Irische Hochzeit
Halle nicht sehr groß, doch Isabel hatte frische Binsen ausgestreut und Annle überreden können, ihr einen der Webstühle in den Turm zu stellen. Außerdem hatte Trahern ihr bereits einen neuen Stuhl angefertigt, und Patrick wollte ihr bei nächster Gelegenheit einige Möbel aus Laochre bringen.
Die gemütlichere Umgebung und der vertraute Klang des Webstuhls gaben ihrer Seele Frieden, auch wenn sie Patrick im vergangenen Monat nur ein- oder zweimal gesehen hatte.
Denn seit der Nacht, in der sie fast ihre Unschuld verloren hätte, mied er sie. Sie versuchte, nicht daran zu denken. Schließlich waren sie übereingekommen, nach dem Besuch ihres Vaters getrennte Wege zu gehen.
Doch irgendwie vermisste Isabel ihn. Und bei den kurzen Gelegenheiten, in denen sie einander sahen, betrachtete er sie stets mit einem merkwürdigen Ausdruck in den Augen. Als ob sie für ihn immer unerreichbar bliebe.
Die Tür flog auf und Ewan stürzte herein. „Wir brauchen die Große Halle.“
Isabel stand auf und legte die Wolle beiseite. „Warum?“
Er trat von einem Fuß auf den anderen und tanzte beinahe vor Aufregung. „Trahern ist gekommen, um Geschichten zu erzählen. Aber er kann wegen des Regens den Versammlungsort nicht benutzen. Deswegen kommen sie hierher.“
„Wer kommt?“
„Die Inselbewohner. Trahern ist einer der besten Barden, und er kennt einige neue Geschichten. Die will er erzählen.“ Ewans schiefes Grinsen zeigte brüderlichen Stolz.
Isabel wurde verlegen. „Aber ich habe nichts zu essen und zu trinken für sie.“ Es war das erste Mal seitdem sie nach Erin gekommen war, dass sie Gastgeberin einer Versammlung war, und sicher würden ihre Gäste ein Urteil über ihre Fähigkeiten in dieser Hinsicht fällen. Oder über ihre mangelnden Fähigkeiten.
„Du musst mir helfen“, bedrängte sie Ewan. „Kehre nach Laochre zurück und hole Essen und ein Fass des besten Weins, den wir haben. Bring die Normannen dazu, dir zu helfen. Und schicke nach Sir Anselm und seinen Männern.“
Ewan schüttelte den Kopf. „Das Essen kann ich besorgen, doch die Stammesgenossen werden die Normannen hier nicht haben wollen.“
„Mir ist gleich, was sie wollen oder nicht. Das hier ist für beide eine Gelegenheit, eine unterhaltsame Nacht ohne jeden Kampf zu verbringen. Ich will sie hier haben, zusammen mit den Iren.“
Man würde ein Fass Wein brauchen, um beide Seiten betrunken genug zu machen, die Gesellschaft der anderen zu ertragen. Doch wenn die Männer ihre Streitigkeiten beilegten, war es die Sache wert.
„Eventuell brauchen wir auch zwei Fässer Wein“, korrigierte sie sich. Und betete zu den Heiligen, dass die Männer sich nicht gegenseitig bekämpfen würden.
Isabel schob den Webstuhl beiseite und fing an aufzuräumen. „Wir haben nicht genügend Platz, damit alle sich setzen können. Heilige Mutter, was soll ich nur machen?“ Sie sprach leise mit sich selbst, während sie angestrengt nachdachte. Dann wirbelte sie herum. „Warum stehst du immer noch hier herum?“, sagte sie zu Ewan. „Lauf! Nicht lange, und sie werden hier sein.“
Der Junge rannte nach draußen, und Isabel schürte das Feuer, legte mehr Torf auf, damit es wärmer wurde. Sie zündete Fackeln an und steckte sie in die eisernen Halter entlang den Wänden. Nicht lange, und der Raum erstrahlte in warmem Licht.
Sie warf sich den brat über den Kopf und stürzte hinaus in den Regen. Jetzt brauchte sie Annle, um mehr Sitzgelegenheiten in die Halle zu bringen.
Draußen strömte der Regen nieder. Isabel hämmerte an Annles Hütte. Ihr Mann Brendan ließ sie herein, und Isabel stolperte hinter dem großen, dünnen Iren her. Mit seiner ruhigen Art und seiner sanften Stimme war er einer der Wenigen, die sich ihr gegenüber freundlich zeigten.
„Was ist los?“, fragte Annle. „Ist etwas geschehen?“
„Ja, es ist etwas geschehen.“ Isabel sah sich in der kleinen Hütte um und zählte Stühle und Bänke. „Ich brauche Eure Hilfe, um genügend Stühle und Bänke zusammenzubekommen. Trahern kommt vom Festland herüber, um Geschichten zu erzählen.“
Annle zuckte die Achseln. „Ich weiß. Wir werden uns in der Burg versammeln, so wie immer.“ Sie runzelte die Stirn. „Das heißt, wenn Ihr nichts dagegen habt.“
„Natürlich nicht. Aber man kann sich nirgends hinsetzen.“ Aus einer dunklen Ecke tauchte Sosanna auf. Ihr helles Haar war über der Stirn geflochten, der Rest fiel ihr über die Schultern. Sie trug einen einfachen grünen
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