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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihrem Gesicht verwandelte sich schlagartig in eine Mischung aus Erleichterung und Sorge. Und einer Spur von Vorwurf, der keinen Grund brauchte.
    »Quinn! Wo sind Sie so lange gewesen? Hat man Ihnen etwas getan?«
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte ich rasch. »Das Missverständnis hat sich aufgeklärt. Wir können gehen.« Ich wandte mich an Adler. »Das können wir doch, oder?«
    Adler nickte abgehackt. Er sagte nichts, sondern presste die Kiefer nur so fest aufeinander, dass man es hören konnte, gab den beiden Constablern aber auch einen Wink, von Carter abzulassen.
    »Das wurde aber auch Zeit!«, schimpfte sie unverdrossen weiter. »Was fällt Ihnen ein, uns hier stundenlang und widerrechtlich festz u …?«
    »Die Beamten haben nur ihre Arbeit gemacht«, fiel ich ihr ins Wort. »Es war ein Missverständnis. Der Portier hat die Situation falsch eingeschätzt, aber nun hat sich alles aufgeklärt.«
    »Vorerst«, knurrte Adler, und sein Blick fügte lautlos hinzu, dass die Sache damit noch lange nicht ausgestanden war. Nicht, was mich und ihn anging.
    »Es war ein aufregender Tag für uns alle«, wandte er sich an Allison. »Es hat eine Menge Missverständnisse gegeben, auf beiden Seiten. Lassen wir es für heute dabei bewenden.«
    Allison sah nicht so aus, als wollte sie auch nur irgendetwas irgendwann dabei bewenden lassen, sodass ich mich rasch wieder zu Adler umdrehte, bevor sich ihr Unmut ganz gegen mich richtete. »Wir wollen Mister Jacobs nicht unnötig warten lassen.«
    »Mister …?« Allison sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein, und hinter ihr erhob sich Nikola von der gemauerten Bank und sah mit einem Male sehr aufmerksam aus. Ich musste mir selbst leicht verwirrt eingestehen, dass ich ihn glatt vergessen hatte. »Stanley? Sie haben ihn gefunden? Wo? Wie geht es ihm?«
    »Sie haben es ihr noch nicht gesagt?«
    »Ich wollte Ihnen schließlich nicht den ganzen Spaß verderben«, versetzte Adler bissig.
    »Sie haben Stanley gefunden und sagen mir kein Wort?«, ereiferte sich Allison. »Das ist …«
    Adler drehte sich wortlos weg und ging, und ich legte ihr rasch die Hand auf den Arm, bedeutete Nikola mit einem Blick, ihnen zu folgen, und zog sie mit mir hinter dem Captain her, bevor sie noch der Schlag traf – oder Adler, sollte sie sich losreißen und ihm nachstürzen.
    »Wo ist er?«, fragte sie aufgeregt. »Wie geht es ihm? Hat man ihm etwas angetan?«
    »Ihrem Onkel geht es gut«, antwortete ich so betont, dass nicht einmal mehr sie so tun konnte, als hätte sie es nicht gehört, sondern für einen Moment bestürzt (und ein bisschen schuldbewusst) aussah. Dann übernahm die alte Allison wieder das Regime, und sie schürzte die Lippen und fragte knapp: »Wo ist er?«
    Ich ging weiter. »Er wartet draußen auf uns. Ich habe ihn nur kurz gesehen und weiß so wenig wie Sie. Aber ich bin sicher, dass er uns alles erklärt.«
    Allison schenkte mir zwar noch einen verstörten Blick, hüllte sich darüber hinaus aber in eingeschnapptes Schweigen. Ich konnte trotzdem spüren, wie es in ihr arbeitete. Diese ganze Geschichte entpuppte sich mittlerweile als wirklich kompliziert.
    Wir holten Adler an einem kleinen vergitterten Schalter ein, hinter dem ein missmutig dreinblickender Constabler uns aufforderte, eine Quittung zu unterschreiben, damit er uns unsere persönlichen Dinge wieder aushändigen konnte. Ich verbiss mir die Bemerkung, dass mich niemand nach meiner Unterschrift gefragt hatte, als man uns unsere Habseligkeiten abgenommen hatte, kritzelte einen Haken unter die handgeschriebene Liste und zündete mir zuallererst in aller Ruhe eine Zigarre an – zwei fehlten, wie mir nicht entging –, während Allison ebenfalls ihr Hab und Gut in Empfang nahm, wobei sie allerdings nicht mit spitzen Bemerkungen geizte.
    Adlers Augen verengten sich, als er sah, dass ich mir eine der teuren Zigarren angesteckt hatte, die ich aus Jacobs’ Büro hatte mitgehen lassen. Er selbst hielt keine Zigarre mehr in den Händen, wofür ich ganz dankbar war. Es hätte mir noch gefehlt, in ein Wettrauchen mit dem Mann einzutreten, der nichts unversucht ließ, mich zu demütigen.
    Ich hätte das gastliche Polizeirevier am liebsten auf der Stelle verlassen. Aber das ging nicht, denn bei Nikola gestaltete sich die Herausgabe seiner Habseligkeiten etwas komplizierter als bei mir und Allison. Was der Constabler ihm durch das Gitter zuschob, das schien durchaus zu reichen, um eine weitere seiner geheimnisvollen Maschinen zu

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