Irische Hochzeit
geschnitzten Holzsessel betrachtete, fragte sie sich, ob je eine andere Frau dort sitzen würde.
Würde er Donal Ó Phelans Angebot noch einmal überdenken? Er hatte gesagt, er würde sie nicht fortschicken. Jedenfalls nicht, bevor die normannische Invasion vorbei war. Sie blinzelte und wünschte sich nichts mehr auf der Welt, als Teil dieses Königreichs zu sein.
Sie ging Richtung Tür, weil sie dort Sosanna mit ihrem Kind auf dem Arm warten sah. Einige der normannischen Frauen standen am Eingang herum und sprachen leise miteinander. Eine von ihnen trat vor und machte einen Knicks. „Königin Isabel, wie können wir helfen? Die anderen wollen nicht mit uns sprechen.“
Isabel warf einen Blick nach draußen auf die Steinhütten und verstand, dass die Iren stumm gegen die Besucher rebellierten. „Ich muss die Große Halle für unsere Gäste vorbereiten und mich auch um das Mahl kümmern.
Sie wandte sich an Sosanna. „Willst du den Frauen helfen?“
Sosanna sah zu Boden. Ihr Gesicht zeigte Bestürzung. Isabel streckte die Hand aus und nahm die Hand der jungen Frau in die ihre. „Ich brauche deine Hilfe.“
Man merkte der Frau ihre Zweifel an, doch da betrat Anselm die Burganlage. In holprigem Irisch fragte er nach der Gesundheit der jungen Mutter. „ Conas tá tú?“
Sosanna nickte, und es gelang ihr ein kleines Lächeln. Sie hob ihr Kind an die Schulter und tätschelte es leicht.
„Du … sitzen.“ Anselms Irisch war kaum zu verstehen, doch den Rest erklärte er ihr mit den Händen.
„Anselm, würdet Ihr Sosanna helfen, einen Platz zu finden, wo sie bei den normannischen Frauen sitzen und ihnen helfen kann?“, bat Isabel.
Der Ritter willigte ein. Er ging zu Sosanna und wartete einen Moment, bevor er sie einfach hochhob. Die junge Mutter protestierte nicht, sondern legte zu Isabels Überraschung den Arm um seinen Nacken.
Eine der normannischen Frauen trat an Isabel heran. „Ich habe ihn noch nie so gut gelaunt gesehen“, bemerkte sie. „Sir Anselm war einer von Lord Thornwycks besten Kämpfern, aber nie zuvor sah ich ihn lächeln.“
„Es hat sich vieles geändert“, erwiderte Isabel. „Und ich hoffe, ihr werdet hier ein neues Heim finden.“
Sie konnte nur beten, dass die Iren ihre neuen Nachbarn schließlich auch willkommen heißen würden. Doch der eisige Empfang verhieß nichts Gutes für die Zukunft.
Den ganzen Morgen über arbeiteten die normannischen Frauen, während ihre Kinder Torf fürs Feuer sammelten und miteinander spielten. Trotz dieser Bemühungen behielten die Männer und Frauen des Mac Egan-Stammes ihr unangenehmes Schweigen bei und benahmen sich, als wären die Normannen gar nicht da.
Isabel beteiligte sich eifrig, unterwies die Normannen und versuchte, die Leute von Laochre und die Inselbewohner in die Vorbereitungen mit einzubeziehen. Wann immer sie sich ihnen näherte, erstarrten sie und wandten den Blick ab, als würden sie sie nicht sehen.
Beim Mittagsmahl war Isabel den Tränen nahe. Sie gab den Frauen letzte Anweisungen und ging dann, in der Hoffnung, einen Moment allein sein zu können, eine gewundene Steintreppe hinauf, die zu Patricks Gemach führte. Sich nur einmal richtig ausweinen! Danach würde sie sich wieder zusammennehmen können.
Doch als sie die Tür aufstieß, sah sie drinnen Patrick stehen. Sein feines Gewand lag auf dem Bett, jetzt trug er nur seine Beinlinge. Wie es schien, war er dabei, sich für die Kampfübungen mit seinen Männern umzuziehen.
„Verzeihung“, murmelte sie und wandte sich zum Gehen.
„Geh nicht.“ Er kam zu ihr und schloss die Tür. Seine nackte Haut war ihr so nah, dass sie sich zwingen musste, den Blick abzuwenden. Bei Gott, er war ein gut aussehender Mann. Gerne hätte sie die Arme um seine Taille geschlungen, ihr Gesicht an seinem Hals vergraben und alle Probleme mit den Iren und Normannen vergessen.
„Was ist los?“, fragte er.
„Es war ein schwieriger Morgen“, gestand sie ein. „Dein Stamm will weder mit mir noch mit irgendeinem der anderen sprechen. Sie weigern sich, ihre Hütten zu verlassen.“
Er zuckte die Achseln. „Das überrascht mich nicht. Sie werden deine Leute hier kaum willkommen heißen.“
„Ich weiß nicht, was ich noch tun soll.“ Sie setzte sich aufs Bett. „Ich dachte, wir könnten sie zu einer Einheit machen. Aber sie wollen es noch nicht einmal versuchen.“
Er setzte sich mit ernstem Gesicht neben sie. „Ich bin mir nicht sicher, ob das je gelingen wird, Isabel. Sie werden immer
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