie war sie bleich! Leise murmelte er ein Gebet.
    Einen Moment später erhörte Gott sein Flehen. Hustend spuckte sie Wasser. Die Anstrengung ließ ihren zarten Körper erbeben.
    Anselm hielt ihr Haar zurück und streichelte ihr den Kopf, während sie keuchend um Atem rang. Selbst nachdem sie sich beruhigt hatte, hielt er sie fest. Ihm war, als wäre er derjenige gewesen, der fast ertrunken wäre.
    Die Frau schloss die Augen, und er hob sie hoch. Wenn er sie nach Laochre zurückbrachte, würde Ruarc davon Kenntnis bekommen. Die Wut des jungen Heißsporns würde jedem Frieden zwischen den beiden Lagern ein Ende machen. Er musste Sosanna helfen, doch nicht um diesen Preis.
    Anselm blickte sich um und entdeckte ein kleines Boot, das außer Reichweite des Wassers am Ufer lag. Und jetzt wusste er, wohin er sie bringen würde.

9. KAPITEL
    Isabel schmerzten die Arme, trotzdem setzte sie noch einen Stein auf die Mauer. Seit einem halben Tag arbeitete sie daran, die Außenseite der zerstörten Palisade wieder aufzubauen. Da die Wände aus Holz waren, gab es genug Kalksteine auf der Insel, um drei Türme zu bauen. Und sie hatte es satt, in der Hütte anderer Leute zu leben, wo sie doch einen eigenen Unterschlupf besaß, so baufällig er auch sein mochte.
    Leider war ihre Steinmauer erst zwei Hand hoch.
    Die Arbeit half ihr, nicht an Patrick zu denken. Sie sehnte sich danach, seinen Schädel auf einen dieser Felsbrocken zu schlagen, weil er sich immer noch weigerte, sie als seine Frau anzusehen und nicht bloß als eine Normannin. Was sollte sie denn noch tun?
    Um sich herum sah sie die Gesichter der Inselbewohner, die sie beobachteten. Keiner sprach ein Wort, doch sie sahen ihr beim Palisadenbau zu, behielten sie abwechselnd im Auge, während sie ihrer eigenen Arbeit nachgingen. Isabel kam sich wie eine vom fahrenden Volk vor, die den Leuten Unterhaltung bot.
    Mit der Rückseite ihrer Hand wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. Eine kleine Bewegung weckte ihre Aufmerksamkeit. Ein kleines Mädchen von vielleicht zehn Jahren trat heran. Die blonden Haare waren zu einem Zopf geflochten. Sie trug ein graues léine und war barfuß.
    Das Mädchen sprach ein singendes Irisch, Worte, die Isabel nicht verstand. Doch sie verstand, was der Tonbecher bedeutete, den die Kleine ihr entgegenstreckte.
    „Danke“, sagte sie und nahm den Trunk. Das Bier war zwar nicht gekühlt, aber es war das erste Mal, dass jemand eine gastfreundliche Geste zeigte. Sie gab den Becher zurück, nachdem sie ihn geleert hatte, und lächelte das Mädchen an. Auf den Stapel Steine deutend fragte sie: „Willst du mir helfen?“
    Das Mädchen schaute zu seiner Mutter, die den Kopf schüttelte. Isabel verbarg ihre Enttäuschung. Stattdessen fuhr sie mit ihrer Arbeit fort und setzte weiter Stein auf Stein.
    Als die Sonne den

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