Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
kam durch die Tür, sah die ganzen Frackträger und nuschelte beim Rausgehen: „Verdammte Scheiße, das falsche Studio!“
Verwundert kam er wieder zurück: „Was ist denn hier los? Was machen die ganzen Leute?“
„Ach, wir probieren nur einen Song aus.“
Dann erschien die Frau mit der Harfe und fragte mich nach meinen Wünschen: „Was möchten Sie gerne hören?“ Ich besaß selbst eine Harfe, doch mein spielerisches Können beschränkte sich auf ein „Ding, Dong“.
„Äh, so was in der Art von ,Plink Plonk‘. Das versuche ich immer selbst.“
Sie blieb lässig und schlug vor: „Etwa so?“
Ihre zerbrechlichen Finger flogen zärtlich über die Saiten und erzeugten einen himmlischen Klang.
„Ja, genau so!“
Ich fühlte mich wie ein Idiot. Wie blöd muss man sein, eine Klassikerin zu bitten „Plink, Plonk“ zu spielen. Meines Wissens nach wurde vorher noch nie eine solche Kombination aufgenommen – eine heavy Gitarre, ein Chor und eine Harfenspielerin. Es klang großartig und setzte sich von allem anderen ab.
Das Cover von Sabotage ist die mit Abstand peinlichste Plattenhülle von Sabbath.
Wir posierten vor einem Spiegel, in den ein identisches Bild hineinmontiert wurde. Die Musiker sind also nicht spiegelverkehrt zu sehen. Bevor es zur Fotosession ging, meinte Bill: „Ich weiß nicht, was ich anziehen soll!“
Er fragte seine Frau: „Kann ich mir deine Strumpfhose ausleihen?“
Er zog sie tatsächlich an, hatte aber nicht an seine karierte Unterhose gedacht, die durchschien! Typisch Bill. Ozzy wurde auch nicht zur Mode-Ikone, denn er trug ein japanisches Trauergewand. Ich hörte oft, wie die Leute darüber lästerten und ihn als „Homo im Kimono“ bezeichneten. Wir sahen recht unterschiedlich aus, was das Cover aber auch nicht besser machte. Oh verflucht, wir mussten in den nächsten Jahrzehnten noch oft Spott und Häme über uns ergehen lassen.
Im Vergleich zu Sabbath Bloody Sabbath war der Sound auf Sabotage um einige Nuancen härter. Auch der Klang der Gitarre wirkte härter und aggressiver. Das lässt sich mit Sicherheit auf den Stress mit Geschäftsleuten, Rechtsanwälten und ständigen Vorladungen zurückführen. Das Album lief ganz ordentlich, doch nicht so gut wie die Vorgänger. So ist es halt im Leben – man kann nicht ständig höher und höher kommen. Manchmal hat ein Mensch Glück, und manchmal wird er von Schicksalsschlägen getroffen. Neue Musiker tauchen auf der Szene auf, und Stile verändern sich. Der Geschmack des Publikums ändert sich ständig. Trotz aller Beschwernisse stampften wir weiter unseres Weges. Black Sabbath hatten viel Glück mit den Fans, denn sie bewiesen uns über all die Jahre ihre Loyalität. Zur Zeit von Paranoid gab es mal eine Phase, in der wir vor allem kreischende Teenager anzogen, die aber nie zu unserem Stammpublikum zählten. Sie mögen halt alles, was in den Top 10 läuft. Wir wollten mit ihnen aber nichts zu tun haben und keine Hitlieferanten werden, wir wollten keine Teenager-Idole sein. Das war nicht unser Ding. Uns interessierte nur die Musik, und darin liegt einer Gründe, dass sich die Alben noch nach so vielen Jahren verkaufen. Manchmal kann ich das gar nicht glauben. Es ist phänomenal, denn die Musik von Black Sabbath zieht immer wieder neue Generationen an.
39: Au Backe!
Mein alter Freund Albert Chapman arbeitete als Manager, Türsteher und Mädchen für alles in einem Club in Birmingham. Ich fragte ihn: „Hast du Lust, mit nach Australien zu kommen und uns ein bisschen zu helfen?“
„Na klar, gerne!“
Das war im November 1974. Nachdem er mit uns die andere Seite der Welt bereist hatte, blieb er noch bis zur Sabotage -Tour 1975, bei der Sabbath im Sommer in den USA auftraten. Bei einigen Gigs spielten Kiss im Vorprogramm. Die Shows glichen einem Spektakel. Ich konnte kaum glauben, was da alles abging – die Kostüme, das Make-up, das Feuerspucken, Mini-Feuerwerke, die aus den Gitarren sprühten, und Gott weiß was. So eine Show habe ich seit damals nie wieder erlebt.
Am Anfang konnten wir nichts mit den Musikern von Kiss anfangen. Wir wechselten sogar das K in ihrem Logo durch ein P aus. Wenn wir am Flughafen warteten, erkannten wir sie nicht, weil sich Kiss in der Öffentlichkeit nur ungeschminkt zeigten. Wahrscheinlich waren es aber die langhaarigen Typen mit den vielen Pickeln, die sie vom Make-up bekamen.
Im Laufe der Zeit lernten wir die Musiker kennen und freundeten uns mit ihnen an. Vor einigen Jahren trat ich
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