Irische Hochzeit
Normannin verheiratet.“
Patrick blieb abrupt stehen und sah jeden der Männer scharf an. „Gibt es etwas, das ihr mir sagen wollt?“
Einige wurden blass, doch keiner sprach. Angespannt hielt Patrick ihren Blicken stand. Bei Gott, für diese Männer war er bereit, alles zu geben. Und er konnte sehen, wie sie sich von ihm abwandten.
Er war hier inmitten seiner Familie und seiner Freunde. Und doch, wenn er in ihre Augen sah, konnte er darin ihren Zweifel lesen. Sie trauten ihm nicht mehr, verstanden nicht, was er erreichen wollte. Wie wollten sie die Normannen besiegen, wenn sie sich weigerten, von ihnen zu lernen?
Patrick drehte sich und gewahrte Sir Anselm. Der Ritter erwiderte ruhig seinen Blick und neigte grüßend den Kopf. Diese respektvolle Geste traf Patrick völlig unerwartet.
Schmerzlich, als würde ihm ein Messer ins Herz gestoßen, wurde ihm die Tatsache bewusste, dass er rachsüchtig plante, die Normannen zu betrügen.
Anselm hätte Ruarc in dem Kampf demütigen können: In zahllosen Schlachten hatte der Normanne seine Kampftechnik verfeinern können. Nur hatte er beschlossen, es nicht zu tun. Weil er sich weigerte, Ruarc anzugreifen, war sein Ansehen in Patricks Augen gestiegen. Und dann hatte der Hauptmann auch noch Sosannas Leben gerettet und dabei sein eigenes riskiert. Warum bloß?
Patrick fragte sich, ob er ebenso gehandelt hätte, hätte sich eine normannische Frau ins Meer gestürzt. Er stellte sich Isabel an Sosannas Stelle vor und wusste die Antwort. Feind oder nicht, er wäre ihr nachgesprungen, um sie zu retten.
Isabel wollte die Menschen zusammenbringen, Normannen und Iren zu einer Einheit werden lassen. Auch wenn er immer noch nicht glaubte, dass das möglich war, die Normannen zu erschlagen erschien ihm auf einmal als ein unnötiges Blutvergießen. Es legte sich ihm wie ein kalter Mantel um die Schultern. Hatten seine Leute recht? Wurde er unmerklich zum Verräter?
Patrick lehnte das angebotene Pferd ab und ging zu Fuß den langen Weg zur Küste. Als er den Strand erreichte und auf das Boot wartete, versuchte er, das unverhoffte Schuldgefühl zu verdrängen, das so plötzlich in ihm erwacht war.
Irgendwie musste er Laochre von den Normannen befreien. Er musste sich von ihnen lösen, musste in ihnen wieder den Feind sehen.
Tat er es nicht, würden seine Männer den Glauben an ihn verlieren und ihm bliebe nichts.
Isabel fuhr fort, rund um die Burg Steine aufzuschichten. Diesmal leisteten ihr die Kinder der Inselbewohner dabei Gesellschaft. Meistens bewarfen sich die Jungen allerdings mit Steinen, statt die Mauer wieder aufzubauen. Doch es tat gut, wieder unter Menschen zu sein.
Sie hörte ihnen bei ihrer Unterhaltung zu und versuchte Worte aufzuschnappen, die Annle sie gelehrt hatte. Bei ihren ersten Sprechversuchen hatten die Kinder gekichert, ihr aber bald einige einfache Grußworte beigebracht.
Als die Nachmittagssonne hoch über der Insel stand und Isabel mit ihren Strahlen wärmte, sah sie Annle kommen.
„Wie geht es Sosanna?“, fragte sie.
Annle zuckte die Achseln, was Isabel als Zeichen dafür nahm, dass keine Veränderung eingetreten war. Obwohl Sosanna, ein-, zweimal die Augen geöffnet hatte, gesprochen hatte sie nicht. Ihr Gesicht drückte Entsetzen aus. Erst als sie ihren Bauch betastete und die Bewegungen des Ungeborenen sie sicher sein ließen, dass es lebte, wurde sie ruhiger.
Annle sprach langsam und deutete auf den Eingang des Ringwalls. Isabel verstand nur ein oder zwei Worte, etwas über ein Boot und Männer. Sie wischte sich die Hände an ihrem léine ab. „Ist es Patrick?“
Die Frau nickte. Isabel schützte mit der Hand ihre Augen und sah die Gestalt ihres Mannes, begleitet von einem dunkelhaarigen Krieger, den sie nicht kannte, den Ringwall betreten. Annle neben ihr murmelte: „Das ist Ruarc.“
Auch wenn Isabel die restlichen Worte nicht verstand, spürte sie, dass Ruarc mit Sosanna verwandt sein musste.
Patrick bewegte sich selbstbewusst und ließ den Blick über jeden Einzelnen schweifen. Er trug eine Lederrüstung über einer grünen Tunika und dazu passende Lederarmbänder an den Unterarmen. Seine Oberarme zierten geflochtene goldene Bänder. Obwohl sie seinen Rang anzeigten, erkannte Isabel in diesem Moment die Wahrheit. Ihr Gatte war beides, König und Sklave seines Volkes. Nie ließ er die Maske fallen, nie ließ er sie den Mann sehen, der sich hinter dem König verbarg.
Die meisten der Inselbewohner grüßten ihn. Doch als Patrick
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