Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
(soweit die Kette das zuließ, mit der ich an den Stuhl gefesselt war, hieß das) und holte Luft, um Adler nun eine wirklich scharfe Antwort zukommen zu lassen, als die Tür aufgerissen wurde. »Wenn das so ist, dann gibt es keinen Grund mehr, Mister Devlin und eine meiner zuverlässigsten Angestellten widerrechtlich hier festzuhalten, nicht wahr, Inspektor?«, fragte Stanley Jacobs.
    Ich hätte in diesem Moment nicht einmal sagen können, wer überraschter war – ich selbst, den nahezu kahlköpfigen Geschäftsmann mit dem dafür umso gewaltigeren Backenbart und der rot geäderten Säufernase so urplötzlich in der Tür auftauchen zu sehen, oder Adler, der Jacobs so fassungslos anstarrte, als sähe er ein Gespenst.
    »Mister … Jacobs?«, keuchte er schließlich.
    »In der Tat«, antwortete Jacobs. »Ich freue mich, dass Sie mich wiedererkennen, Inspektor. Wir wurden uns schon einmal vorgestellt, Mister Adler. Sie erinnern sich? Vor sechs Monaten auf dem Polizeiball.«
    »Natürlich, ich …«
    »Das ist gut, denn es erspart uns beiden eine Menge Unannehmlichkeiten und mir vor allem die Peinlichkeit, mich ausweisen zu müssen oder gar nach meinen Anwälten zu schicken. Wenn Sie jetzt also bitte die Freundlichkeit hätten, Mister Devlin loszubinden und meine Mitarbeiterin und ihren Begleiter holen zu lassen? Ich habe eine Menge zu tun und würde ungern noch mehr kostbare Zeit verlieren.«
    »Aber … aber so einfach geht … geht das nicht«, stammelte Adler.
    »Wieso nicht?«, fragte Jacobs. »Sie haben es doch gerade selbst gesagt: Ich bin wieder da.«
    »Aber ich brauche Ihre Aussage!«, protestierte Adler. »Eine Untersuchung wurde eingeleitet, und da ist auch noch der Einbruch in Ihr Büro und …«
    »Das war ein Missverständnis«, unterbrach ihn Jacobs. »Der Portier ist neu und kennt Miss Carter noch nicht. Ich habe bereits mit ihm gesprochen, und er wird es Ihnen bestätigen.«
    »Aber so einfach …«, versuchte es Adler noch einmal, doch Jacobs sprach so ungerührt weiter, als hätte er gar nichts gesagt: »Und was meine Aussage angeht, so werden sich meine Anwälte gleich Montagfrüh bei Ihnen melden, um alle Ihre Fragen zu beantworten.« Seine Stimme veränderte sich fast unmerklich. »Gibt es sonst noch irgendein Problem, Constabler?«
    Adler sah ganz so aus, als könnte er gleich mit einer ganzen Wagenladung Probleme aufwarten, doch er klappte lediglich den Mund auf und wieder zu und machte dann eine Bewegung, die mit einigem guten Willen als Kopfschütteln durchging.
    »Dann ist es ja gut«, fuhr Jacobs fort. »Wenn Sie jetzt bitte Mister Devlin losmachen würden. Und holen Sie Miss Carter und ihren Begleiter. Meine Zeit ist begrenzt, Constabler.«
    »Captain«, begann Adler, war dann jedoch klug genug, den Satz nicht zu Ende zu sprechen. Er sprang hastig auf und löste meine Handfesseln. Ich riss die Arme nach vorne und begann abwechselnd meine Handgelenke zu massieren. Die Handschellen waren so eng gewesen, dass meine Finger zu prickeln begannen und die entzündete Wunde in meiner Handfläche pochte.
    »Gut«, sagte Jacobs. »Und jetzt die beiden anderen. Bitte.«
    Adler versuchte es noch ein allerletztes Mal. »Aber so einfach …«
    »… ist es in der Tat, Constabler«, unterbrach ihn Jacobs.
    »Captain.«
    »Noch.«
    Adler schluckte hörbar.
    »Es war nur ein bedauerliches Missverständnis, eine Straftat liegt nicht vor, Constabler«, sagte Jacobs ungerührt. »Ich kann darüber natürlich auch gerne mit Ihren Vorgesetzten reden, falls Sie die Verantwortung nicht übernehmen möchten. Ich weiß allerdings nicht, wie der Polizeipräsident reagiert, wenn ich ihn wegen einer solchen Lappalie am Samstagmorgen störe.«
    Adler sah tatsächlich so aus, als wollte er noch einmal widersprechen, aber dann gewann seine Vernunft (und sein Selbsterhaltungstrieb) wohl doch die Oberhand, und er hatte es plötzlich sehr eilig, das Büro zu verlassen.
    Jacobs sah ihm kopfschüttelnd nach. »Was für ein Dummkopf. Ich beginne zu verstehen, warum Sie sich einen anderen Beruf gesucht haben, Devlin.« Er drehte sich zu mir um. »Ist alles in Ordnung?«
    Ich sah zu ihm hoch und versuchte meine Gedanken zu sortieren, was mir aber nicht gelingen wollte. Es kam selten vor, doch in diesem Moment wusste ich nicht mehr, was ich denken sollte und was geschah. Was um alles in der Welt tat Jacobs hier, und was stimmte nicht mit ihm?
    »Ich verstehe nicht«, sagte ich lahm. »Wieso …?«
    »Ja, das ist mir klar«, fuhr mir

Weitere Kostenlose Bücher