Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
sicher.«
    »Ob wir sie retten sollen?«
    »Ob wir sie damit umbringen oder ihr zumindest großen Schaden zufügen«, erwiderte Watson. »Oder ob sie es überhaupt zulassen.«
    Er deutete mit einer zaghaften Geste hinter sich. Ich folgte seinem Blick und sah die Spinne, die sich zwar wieder um etliche Schritte zurückgezogen hatte, aber sprungbereit dazuhocken schien und uns aus ihren kalten gläsernen Augen aufmerksam beobachtete.
    »Aber sie tun uns nichts«, sagte Mulligan.
    »Solange wir nichts tun, was sie stört«, bestätigte Watson, was streng genommen allerdings nur eine Vermutung war. Vielleicht spielten sie auch einfach nur ein Spiel mit uns.
    »Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden, Doktor«, mischte ich mich ein.
    »Es könnte sie umbringen«, sagte Watson noch einmal, und Mulligan wäre wohl nicht Mulligan gewesen, hätte er die Gelegenheit nicht genutzt, um hinzuzufügen: »Oder uns.«
    Das sollte mich empören und tat es bis zu einem gewissen Grad auch, aber es war auch wahr. Ich setzte zu einer Antwort an, überlegte es mir dann anders und sah mich um. Nicht nur Allison war halb in das Kettengeflecht eingesponnen, nach und nach gewahrte ich auch den Rest der kleinen Gruppe Vermisster, und nach einigem Suchen entdeckte ich auch Nikola, nur ein kleines Stück entfernt und auf eine … andere Art mit dem Hive verbunden, ohne dass mir der Unterschied sofort klar geworden wäre. Sein Anblick erschreckte mich fast noch mehr als der Allisons und der anderen. Er war übel verletzt. Sein Gesicht und seine Hände waren mit eingetrocknetem Blut bedeckt, das die tiefen Schnitte und Schrammen darunter aber nicht zur Gänze kaschieren konnte. Er schien sich wacker zur Wehr gesetzt zu haben, auch wenn es ihm am Ende nichts genutzt hatte. Trotzdem erfüllte mich der Gedanke mit einer gewissen trotzigen Zufriedenheit.
    Ich erhob mich und trat langsam auf Nikola zu. »Er wüsste wahrscheinlich besser als ich, was zu tun ist.«
    Watson war mir gefolgt, ohne dass ich es gemerkt hatte, und sah mich nun auf eine Weise an, die mir ganz und gar nicht gefiel.
    »Und was wollen Sie damit sagen?« Ich streckte die Hand nach Nikola aus, wagte es aber nicht, ihn zu berühren. Was von seiner Haut sichtbar war, das wirkte grau und fiebrig. Er befand sich auf demselben Wege wie der Mann, den wir gefunden halten, begriff ich – und das schon nach wenigen Stunden. Das Hive verzehrte seine Opfer immer schneller. Voller Schrecken wurde mir klar, dass wir möglicherweise schon zu spät gekommen waren, um Allison zu retten.
    »Wir könnten zuerst ihn befreien und hoffen, dass er weiß, was zu tun ist«, schlug Watson vor.
    Der Vorschlag empörte mich zwar, aber tief in mir flüsterte eine Stimme, die diese Idee durchaus verlockend fand. Nikola war nicht nur trotz allem in körperlich besserer Verfassung als Allison, sondern konnte uns zweifellos auch als Einziger weiterhelfen.
    Watson deutete auf Mulligans Tasche und schickte einen auffordernd fragenden Blick hinterher. Ich schüttelte so hastig den Kopf, dass ich beinahe das Gleichgewicht verloren hätte.
    »Uns läuft du Zeit davon, Mister Devlin«, sagte Watson. »Und ich fürchte, uns bleibt nur ein einziger Versuch. Also entscheiden Sie.«
    » Ich ?«, ächzte ich. Wie kam er auf die Idee, dass ich diese monströse Entscheidung treffen könnte?
    »Soll ich entscheiden, wer leben darf und wer nicht?«
    »Diese Entscheidung könnt ihr nicht treffen. Es steht nicht in eurer Macht, uns Schaden zuzufügen.«
    Es war Chip, der das sagte, obwohl er zugleich nur ein Stück entfernt dalag und immer schneller von dem eisernen Kettengeflecht überwuchert wurde. Zugleich stand aber auch ein zweiter Chip ein halbes Dutzend Schritte entfernt da und sah uns ruhig an, das Spinnentier direkt an seiner Seite. Es hatte den hässlichen Schädel gesenkt, damit sich Chip an ihm auf eine sehr vertraut wirkende Art abstützen konnte, wie ein anderer seinem treuen Hund den Kopf gekrault hätte. Ich war jetzt sicher, dass es das Ungeheuer aus dem Schlachthaus war. Die beiden gehörten zusammen.
    Auch der Junge hatte sich verändert. Er war noch immer Chip – oder eben auch nicht, je nachdem –, aber sein Gesicht und seine Hände waren nun wieder unversehrt, sein Arm war nicht mehr gebrochen, und er trug den nicht ganz passend zusammengestohlenen Anzug, in dem ich ihm das erste Mal begegnet war.
    »Das war es eigentlich nie«, fügte Chip hinzu, nachdem er uns hinlänglich Zeit gelassen hatte, zu

Weitere Kostenlose Bücher