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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ausgeht.«
    »Ungeheuer?«, fragte Allison.
    »Nennen Sie sie, wie Sie wollen«, polterte Adler. »Ich bin für die Sicherheit der Menschen in dieser Stadt verantwortlich, und ich nehme diese Aufgabe ernst, ganz egal, wie Ihr Freund Devlin dazu steht! Dieses Institut steht unter Quarantäne, solange diese … Wesen … nicht besiegt sind! Ende der Diskussion!«
    Allison war ganz offensichtlich anderer Meinung. »Und Sie haben nicht das Gefühl, dass sich bei dieser Argumentation die Katze irgendwie selbst in den Schwanz beißt?«, spottete sie.
    »Haustiere interessieren mich in diesem Zusammenhang nicht«, entgegnete Adler wenig originell. »Ich habe mir etwas dabei gedacht, Sie und die anderen … Überlebenden … aus diesem Keller hierher bringen zu lassen. Niemand verlässt dieses Institut. Auch ich nicht, falls es Sie beruhigt.«
    Am Ende hatte sich das Gewitter in seiner Wut wohl selbst verzehrt und entlud seinen restlichen Zorn in einem einzigen unvorstellbar grellen Blitz, der alle Farben aus der Welt tilgte und mir ein elektrisches Kribbeln über den gesamten Körper jagte; fast unmittelbar gefolgt von einem urgewaltigen Donnerschlag, von dem ich mir nicht nur einbildete, dass er die Bodendielen unter meinen Füßen vibrieren ließ.
    Dann war es vorbei. Das Trommeln des Regens gegen die Fensterscheiben hielt nicht nur an, sondern schien sogar noch weiter an Intensität zugenommen zu haben, als der Nachhall des letzten Donnerschlages in meinen Ohren verklungen war, doch irgendwie spürte ich auch, dass diesem letzten Blitz kein weiterer folgen würde. Ein allerletzter Donnerschlag setzte ein Ausrufezeichen hinter Adlers Worte, und Nikola nutzte die Zwangspause, um seinen Zettel auseinanderzufalten und ihn Adler nun dergestalt hinzuhalten, dass er gar nicht mehr anders konnte, als danach zu greifen und den Text darauf zu lesen. Er sagte nichts, aber sein Gesichtsausdruck änderte sich mit jedem Wort, das er las. Und nicht zum Guten. Schließlich lachte er humorlos auf.
    »Sie sind verrückt«, sagte er. »Sie bräuchten zehn Mann und zwei Wagen, um das alles zu transportieren. Und zwei Tage!«
    »Eher zwanzig Mann und vier Tage«, antwortete Nikola ungerührt. »Vor allem die Spulen sind sehr schwer. Und ich brauche es bis morgen früh.«
    Adlers Unterkiefer klappte herunter. »Wie?«
    »Und ich kann nicht einmal garantieren, dass bis dahin noch alle am Leben sind«, fügte Watson hinzu. »Vor allem Mister Jacobs’ Zustand bereitet mir Sorge. Wenn ich ehrlich sein soll, dann verstehe ich nicht, wieso er überhaupt noch lebt.«
    »Der alte Knabe ist zäh«, vermutete Nikola.
    »Aber auch nicht unzerstörbar«, fügte Allison hinzu. Da war etwas in ihrer Stimme, das mich aufhorchen ließ. Irgendwie hatte sie an Kraft verloren, und dasselbe galt auch für ihren Blick und, wenn man es genau nahm, eigentlich für alles an ihr. Der Eindruck war so vage, dass ich ihn kaum greifen konnte, aber zugleich auch unübersehbar.
    Und es schien nicht nur mir so zu ergehen. Nikola tauschte einen ebenso verstohlenen wie unübersehbar alarmierten Blick mit Watson, und auch Adler wurde sichtlich hellhörig. Etwas geschah mit Allison, das war alles, was ich sagen konnte. Und es war nichts Gutes.
    »Ist alles in …«, begann ich, und Adler räusperte sich so unecht, dass es schon fast lächerlich klang.
    Noch unechter wirkte die Geste, mit der er Nikola seinen Zettel zurückgab. »Eine nette Idee, Professor, aber leider unmöglich zu realisieren.«
    »Für mich«, bestätigte Nikola. »Und genau aus diesem Grund bitte ich ja auch Sie, diese Materialien zu besorgen. Sie haben sowohl die nötigen Männer als auch die Kompetenzen, den Transport zu veranlassen.«
    »Ich soll zwanzig meiner Männer einer unbekannten Gefahr für Leib und Leben aussetzen, nur auf Ihr Wort hin, Professor?« Adler lachte böse, und Allison setzte dazu an, etwas zu sagen, fuhr sich dann nur nervös mit der Zungenspitze über die Lippen und blinzelte. Sie wirkte verwirrt, hilflos, wie ein Mensch, der unversehens aus einem tiefen Schlaf gerissen wird und sich noch nicht in der Wirklichkeit zurechtfindet.
    »Allison?«, fragte ich.
    Allison blinzelte noch einmal und antwortete auch jetzt nicht, sondern wirkte nur noch verstörter.
    »Allison?«, fragte ich noch einmal. »Ist alles in Ordnung?« Ihr Anblick beantwortete die Frage im Grunde allein, und dass sie zögerlich nickte und sich in ein vollkommen verunglücktes Lächeln zu retten versuchte, machte es

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