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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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fragte, warum der Sprecher überhaupt einen Fernsprechapparat brauchte.
    »Ja, genau wie ich es befürchtet …«, fuhr Watson fort, unterbrach sich erneut und sah kurz Nikola und dann deutlich länger Captain Adler an, »… selbstverständlich, Arthur … ja … ich gebe ihn Ihnen.« Er stand halb von seinem Stuhl auf und beugte sich vor, um Adler den Hörer hinzuhalten. »Jemand möchte Sie sprechen, Captain.«
    Adler starrte den Hörer an, als wäre er etwas potenziell Gefährliches, das sein Misstrauen verdiente. »Mich? Wer?«
    »Bitte, Captain.« Watson wedelte ungeduldig mit dem Hörer. »Sie sollten ihn nicht unnötig warten lassen. Arthur ist kein geduldiger Mann.«
    Widerwillig griff Adler nach dem Hörer, hielt ihn ans Ohr und meldete sich, und was danach auf seinem Gesicht geschah, war wirklich sehenswert. Von Verblüffung über Unglauben bis hin zu gerechter Empörung und blankem Zorn wechselte sich fast die gesamte Skala der Gefühle darauf ab. »Ja, das ist …«, begann er, »… ich sagte … selbstverständlich nicht … nein, ich werde gewiss nicht … Sir, Sie … Sie können doch nicht von mir verlangen … ja, den kenne ich … natürlich, aber … ich verstehe … sehr wohl, Sir … selbstverständlich … jawohl, Sir, ganz wie Sie … selbstverständlich … auf Wiederhören, Sir.«
    Mit nunmehr steinerner Miene reichte er Watson den Hörer zurück, wartete, bis dieser sich ebenfalls verabschiedet und eingehängt hatte, und stand auf. Wortlos streckte er die Hand aus, und Nikola reichte ihm ebenso wortlos, aber mit einem schon fast anzüglich breiten Grinsen, den Zettel, auf dem all seine Wünsche vermerkt waren.
    »Bis Mitternacht wäre wunderbar«, sagte Nikola fröhlich. »Aber allerspätestens bis Sonnenaufgang. Ich muss noch gewisse Vorbereitungen treffen.«
    Adler faltete Nikolas Zettel mit so sorgsam überpräzisen Bewegungen zusammen und steckte ihn ein, dass wohl nicht nur ich ihm ansah, was er sehr viel lieber damit getan hätte. Er würdigte Nikola keines einzigen Blickes, sondern drehte sich steifbeinig um und stolzierte wortlos hinaus. Dann warf er die Tür mit einem Knall hinter sich ins Schloss, der gute Chancen hatte, selbst mit den lautesten Donnerschlägen des vergangenen Gewitters mitzuhalten.
    »Was für ein Dummkopf«, sagte Nikola fröhlich.
    Adler war vieles, aber gewiss kein Dummkopf, doch jetzt war auch nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu reden. Stattdessen deutete ich auf den Telefonapparat vor Watson. »Wer war das?«
    »Ein Freund«, antwortete Watson auf eine Art, die mir klarmachte, dass er nicht mehr dazu sagen würde.
    Ich versuchte es trotzdem. »Es muss ein sehr einflussreicher … Freund sein.«
    »In der Tat«, bestätigte Watson. Nikola griente sogar noch breiter. »Ich werde Ihnen bei Gelegenheit alle Ihre Fragen beantworten, Mister Devlin, aber jetzt muss ich mich wieder um meine Patienten kümmern.«
    War das seine Art, mich hinauszukomplimentieren? Ich setzte zu einem harschen Protest an, bekam aber Hilfe von unerwarteter Seite.
    »Nur noch einen Moment, Doktor«, sagte Nikola. »Diese Träume, Quinn, von denen Sie gesprochen haben … worum genau ging es darin?«
    Ich erinnerte mich nicht, überhaupt von meinen Träumen gesprochen zu haben, und wollte es auch ganz bestimmt nicht, aber zugleich hatte Nikolas Frage auch etwas Dringliches. Außerdem wäre ich mir undankbar vorgekommen, ihn sozusagen im Stich zu lassen.
    »Ich erinnere mich kaum«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Es war nur …« Ich suchte nach Worten und hob schließlich die Schultern. »Ein Gefühl.«
    »Aber kein unangenehmes«, vermutete Nikola. »Ganz im Gegenteil. Eher so etwas wie von Geborgenheit. Wie eine warme Umarmung. Das Gefühl, in Sicherheit zu sein.«
    Es war das genaue Gegenteil gewesen. Ich starrte ihn an, doch er musste meinen Blick wohl so falsch deuten, wie es überhaupt nur ging, denn er bemühte sich um ein verständnisvolles Lächeln. »Das muss Ihnen nicht peinlich sein, Quinn. Mir ist es genauso ergangen. Und allen anderen auch, mit denen ich geredet habe. Stanley und der Junge. Und Allison.«
    Ich sagte auch dazu nichts, doch Nikola las wohl abermals in meinem Gesicht, und jetzt deutete er meinen Blick offenbar richtig. »Es gibt keinen Grund, eifersüchtig zu sein. Allison und ich sind nur gute Freunde, glauben Sie mir.«
    »Eifersüchtig? Was für ein Unsinn!«
    »Und der Junge erzählt dasselbe?«, fragte Watson eine Spur zu hastig. Vielleicht war ihm

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