Irische Hochzeit
Cousin an dessen Tunika, doch Ruarc griff nach seiner Kehle. Zur Verteidigung grub Patrick die Finger in Ruarcs verletztes Handgelenk und warf seinen Cousin mit einer schnellen Drehbewegung zu Boden. „Du hast hier schon genug Ärger verursacht. Ich sollte dich verbannen.“
Seine Männer betrachteten das Geschehen unbehaglich. Er konnte spüren, wie ihre Zweifel und Ruarcs Zorn seine Autorität untergruben.
„Dann tu es doch.“ Ruarc rieb sich die Handgelenke. „Eher verlasse ich Laochre, als dass ich zusehe, wie du unseren Stamm betrügst.“ Sein düsterer Hass war fast greifbar. „Was ist das für ein König, der einen Mann einsperrt, weil er versucht, die Ehre seiner Schwester zu verteidigen?“
Patricks Gesicht verhärtete sich. Er hatte Ruarc noch nichts von Sosannas Selbstmordversuch erzählt. „Sie ist jetzt in Sicherheit.“
„Jetzt?“ Ruarc wurde blass und ballte die Fäuste. „Was ist ihr geschehen?“
„Sie ist auf Ennisleigh und wird dort bleiben, bis sie wieder gesund ist.“
Ruarc stieß einen Fluch aus. „Wie schlimm ist sie verletzt? Wenn die Normannen …“
„Sie lebt, und ich werde dich zu ihr bringen. Isabel sieht nach ihr.“
„Du lässt eine der Gaillabh sich um Sosanna kümmern?“
„Ich lasse meine Frau zusammen mit der Heilerin die Verlet zungen deiner Schwester pflegen. Sosanna versuchte, sich das Leben zu nehmen.“
Ruarc starrte ihn an. Dann griff er nach dem Schwert an seiner Seite und riss es aus der Scheide. „Ich hätte sie retten können, wenn du mich nicht eingesperrt hättest.“
„Steck dein Schwert ein“, warnte ihn Patrick. „Und du solltest Sir Anselm dafür danken, dass er ihr das Leben rettete.“
Der Gesichtsausdruck seines Cousins wurde noch verbissener. „Du hast recht.“ Seine Stimme klang tödlich ruhig, während er auf Sir Anselm zuging. „Ich sollte ihm danken.“
Bevor Patrick sich rühren konnte, holte Ruarc mit seinem Schert gegen den normannischen Ritter aus. Ohne eine Gefühlsregung zu zeigen, wehrte Sir Anselm den Schlag ab. Im Gegensatz zu ihm warf Ruarc sich regelrecht in den Zweikampf und ließ seiner ganzen Wut in einem schnellen, bösartigen Kampf freien Lauf.
Wenn auch Sir Anselm jedem Stoß auswich, tat er nichts, um Ruarc herauszufordern. Patrick sah, wie sein Cousin ermüdete, und obwohl der Normanne mehrmals Gelegenheit hatte, den Kampf zu beenden, achtete er offenbar darauf, seinen Gegner nicht zu demütigen.
Unleugbar besaß sein Cousin viel Kraft, doch der Ritter war ein überragender Kämpfer. Im Laufe des Kampfes versammelten sich immer mehr Männer, um zuzuschauen. Einige der Iren fingen an, auf Gälisch zu singen, um Ruarcs Klinge anzufeuern. Patrick sah ihre Gesichter, ihr Verlangen, der normannische Hauptmann möge eine Niederlage erleiden. Sie setzten all ihre Hoffnung auf Ruarc. Doch mit jedem Schwerthieb wurde der Unterschied zwischen den beiden Männern sichtbarer. Patrick wollte eigentlich nicht, aber er musste den Kampf beenden.
Seinem Cousin strömte der Schweiß über das Gesicht, und seine dunklen Augen waren hasserfüllt. Aber Anselm führte den Kampf ruhig fort und ließ Ruarc sich völlig verausgaben.
Patrick ließ den Blick über die Menge schweifen, ob er vielleicht einen seiner Brüder erspähen konnte. Schließlich entdeckte er Bevan. Er ging zu ihm und sagte: „Wir müssen sie aufhalten.“
„Das kannst du nicht. Dafür ist es zu spät.“ Der harte Ton Bevans ließ Patrick plötzlich erkennen, dass sein Bruder auf einen Sieg Ruarcs hoffte. Auch er wollte keinen Frieden, noch glaubte er, dass es einmal Frieden geben könnte.
Patrick zog sein Schwert, trat zwischen die Männer und fing den nächsten Schlag seines Cousins ab. Mit aller Kraft hielt er Ruarc davon ab, noch einen Hieb auszuführen.
„Genug“, sagte er ruhig. Und an den Hauptmann gewandt fügte er hinzu: „Ihr habt gut gekämpft. Ich werde Euch und Euren Männern ein Fass unseres besten Bieres schicken.“
Dann drehte er sich zu Ruarc um. „Wir fahren jetzt nach Ennisleigh. Dort kannst du dich um das Wohlergehen deiner Schwester kümmern.“
Die brennende Wut in Ruarcs Gesicht hatte nicht nachgelassen. „Ich will nichts von dir.“
„Triff mich am Strand, wenn du Sosanna sehen willst.“ Patrick verließ den Ringwall. Hinter sich vernahm er das leise Murren der Männer.
„Er wird einer der ihren“, hörte er eine Stimme sagen.
„Was hast du denn erwartet?“, erwiderte ein anderer. „Er ist mit einer
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