Irische Hochzeit
genug für zwei Wochen mitgeben.“
Während sie die Bündel losschnürte, stand er am Feuer und wärmte sich. Einen Augenblick später hörte er, wie sie vor Freude aufschrie. Hatte Trahern ein Stück Hammelfleisch eingepackt? Oder gebratenes Geflügel?
„Ein Kamm!“ Isabel zeigte ihre Beute mit einem Lächeln, als hätte man ihr einen Schatz geschenkt. An so einfache Bedürfnisse hatte Patrick überhaupt nicht gedacht. Er runzelte die Stirn. Seine Frau hielt den Kamm hoch, als hätte Trahern ihr einen Sack voll Gold geschickt.
„Was ist mit dem Essen?“, fragte er.
„Oh, es gibt Brot und getrocknete Äpfel. Auch etwas Fleisch.“ Ihre Augen leuchteten vor Freude. „Aber der Kamm! Allen Heiligen sei Dank!“
Sie kniete sich neben das Feuer und zog den aus einem Hirschgeweih geschnitzten Kamm durch ihre Haare. Sanft entwirrte sie die Strähnen, wobei sie das Haar über ihre eine Schulter zog.
Wie es sich wohl anfühlte, wenn man dieses Haar berührte? Vermutlich seidig, wie gesponnenes Sonnenlicht.
Es fiel ihr bis auf die Hüften. Patrick stellte sich vor, wie sie auf der Matratze lag mit nichts bekleidet als ihrem Haar.
Er betete, dass Trahern auch das Schachspiel eingepackt hatte. Sonst würde er heute Nacht noch einmal ins Wasser gehen müssen.
Der eisige Wind strich über seine nackte Brust, während Ruarc an seinen Lederfesseln zerrte. Bevan hatte ihn hier nackt bis zur Taille zurückgelassen. Vom Kampf gegen die Fesseln waren seine Handgelenke mit Blut verkrustet. Sein Gesicht schwoll immer mehr an, seine Lippen waren aufgeplatzt.
Ihm war das alles egal. Doch er hatte Angst um seine Schwester. Vor einiger Zeit hatte Sosanna nach ihm gesehen. Zuerst hatte sie seinen Kopf berührt, dann seine Wange. Sie hatte den Kopf geschüttelt, als wollte sie ihn tadeln, und ihre Augen waren voll Trauer gewesen. Kurz darauf hatte sie den Ringwall verlassen.
Ruarc hatte ihr hinterhergerufen, um sie aufzuhalten, aber sie tat, als hörte sie ihn nicht. Er hatte nach seinen Freunden geschrien, damit sie ihr folgten. Doch die hatten sich nicht um ihn gekümmert.
Einer der Normannen, Sir Anselm, war Sosanna gefolgt. Crí ost, er musste von diesem verdammten Pfosten freikommen! Denn nach alledem, was er wusste, konnte der Hauptmann sehr wohl derjenige sein, der ihr das angetan hatte. Er durfte nicht zulassen, dass es erneut geschah.
Er keuchte, als ein stechender Schmerz durch seinen Arm schoss. Durch seine Anstrengungen hatten sich die Fesseln nur noch enger zusammengezogen. Einige der Normannen sahen zu ihm her und redeten dann in ihrer ungewohnten Sprache miteinander.
Ruarcs Stimme war heiser vom Schreien. Endlich trat Bevan aus der großen Halle und näherte sich dem Holzpfahl. Er streckte ihm einen Becher Met hin und hielt ihn so, dass Ruarc trinken konnte.
„Meine Schwester“, brachte Ruarc mühsam hervor. „Sie ist weggegangen. Schicke jemanden hinter Sosanna her.“
„Das ist bereits geschehen. Sie war mit einigen anderen Frauen auf den Feldern. Es geht ihr ganz gut.“
Ruarc entspannte sich ein wenig. „Schicke eine der Frauen. Sie soll für mich bei ihr vorbeischauen.“
Bevan nickte. „Ich werde Patrick von dem Kind erzählen.“ Seine Stimme klang rachsüchtig. „Wer werden herausbekommen, wer ihr das antat.“
„Ich möchte ihn tot sehen.“
„Ich kann deinen Wunsch verstehen. Wenn ich an deiner Stelle wäre, hätte ich das Gleiche getan.“
Bevan holte ein Stück Brot hervor und schob es seinem Cousin in den Mund. „Iss. Und sagt Patrick nicht, dass ich dir etwas gegeben habe. Sonst werde ich morgen hier angebunden.“ Er grinste ihm zu und verschwand wieder in der großen Halle.
Ruarc beugte den Kopf und wappnete sich gegen die lange Nacht, die vor ihm lag. Still betete er, seine Schwester möge wohlauf sein.
„Du bist dran.“ Patrick schob seinen Bauern vorwärts und wartete auf Isabel. Seine Frau saß ihm gegenüber. Zwischen ihnen stand ein niedriger Tisch. Konzentriert runzelte sie die Stirn.
Patrick hatte die letzte Partie nur mit Mühe gewinnen können. Er konnte sich nicht erinnern, wann je er beim Schach so sehr hatte aufpassen müssen. Besonders, da sie ihn mit der Art, wie sie sich über den Tisch lehnte und dabei den Ansatz ihrer Brüste zeigte, sehr verwirrte.
Was noch schlimmer war, er erinnerte sich daran, wie sie schmeckte. Sogar an ihren sinnlichen Duft, der ihn an Geißblatt erinnerte. Wäre sie eine Frau seines Stammes gewesen, er hätte die Nacht nicht
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