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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wurde mir schwarz vor Augen, doch ich drückte instinktiv die Knie durch und versuchte dasselbe auch mit dem Rücken, um den erbarmungslosen Griff des Maschinenmannes zu sprengen.
    Natürlich machte ich es nur schlimmer. Der Schmerz war so grässlich, dass ich mich wohl nur nicht übergab, weil mir der Arm mittlerweile den Hals komplett zuschnürte.
    Rote Blitze aus reinem Schmerz explodierten vor meinen Augen, und ich erkannte nur noch ein Chaos aus Bewegungen, die einzeln nicht mehr zuzuordnen waren. Etwas – vermutlich ein Tritt – traf meine Kniekehle und ließ mich einbrechen, und ein weiteres und vermutlich noch stärkeres Paar Eisenhände packte meine Handgelenke und begann sie in Richtungen zu drehen, in denen sie nur zerbrechen konnten. Dann tauchte ein breitflächiges Gesicht mit kalten Augen und gebleckten Zähnen aus blitzendem Stahl so dicht vor meinem auf, dass ich den Atem des Mannes hätte spüren können – hätte er denn geatmet –, und zerplatzte in eine Million winziger grafitfarbener Metallwürfel, die wie ein Hagel aus winzigen Nadeln in mein Gesicht bissen. Erst jetzt hörte ich den peitschenden Knall und sah die orangerote Mündungsflamme des Schusses. Jemand schrie, was mir einigermaßen absurd vorkam, und ein zweiter und möglicherweise noch lauterer Schuss krachte.
    Dieses Mal explodierte niemand, doch der Druck auf meinen Hals ließ endlich nach, sodass ich mich aufrichten und mit einem röchelnden Keuchen nach Luft schnappen konnte. Der Arm schlang sich immer noch um meinen Hals, sodass ich mich losriss und mit aller Kraft daran zerrte. Um ein Haar hätte ich das Gleichgewicht verloren und konnte einen Sturz durch einen hektischen Stolperschritt gerade noch verhindern, was vermutlich daran lag, dass ich tatsächlich nur noch den Arm in den Händen hielt. Er war mitsamt dem Gelenk aus der Schulter gerissen und das zerfetzte Ende (das tatsächlich bis ins Detail einem menschlichen Schultergelenk glich, nur dass es komplett aus Metall bestand) sprühte Funken. Zähes Öl tropfte wie regenbogenfarbenes Blut zu Boden, und die Finger bewegten sich nach wie vor in einem unablässigen, klickernden Rhythmus.
    Trotz allem einfach nur verwirrt stolperte ich herum und wurde mit einem Anblick belohnt, wie er grässlicher kaum sein konnte: Der Mann, der mich gepackt hatte, stand zwei Schritte hinter mir und schwankte wie ein missgestaltetes Schilfrohr im Wind. Nicht nur sein rechter Arm, sondern die halbe Schulter bis fast zum Hals waren abgerissen, sodass Funken sprühende elektrische und mechanische Innereien zum Vorschein kamen, die Ströme von schillernder Kühl- und Schmierflüssigkeit über den Körper bluteten. Es war nur eine Maschine, die perfekte Nachbildung eines Menschen aus Eisen, Glas und anderen unbekannten Materialien, und doch erfüllte mich der Anblick nicht nur mit schierem Grauen, sondern ließ auch eine Woge so intensiver Übelkeit in mir aufsteigen, dass ich mich mit aller Macht beherrschen musste, um meine letzte Mahlzeit nicht wieder von mir zu geben. Dass der metallene Mann immer stärker schwankte und schließlich stocksteif nach hinten fiel und mit einem Geräusch wie eine stürzende Bronzestatue auf dem Boden aufschlug, machte es auch nicht besser.
    »Devlin! Kommen Sie her, verdammt noch mal!«
    Weder erkannte ich die Stimme, noch wusste ich in diesem Moment genau, wer dieser Devlin war und wohin er kommen sollte, doch da war ein winziger Rest von Vernunft in mir, dem die Antworten auf diese Fragen vollkommen egal waren und der dafür sorgte, dass ich auf der Stelle in die Richtung stolperte, aus der die Stimme gekommen war. Nach wie vor tobte ein Orkan aus reiner chaotischer Bewegung rings um mich herum, in dem ich rein gar nichts zu erkennen vermochte, da krachte ein weiterer Schuss, gefolgt von etwas, das wie der Schrei aus einer stählernen Kehle klang.
    Dann erkannte ich Mulligan, der gerade unter dem Anprall zweier eiserner Angreifer zu Boden ging. Ein dritter versuchte mir in den Weg zu treten und kippte dann zur Seite, als ein weiterer Schuss krachte, der ihm das Bein dicht unterhalb des linken Knies abriss. Grafitgrauer Staub, Eisenwürfel und zerfetzte Drähte explodierten in alle Richtungen, und das abgerissene Bein setzte seinen Weg noch ein gutes Stück schlitternd fort, selbst als der Eisenmann längst zu Boden gefallen war.
    »Devlin! Schnell!«
    Eine hektisch wedelnde Hand unterstrich die Dringlichkeit noch, die diesmal unüberhörbar in der Stimme

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