IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)
nervöses Eichhörnchen und sagte dann: »Sie haben Mike Karpasian angerufen und ihm erzählt, dass du wegen Mordverdachts verhaftet wurdest. Ich bin sofort gekommen. Oh Jack!«
»Du solltest nicht hier sein«, flüsterte Jack energisch. »Sie werden bald auch nach dir fahnden, falls das nicht längst schon der Fall ist.«
»Ich habe ihnen erzählt, dass ich Edna-Mae Schultz heiße. Bei mir in der Grundschule war ein Mädchen, das so hieß.«
»Schönes falsches Haar, gefällt mir«, sagte Jack. Er musste grinsen. »Du siehst Dolly Parton wirklich immer ähnlicher.«
»Geoff hat sich bei mir gemeldet«, erzählte ihm Karen mit ernster Miene.
»Was hat er gesagt? Wir beide stehen in Verdacht, den armen Otto Schröder umgebracht zu haben.«
»Ich weiß. Geoff …« Sie sah sich wieder um und flüsterte dann eindrücklich: »Geoff ist untergetaucht. Ich weiß wo, aber ich verrate es dir nicht. Könnte ja immerhin sein, dass man uns gerade abhört. Aber sie werden ihn bestimmt nicht finden.«
»Geht’s dir gut?«, wollte Jack von ihr wissen. Sie erschien ihm nicht so begehrenswert wie sonst – und das lag nicht nur an der Perücke. Sie sah aus wie die ehemalige Frau eines Brummifahrers mit großen Brüsten und schönen Beinen – und das war sie auch. Sie wirkte müde und zynisch, wie es sich kaum vermeiden ließ, wenn man gezwungenermaßen in einem einstöckigen, mit Schindeln verkleideten Haus am Rande Milwaukees wohnte und eine verzogene, vom Vater zurückgelassene Tochter aufziehen musste, endlose Stunden vor dem Fernseher verbrachte und wusste, dass sämtliche Kindheitsträume endgültig geplatzt waren.
Kommen Sie nach vorne. Der Preis ist heiß!
Doch im kargen Licht des spärlich eingerichteten Verhörzimmers erkannte Jack, dass er lieber den Rest seines Lebens mit einer Frau wie Karen verbringen wollte als mit allen Maggies dieser Welt. Sie war sexy, nett, temperamentvoll, fürsorglich und wahnsinnig individuell. Das alles verlieh ihr eine ungeheure Weiblichkeit. Und abgesehen davon hatte sie das Risiko und den Ärger auf sich genommen, ihn zu besuchen, jetzt, wo er in der Klemme steckte.
»Geht’s dir gut?«, wiederholte Jack seine Frage.
»Aber sicher geht’s mir gut.«
»Und Sherry?«
»Sherry auch.«
Jack beugte sich vor, so weit er sich traute. Er konnte sehen, dass ihn der rothaarige Polizist aufmerksam beobachtete, um sicherzustellen, dass Karen ihm nichts zusteckte. »Ich glaube, ich weiß, wie man in die Wand kommt«, verkündete er Karen.
»Was?« Sie sah ihn stirnrunzelnd an.
»Ich glaube, ich weiß, wie man in die Wand kommt … genau wie es all diese Geisteskranken geschafft haben. Ich glaube, ich kenne das Geheimnis.«
»Und was soll das jetzt bringen?«, fragte Karen skeptisch. »Schließlich bist du hier eingesperrt.«
»Karen, denk doch mal nach. Wenn ich in die Wand rein kann, dann komme ich hier auch raus.«
Plötzlich dämmerte es ihr. Sie hielt sich die Hand vor den hellrot geschminkten Mund. »Das würdest du wirklich tun? «
»Ich bin kein Anwalt, aber ich denke, meine Chancen, hier auf Bewährung rauszukommen, sind ähnlich groß wie eine Krönung zum Papst. Das Problem ist, dass Otto Schröder von einer enormen Energieladung getötet wurde, die völlig aus dem Nichts kam – du weißt schon, wie bei einem extremen elektrischen Schock. Quintus Miller muss irgendwie dafür verantwortlich sein, Gott weiß, wie er das wieder geschafft hat. Otto schlug sich den Kopf auf, als er fiel. Geoff und ich waren noch nicht mal in seiner Nähe. Also zumindest waren wir mindestens so weit entfernt wie der Bulle, der jetzt an der Tür steht. Aber die Polizei ist wohl der festen Überzeugung, dass wir ihm einen Betonklotz über den Kopf gezogen und den Schädel zertrümmert haben.«
Jack hielt inne und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Abgesehen davon sind sie der Überzeugung, dass ich all die anderen Menschen auf dem Gewissen habe – Pater Bell, Olive Estergomy, Daniel Bufo. Und ich will ihnen immer noch nicht verraten, was mit Randy passiert ist. Ich kann es ihnen nicht sagen. Mir bleibt also gar keine Wahl. Entweder verrotte ich hier drin oder ich versuche, durch die Wand rauszukommen.«
»Ich weiß, dass du Randy nicht entführt und Daniel Bufo nicht ermordet hast. Ich war dabei – ich könnte es ihnen sagen«, schlug Karen vor.
»Ich weiß, dass du das könntest, aber tu es bitte trotzdem nicht. Es wird nichts nützen. Sie werden dich höchstens auch noch einbuchten
Weitere Kostenlose Bücher