Irische Hochzeit
darauf, dass der Mann wieder zuschlug.
Da durchbohrte ein Pfeil Donals Schulter. Ó Phelan brüllte auf vor Schmerz, und der Schrei eines seiner Männer, dem jetzt ein Pfeil in der Hand steckte, antwortete ihm.
Patrick nützte seinen Vorteil, auch wenn er nicht wusste, wer die Pfeile abgeschossen hatte. „Verlass unser Land, bevor der nächste Pfeil dein Herz trifft.“
Das Gesicht des Anführers war wutverzerrt. „Welch ein Feigling greift aus dem Wald heraus an?“ Er drehte sich zu den Bäumen hin um und bellte: „Zeig dich!“
Aus dem Gehölz tauchte eine Frau auf, die auf einem ihrer Pferde ritt. Sie hielt einen Bogen mit aufgelegtem Pfeil in der Hand. Auch wenn sie Gesicht und Kopf mit einem brat bedeckt hatte, erkannte Patrick den grässlichen léine. Es konnte nur Isabel sein.
Er hätte seine Frau erwürgen mögen. Wie konnte sie auch nur daran denken, hierherzukommen, ihr Leben inmitten eines feindlichen Stammes zu riskieren? Wenn sie sich weiter vorgewagt hätte, hätten die Männer sie ohne zu zögern niedergeschlagen, Frau oder nicht.
„Wer bist du?“, wollte Donal Ó Phelan wissen. Sie streifte den brat zurück und enthüllte zu Zöpfen geflochtenes goldenes Haar und ein Gesicht, das Patrick inzwischen schon verfolgte. „ Tá sé Isabel Mac Egan.“
Dass er seine Frau Irisch sprechen hörte, verblüffte Patrick. Er hatte nicht gewusst, dass sie überhaupt etwas von seiner Sprache verstehen konnte. Wann hatte sie zu lernen begonnen?
Und dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Blitz – sie hatte sich selbst eine Mac Egan genannt.
Auch wenn das nicht stimmte, es erfüllte Patrick mit einer seltsamen Zufriedenheit und mit Stolz. Sie zeigte mehr Mut als die meisten Frauen, stellte sich einem feindlichen Stamm entgegen, als wäre sie eine von ihnen. Als hätte sie sich das Recht errungen, eine Mac Egan zu sein.
Er zwang sich, nicht länger darüber nachzudenken, und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Donal Ó Phelan.
„Sie ist meine Frau, und wenn du nicht willst, dass sie den nächsten Pfeil abschießt, solltest du besser verschwinden.“
Donal Ó Phelan starrte Isabel an und grunzte. Ohne den Blick von ihr zu wenden, zog er den Pfeilschaft aus der Schulter und zerbrach ihn. Obwohl die Wunde stark blutete, stieg er auf sein Pferd und befahl seinen Männern, ihm zu folgen. Erst als sie fort waren, konnte Patrick aufatmen.
„Lauf in den rath und sieh nach, ob es allen gut geht“, befahl er Ruarc. „Wir kommen gleich nach.“
In ihm hatte sich eine Mischung aus Angst und Zorn zusammengebraut. Er wusste nicht, ob er Isabel bestrafen oder ob er ihr danken sollte. Stattdessen winkte er sie zu sich. Er steckte das Schwert in die Scheide und umklammerte dessen Griff.
Ihre Tollkühnheit hätte sie wer weiß was kosten können. Sie hätte verletzt oder getötet werden können. Wenn sie gestorben wäre, hätte der Stamm dafür büßen müssen. Sein Zorn drohte ihn zu überwältigen.
Als sie bei ihm war, senkte sie den Bogen. „Wurde jemand verletzt? Hast du Schafe oder Vieh verloren?“
Er streckte den Arm aus und nahm die Waffe an sich. „Das hier gehört dir nicht.“
Sie legte die Finger auf seine Hand und hielt die Waffe fest. „Der Bogen war auf der Insel. Also gehört er mir.“
„Ich habe dir befohlen, nicht zu kommen. Es war zu gefährlich.“
„Ich habe mich aus dem Kampf herausgehalten“, widersprach sie. Der entschlossene Zug um ihren Mund und das wütende Funkeln ihrer Augen warnten Ihn. Sie sah keinerlei Unrecht in dem, was sie getan hatte. Patrick legte ihr den Arm um die Taille und hielt sie fest.
Ketten und Handfesseln hatten schon ihr Gutes.
„Du hättest nicht kommen sollen.“
„Aber ich habe sie aufgehalten. Sie konnten euch kein Vieh rauben.“
„Du hast den Stammesanführer der Ó Phelan in eine beschämende Lage gebracht. Das wird er dir so schnell nicht vergessen.“
„Dann hätte er eben nicht versuchen dürfen, zu stehlen, oder?“
Sie wollte seine Hand wegschieben, doch er hielt sie fest. „Du gehst jetzt nirgendwohin.“ Diese Nacht würde sie in Laochre bleiben müssen.
Wenigstens konnte er sie so besser im Auge behalten.
Zum ersten Mal war Isabel in Patricks Schlafgemach. Tiefblaue Vorhänge hingen vom Baldachin des Bettes, am Fenster standen ein einfacher Holztisch und ein Stuhl. Als sie näher an den Tisch herantrat, stellte sie fest, dass das Holz mit erlesenen Schnitzereinen verziert war. Es musste Jahre gebraucht haben, solch ein
Weitere Kostenlose Bücher