Iron Witch
sein. »Jetzt weiß ich, was das für ein Rauch ist!«, rief sie aufgeregt. Xan befreite seinen Arm aus ihrem Griff. »Was für ein Rauch?«
»Oh, sorry.« Donna schüttelte langsam den Kopf und versuchte sich zu beruhigen. »Der Rauch, den ich das ganze Jahr in der hinteren Ecke des Grundstücks sehe. Wir müssen direkt unter diesem Teil des Anwesens sein.«
»Also was ist das für ein Ding? Schon klar, dass es ein Ofen ist. Aber was macht man damit?«
Donna grinste. »Ich möchte dir Slow Henry vorstellen.« Sie verbeugte sich und zog dabei mit ihrem Arm einen weiten Kreis, als ob sie ihn mit dem Athanor bekannt machen wollte.
»›Slow Henry‹?« Xan schmunzelte. Ihre Aufregung war auf ihn übergesprungen.
»Das ist sein Spitzname wegen seiner Ausdauer und Zuverlässigkeit. Der Athanor brennt das ganze Jahr über und lässt seinen Besitzer selten im Stich. Kein Feuer, keine Alchemie. Hier hat alles seinen Ursprung.«
Wer hätte gedacht, dass Alchemie so interessant sein könnte? Und das hier war interessant. Hätte Alma ihr so was früher mal gezeigt, hätte sie ihrem Lehrstoff bestimmt mehr Aufmerksamkeit gewidmet.
Ihre Blicke überflogen bereits den Rest des Raums. An der einen Wand hing eine beachtliche Sammlung von Glasgefäßen an hölzernen Haken in jeder nur erdenklichen Größe und Form. Einige erkannte Donna aus ihren Büchern, aber der Rest war ihr völlig fremd. Sie sah ein Seelenbehältnis, fuhr mit den Fingern über eine Engelsröhre und bestaunte ein besonders schönes Mondgefäß.
Am hinteren Ende des Raums entdeckte sie eine in die Steinmauer eingelassene, enge und dunkle Mauernische. Donna ging darauf zu und sah, dass die Nische tatsächlich die Öffnung zu einer winzigen Kammer war. Im Innenraum war gerade genügend Platz für einen grauen Vorhang, der von der Decke bis auf den Boden fiel. Er war schwer und dick und hing an einer viereckigen Stange. Fast sah er aus wie ein riesiger Duschvorhang. Es erinnerte sie an etwas, das ein Zauberer auf der Bühne benutzen würde, um seine Assistentin verschwinden zu lassen.
Ihr blieb die Spucke weg, als ihr klar wurde, was es war. Das hier war der heiligste Raum im Labor eines Alchemisten, das Oratorium – ein Ort der Meditation und inneren Einkehr. Unwillkürlich berührte Donna den groben Stoff des Vorhangs.
»Was ist das denn?«, rief Xan.
Sie zuckte vor Schreck zusammen und war froh über die Ablenkung, da sie irgendwie ein schlechtes Gewissen hatte, diesen Raum betreten zu haben. Sie kam aus der Nische, um zu sehen, was er gefunden hatte.
Entlang einer Wand schlängelte sich ein Wirrwarr aus Kupferrohren. Donna folgte ihnen bis zu ihrem Ursprung am Boden: ein dicker, birnenförmiger Kessel aus einem undefinierbaren Material.
Simon hatte einen Drachenkondensator – das war der Hammer. Dieser uralte Apparat wurde dazu benutzt, die Lebensessenz aller bekannten Stoffe zu isolieren. Wenn sie sich richtig erinnerte, war der Kondensator (eine Art Verflüssiger) ein wichtiges Werkzeug zur Erschaffung von Homunkuli – winzige künstliche Wesen, die mit der Lebenskraft einer Vielzahl chemischer Verbindungen getränkt wurden.
»Xan, das ist es!« Donna hielt sich den Mund zu, als ihr bewusst wurde, dass sie beinahe geschrien hätte. Nicht, dass es hier unten einen Unterschied gemacht hätte, trotzdem … es konnte nicht schaden, vorsichtig zu sein.
Xan starrte den Kondensator an, als ob der Kessel jeden Moment mit der Herstellung des Elixiers loslegen würde. »Das Ding macht das Elixier des Lebens?«
»Nein, nein – das mein ich nicht.« Donna fuchtelte mit den Händen und stolperte in der Aufregung über ihre eigenen Worte. »Das ist ein Drachenkondensator. Okay, sparen wir uns die ewig lange und langweilige Erklärung. Vertrau mir einfach, wenn ich dir sage, dass er für ein Verfahren benutzt wird, welches angeblich Miniaturlebensformen erschaffen kann. Ich glaube aber nicht, dass das Ganze ohne das Elixier funktioniert.«
Xan schien nicht gerade beindruckt. »Und?«
» Und? Warum sollte Simon einen verdammten Kondensator hier unten haben, wenn er ihn nicht tatsächlich auch benutzt? Das ergäbe keinen Sinn – das Ding ist nutzlos, wenn man nicht einen Tropfen des Elixiers in das Gemisch gibt. Und das müsste man jedes Mal tun, wenn er in Betrieb genommen wird.« Donna hätte nicht im Traum daran gedacht, dass sie einmal dankbar sein würde für die endlosen Stunden, die sie damit verbracht hatte, historische Abhandlungen über
Weitere Kostenlose Bücher