Irische Liebesträume
eine Veränderung in ihr vor, ohne dass sie es wollte. Sie war wirklich sehr erleichtert, als der Abend zu Ende ging.
Es war dunkel, als sie herauskamen, und während Ellie schweigend neben Feargal herging, blickte sie hinauf zu den Sternen und seufzte unbewusst auf.
“Bist du traurig, Ellie?”
“Ja.”
“Erzähl mir von deinem Zuhause. Was machst du dort?”
“Nicht viel”, gestand sie. “So, wie es aussieht, finde ich keinen Job. Keiner, der mit mir zusammen die Universität verließ, hat bis jetzt eine Stelle gefunden”, sagte sie bedrückt.
“Das ist nicht nur in England so.”
“Nein. Es ist die reinste Zwickmühle: Die Arbeitgeber wollen Leute mit Erfahrung. Aber wie soll man Erfahrung sammeln, wenn man keinen Job bekommt?”
“Wohnst du zu Hause bei deinen Eltern?”
“Nein”, sagte sie lächelnd. “Ich habe eine kleine Wohnung. Das heißt, ein Zimmer mit Bad und Küche.”
“Und wie kannst du dir das leisten?”
“Ich bekomme Wohngeld. Nicht viel, aber genug, um damit zurechtzukommen, wenn ich sparsam bin.”
“Helfen deine Eltern dir denn nicht?”
“Nein. Sie meinen, ich sollte auf eigenen Füßen stehen. Was auch völlig in Ordnung ist”, fügte sie rasch hinzu, damit Feargal nicht glaubte, sie würde jammern. “Und es ist immer noch besser, als zu Hause zu leben.”
“Weil du nicht gut mit deinen Eltern auskommst?”
“O doch. Zumindest einigermaßen. Dad und ich sind gute Freunde. Aber ich fürchte, für meine Mutter bin ich eine große Enttäuschung. Anscheinend kann ich ihr nichts recht machen. Vor allem bin ich nicht so, wie sie mich gern hätte.”
“Und wie hätte sie dich gern?”
“Verheiratet. Gebildet. Manchmal schaut sie mich an, seufzt traurig auf, lächelt verwundert, als könnte sie nicht glauben, dass ich wirklich ihre Tochter bin. Aber ich mag nun einmal nicht auf vornehme Veranstaltungen gehen und Smalltalk mit albernen Leuten machen, die nichts zu sagen haben. Ich gefalle mir so, wie ich bin”, sagte sie traurig.
“Dann hast du wohl eine Zigeunerseele in dir schlummern, wie?”
“Vermutlich.”
“Und du möchtest nicht heiraten?”, fragte er. “Nur befreundet sein und keine Chance ungenutzt lassen?”
“Das war keine sehr nette Bemerkung”, tadelte sie ihn. “Doch, ich würde gern heiraten”, gestand sie, obwohl sie besser gelogen hätte, denn das hätte ihn davon überzeugt, dass sie keine Absichten auf ihn hatte. Aber sie war nicht besonders gut im Lügen. Und warum hätte sie es auch tun sollen? “Ich hätte auch gern Kinder, aber nicht von …”
“Einem Schnösel aus der Oberschicht?”, fragte Feargal, wenn auch ziemlich gleichgültig.
“So ist es”, stimmte sie zu. Plötzlich hatte sie einen Kloß im Hals, und ihr Blick war von Tränen verschleiert. Ich will nicht nach Hause, dachte sie. Ich will hierbleiben, wo die Leute so nett zueinander sind und Feargal mir vielleicht eines Tages doch glauben wird.
“Woran denkst du?”
“Oh, an nichts Besonderes.” Sie konnte ihm wohl kaum sagen, wie geborgen sie sich bei ihm fühlte. Wie beschützt.
“Und jetzt sind wir zu Hause”, stellte er, wie sie fand, fast spöttisch fest.
“Ja.”
“Du reist morgen ab?”, fragte er.
“Ja.” Was sollte sie mehr dazu sagen?
“Dann verabschiede ich mich jetzt von dir.” Er drehte sie zu sich herum und umschloss ihr hübsches Gesicht mit beiden Händen. “Es hätte anders kommen können, nicht wahr?”
“Ja.”
Mit einem schwachen Lächeln, das nicht das geringste Bedauern verriet, küsste er sie zärtlich. “Gib gut auf dich Acht, Ellie. Folg nicht wieder Männern bis nach Hause. Sie könnten anders sein als ich. Nicht so …”
“Liebenswürdig?”, fragte sie.
“Ja.” Er führte sie hinein, ging in sein Arbeitszimmer, und als er gerade dabei war, die Tür hinter sich zu schließen, fiel Ellie ein, dass sie noch nicht mit ihm abgerechnet hatte.
“Feargal, du hast mir noch nicht gesagt, was ich dir schulde.”
Er drehte sich um und sah sie eine Weile an, bevor er höflich antwortete: “Nichts.” Er nickte ihr kurz zu, als wäre sie nur eine zufällige Bekannte, und schloss die Tür hinter sich.
Seine Welt ist in Ordnung, dachte Ellie. Und meine sollte es auch sein. Sie begriff nicht, warum sie es nicht mehr war. Sie seufzte und ging in den Salon.
Feargals Mutter saß in einem Sessel neben dem Feuer am offenen Kamin und strickte. “Hallo, meine Liebe.” Sie lächelte. “Ich habe Sie in den letzten Tagen
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