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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bauen. Umständlich zählte er die einzelnen Teile nicht nur gleich mehrfach, sondern begutachtete auch jedes Metallstück ausgiebig, bevor er es in einer seiner verwirrend vielen Jackentaschen verschwinden ließ.
    »Wo ist Stanley?«, wollte Allison wissen. »Wartet er draußen?«
    »Mister Jacobs?« Adler gab die Frage mit einer Geste an den Constabler weiter, der jedoch nur mit einem verwirrten Blick darauf reagierte.
    »Stanley Jacobs«, sagte Adler unwirsch. »Glatze, zweihundert Pfund schwer, Backenbart und Säufernase. Er muss hier vorbeigekommen sein.«
    »Ich bin seit einer Stunde hier«, antwortete der Constabler. »Bis auf ein paar Kollegen ist hier keiner vorbeigekommen.«
    »Aber es ist der einzige Weg nach draußen.«
    »Deshalb weiß ich ja auch, dass Mister Jacobs nicht vorbeigekommen ist«, beharrte der Constabler. »Ich habe mich seit einer Stunde hier nicht weggerührt.«
    »Sie müssen sich täuschen«, meinte Adler, und das in einem Ton, der deutlich machte, dass sie darüber noch sprechen würden, beließ es im Augenblick jedoch dabei, Nikola mit wachsender Ungeduld anzustarren. Mir erging es nicht sehr viel anders. Mir war gar nicht aufgefallen, wie viele Trümmerstücke Nikola in diesem schrecklichen Keller eingesammelt hatte. Auch Adler schien sich zu fragen, was Nikola mit all diesem blitzenden Metall wollte. Als er endlich fertig war, atmeten sowohl Adler als auch ich selbst erleichtert auf und wollten uns abwenden, doch Allison schüttelte den Kopf.
    »Wo ist der Rest?«, fragte sie.
    »Welcher Rest?« Der Constabler machte eine unwirsche Geste. »Das ist alles, was ich in Verwahrung hatte.«
    »Der Bauplan und die Journale.« Allison wandte sich herausfordernd an Adler. »Ich habe gesehen, dass Ihre Leute alles mitgenommen haben. Ich möchte es zurück.«
    »Sie haben das Recht auf Ihr persönliches Eigentum«, antwortete Adler kühl. »Alles andere gehört Mister Jacobs und wird ihm zu gegebener Zeit schon zurücke r …«
    »Mein Onkel wartet draußen auf uns?«, fiel ihm Allison ins Wort, und sie gab ihm gar nicht erst die Gelegenheit zu antworten. »Nun, dann muss ich wohl hinausgehen und ihm erklären, warum er noch einmal herkommen und Sie auffordern muss, ihm sein Eigentum zurückzugeben. Vertrauliche Unterlagen, die Ihre Männer widerrechtlich aus seinem Büro entfernt haben, nebenbei bemerkt.«
    »Übertreiben Sie es nicht, junge Dame«, sagte Adler gepresst. Ich konnte ihm in Gedanken nur beipflichten. Ein Teil von mir kam nicht umhin, ihre Dreistigkeit zu bewundern, doch ich hoffte auch, dass sie den Bogen nicht überspannte. Männer wie Adler legten das Gesetz mitunter erschreckend leichtfertig nach eigenem Gutdünken aus, aber tief in sich hatten sie sich einen Rest von Stolz bewahrt, den man besser nicht herausforderte. Wenn sie ihn zu sehr in die Enge trieb, dann war ihm durchaus zuzutrauen, dass er etwas tat, was keinem von ihnen gefallen würde; mich selbst eingeschlossen.
    Doch dieser Punkt schien noch nicht erreicht zu sein. Adler starrte mit ärgerlich zusammengezogenen Brauen auf sie herab, aber dann reagierte er nur mit einem abgehackten Nicken, fuhr auf dem Absatz herum und verschwand im Sturmschritt. Allison erlaubte sich ein ebenso flüchtiges wie zufriedenes Lächeln, folgte ihm aber dann so schnell, dass Nikola und ich uns unsererseits sputen mussten, um nicht den Anschluss zu verlieren.
    Wir holten Adler nur ein, weil er die Tür zu seinem Büro aufgerissen hatte und dann wie erstarrt stehen geblieben war.
    »Was ist passiert?«, entfuhr es mir.
    Hinter meiner Stirn begann eine lautlose Alarmglocke zu schrillen, allein weil ich sah, wie Adler dastand. Wie ein Mann, der buchstäblich vor Schrecken erstarrt war.
    »Worauf warten Sie, Inspektor?« Allison versuchte ihn aus dem Weg zu schieben, doch genauso gut hätte sie auch versuchen können, die Wand daneben mit bloßen Händen einzureißen. Adler wog gut und gerne doppelt so viel wie sie.
    »Wenn Sie glauben, dass ich auf so einen billigen Trick …«
    Ich legte ihr beide Hände auf die Schultern und schob sie kurzerhand zur Seite, während ich mich zugleich auf die Zehenspitzen stellte, um über Adlers Schulter zu blicken. Viel war es nicht, was ich sehen konnte, aber es war unheimlich genug.
    Adlers gesamtes Büro schien zum Leben erwacht zu sein oder doch zumindest sein Schreibtisch und ein kleiner Bereich des Bodens ringsum. Überall wuselte und raschelte es, bewegten sich blitzende und klickende … Dinge

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