Irische Hochzeit
seine Reise zum Festland. Annle und Sosanna begleiteten Isabel, zusammen mit den normannischen Frauen und Kindern. Die Normanninnen waren hingerissen von Sosannas Kind und stießen ob der zarten Hände und Ohren bewundernde Rufe aus. Die junge Mutter strahlte vor Glück.
Am Bug des Bootes wurde Sir Anselms Gesicht beim Anblick des neugeborenen Jungen ganz weich. Er schenkte Sosanna ein etwas knurriges Lächeln. Als Antwort darauf errötete sie.
Isabel fragte sich, ob das Paar nicht mehr als nur Freunde werden könnte. Es schien ihr gut möglich. Sie wickelte ihre Röcke um die Knie und betrachtete die grüne Küste. Patrick ruderte zusammen mit den anderen Männern. Er beobachtete sie noch immer, und unter seinen Blicken wurde Isabel ganz unruhig. Doch selbst wenn Patrick sie begehrte, seine Gefühle gingen auf keinen Fall tiefer.
Sie wollte so gerne glauben, dass er sie zu seiner wahren Gattin und zur Königin von Laochre machen würde. Mehr denn je wollte sie an seiner Seite sein. Doch sie konnte Donal Ó Phelans Angebot nicht vergessen – Patrick solle sich von ihr trennen und stattdessen seine Tochter heiraten.
Als sie die Küste erreichten, machten sich die Normanninnen bereitwillig auf den Weg. Anscheinend freuten sie sich auf ihr neues Heim. Die Kinder, eine bunte Mischung aus Normannen und Iren, liefen voraus und lachten, wenn sie stolperten und ins Gras fielen. Sir Anselm ging neben Sosanna, bot ihr seinen Arm und passte sich ihren langsameren Schritten an.
Aus einem kleinen Unterschlupf nahe dem Strand brachte Patrick ein Pferd, ein cremefarbene Stute. Isabel erkannte auch sein eigenes Pferd Bel, einen schlanken, schwarzen Hengst. Patrick hob sie in den Sattel der Stute, bevor er den Hengst bestieg.
Seite an Seite ritten sie stumm auf den mächtigen Ringwall zu. Isabel spürte überdeutlich seine Gegenwart, angefangen von der feinen Kleidung, die er trug, bis zu der Krone auf seinem Kopf. „Wie lange werden wir in Laochre bleiben?“, fragte sie ruhig.
„Bis die Invasion vorüber ist. Es ist sicherer, wenn wir zusammenbleiben.“
„Was, wenn unsere Völker einander bekämpfen?“, fragte sie. Sie glaubte, dass Ruarc bestimmt noch weiteren Streit stiften würde.
Patrick sah zu ihr hinüber, und sein Gesicht spiegelte ihre Zweifel wider. „Ich werde deine Hilfe brauchen. Wenn wir den Frieden erhalten wollen, könnten die Frauen hilfreich sein.“
Es war das erste Mal, dass er sie offen um ihre Hilfe bat. Isabel versuchte, nicht zu zeigen, wie überrascht sie war. „Ich will tun, was ich kann.“
Er sagte nichts, sondern starrte wieder auf die sie umgebende Landschaft. Isabel war überrascht, als sie die weit fortgeschrittenen Arbeiten an Laochre sah. In den vergangenen Wochen hatte Patrick damit begonnen, die Außenseiten in reinem Weiß zu verputzen, um der Anlage den Anschein einer steinernen Festung zu geben. Genau so, wie sie es vorgeschlagen hatte.
„Es sieht fast aus, als würdest du eine Burg bauen“, sagte sie, verblüfft über die Veränderungen. Auch wenn die Arbeiten noch lange nicht fertig waren, konnte sie erkennen, dass er sich bemühte, die Festung in eine Burg mit Vorburg umzubauen, wie sie die Normannen zu errichten pflegten. Lange, rechteckige Fachwerkhäuser waren die Unterkünfte der Kämpfer aus England.
„Dir gefallen also die Veränderungen.“
„Ja.“ Sie konnte die Bewunderung in ihrer Stimme nicht verbergen. Holzgerüste erhoben sich bis hoch über den Turm, und Männer waren dabei, Zinnen zu bauen.
„Sir Anselm schickte uns einen seiner Männer, damit er bei den Entwürfen hilft. Wie ich gehört habe, arbeitete er auch an den Plänen von Thornwycks Burg mit.“
„Sie sieht nicht ganz so aus wie die meines Vaters.“ Isabel erkannte Unterschiede in der Bauweise. „Wie lange wirst du brauchen, um das hier zu beenden?“
„Höchstwahrscheinlich Jahre. Das heißt, wenn uns nicht wieder einer angreift.“
Als sie endlich den inneren Hof erreichten, übergab Isabel ihr Pferd einem Stallburschen und folgte Patrick in das Gebäude. Sie nahm das Umschlagtuch vom Kopf und legte es sich um die Schultern. Das Innere des Turms, auch wenn es immer noch etwas ausgeschmückt werden musste, war geputzt worden, und man hatte frische Binsen ausgestreut. Die Schragentische waren zur Seite geschoben, sodass ein großer Versammlungsraum entstanden war. Es gab Körbe voll Blaubeeren.
„Wir werden hier mit den Leuten reden“, sagte Patrick. „Ich möchte, dass sie
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