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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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weißen Kitteln kamen uns entgegen oder überholten uns, ein Durcheinander von Stimmen und aufgeregten Rufen schwirrte durch die Luft wie das Summen eines Bienenschwarms. Als wäre das Chaos noch nicht groß genug, hatte Adler seine Constabler vor den Türen postiert, die nun nicht nur alles im Auge behielten, sondern das Personal auch unangemessen scharf kontrollierten und mit unnötigen Fragen traktierten.
    Der Verursacher zumindest dieser Seite des Chaos stand vor der letzten Tür auf der linken Seite und hinderte jeden – Nikola eingeschlossen – daran, den Raum hinter ihm zu betreten, unterstützt von einem seiner Constabler, der ein grimmiges Gesicht aufgesetzt und die Hand auf den Schlagstock gelegt hatte. Hinter ihm flackerte das Licht einer Petroleumlampe, und ich sah sich hektisch bewegende Schatten.
    »Was geht hier vor?«, blaffte ich Adler an, aber das noch einmal stärker gewordene Unwetter verdarb mir mit einem gleich mehrfachen Donnerschlag den Effekt. Ich musste meine Worte wiederholen, und die gewonnene Zeit reichte Adler, um wieder das gewohnte überhebliche Lächeln auf sein Gesicht zu zwingen.
    »Wie schön, dass Sie die Zeit gefunden haben, uns zu besuchen, Mister Devlin«, sagte er bissig. »Hatten Sie etwa Wichtigeres zu erledigen, oder was hat Sie aufgehalten?«
    Tatsächlich hatten wir irgendwo auf dem Weg hier herab den Anschluss an Watson und Mulligan verloren, was aber nicht an mangelnder Eile gelegen hatte, sondern eher daran, dass Allison in zunehmendem Maße schwächelte. Natürlich leugnete sie das nicht nur hartnäckig, sondern hatte auf meine Fragen auch mit zunehmender Gereiztheit reagiert, sodass ich es bald aufgegeben hatte, über dieses Thema zu reden und sie nur ebenso aufmerksam wie unauffällig im Auge behielt. Was ich zu sehen bekam, gefiel mir überhaupt nicht: Allisons Bewegungen wirkten sonderbar ziellos und bemüht, und ihr Blick wurde zunehmend unstet. Ihr Gesicht war nicht blass, sondern weiß, und das wenige, das sie gesprochen hatte, kam nur schleppend und mit sichtlicher Anstrengung über ihre Lippen.
    Jetzt gerade jedoch war ihre Stimme scharf, und ihre Augen funkelten gewohnt kampflustig. »Es wäre schneller gegangen, wenn Ihre Männer uns nicht wie Sträflinge behandeln würden, Inspektor«, schnappte sie. »Was fällt Ihnen eigentlich ein?«
    »Captain«, verbesserte sie Adler beiläufig. »Und Sie tun nur, was ich Ihnen befehle. Und ich befehle Ihnen nur, was notwendig ist.«
    Und was notwendig war, das entschied vermutlich ganz allein er, dachte ich, schluckte aber jede entsprechende Bemerkung hinunter und versuchte in die Zelle zu treten. Doch Adler winkte nur Allison vorbei und schüttelte bei mir prompt den Kopf. »Nur sie«, sagte er. »Miss Carters platonisch-väterlicher Freund hat ausdrücklich nach ihr verlangt.«
    »Und er hat auch ausdrücklich gesagt, dass Quinn Devlin nicht dabei sein soll?«, fragte ich.
    Adler machte sich nicht einmal die Mühe, darauf zu antworten, sondern verschränkte nur die Arme vor der Brust und funkelte mich herablassend an. Er genoss das, begriff ich, jeden einzelnen Moment in vollen Zügen. Und ich würde den Teufel tun und ihm diesen Genuss auch noch versüßen.
    »Das wird Folgen haben, das versichere ich Ihnen«, sagte ich trotzdem. So viel immerhin war ich mir schuldig. »Wenn das hier vorbei ist, werde ich entsprechende Erkundigungen einholen. Und sollte sich herausstellen, dass Sie Ihre Kompetenzen überschritten haben, werde ich das nicht hinnehmen.«
    Ich hatte mit allen möglichen – auch drastischen – Reaktionen gerechnet, doch nicht mit dem, was nun geschah. Adler nahm die Arme herunter, und sein höhnisches Feixen erlosch wie abgeschaltet. »Wenn das hier vorbei ist, Devlin«, sagte er mit einem Ernst, der mich hätte frösteln lassen, hätte ich mir eine solche Reaktion im Zusammenhang mit Captain Adler gestattet, »dann können wir alle von Glück sagen, wenn wir noch am Leben sind.«
    »Was … soll das heißen?«, fragte ich.
    Adler kam nicht mehr zu einer Antwort, da Mulligan und Watson hinter ihm aus der Tür traten. Mulligan schob sie hinter sich ins Schloss und nahm auf dieselbe Weise wie Adler zuvor davor Aufstellung: finsteren Blickes und mit trotzig vor der Brust verschränkten Armen. Obwohl einen guten Kopf kleiner als der Captain, wirkte er in dieser Pose ebenfalls sehr einschüchternd.
    »Was soll das?«, erkundigte sich Adler, wobei er allerdings eher verdutzt als zornig klang.
    »Mister

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