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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Millimeter sicher – von einer kleinen Pistole also. Ansonsten fanden sich auf dem harten trockenen Boden nicht die geringsten Spuren. Der Tote hatte auch keine Papiere bei sich, so dass sich die Identifizierung zunächst allein auf Häberles Angaben beschränken musste.
    Er bat die Kollegen, die umliegenden Parkplätze nach einem Fahrzeug abzusuchen. Schon wenig später kam die Rückmeldung, dass auf dem Wanderparkplatz zwischen Göppingen und Jebenhausen ein alter weißer Fiat Cinquecento, ein Kleinwagen, stehe, der auf Günter Mosbrucker aus Boll zugelassen sei.
    „Der wurde hergelockt”, stellte Häberle in seinem kleinen, stickigen Göppinger Büro fest, „in einen Hinterhalt – und dann beseitigt.”
    Linkohr, der inzwischen eingetroffen war, saß an dem weißen Besprechungstisch. „Da haut’s dir’s Blech weg.”
    „Die Frage ist, wem dieser arme Hund im Weg war – oder ob er zu viel gewusst hat. Und wenn ja, wovon?”, dozierte Häberle und spielte mit einem Kugelschreiber.
    „Von der Geldwäsche …”, stellte Linkohr in den Raum.
    „Mit dem Rottler, den die Steuerfahnder gerade durch die Mangel drehen, hat der doch sicher nichts zu tun gehabt”, meinte Häberle, „das war doch ein ganz biederer Elektromeister, ein Schaffer. Irgendwie passt der überhaupt nicht zu dieser Clique.”
    „Eben drum. Vielleicht ist gerade darin das Motiv zu suchen.”
    Häberle kniff die Lippen zusammen. Vielleicht hatte der Kollege gar nicht mal so Unrecht.
    Sie mussten jetzt das persönliche Umfeld dieses Toten unter die Lupe nehmen. Vor allem diese Clique – die Wirtin, den Hilgenrainer und wer auch sonst noch dazu zu zählen war. „Heut’ ist Samstag”, meinte Häberle und sah beim Blick auf die Uhr, dass es zehn Uhr war, „da wird’s schwierig sein, die Leute ausfindig zu machen, die beim fröhlichen Grillen an den Bürgerseen dabei waren. Unsere schöne Wirtin wird noch pennen.”
    „Oder auch ihren Abflug vorbereiten”, meinte Link-ohr.
     

30
    Steinke hatte die ganze Nacht über kein Auge zugetan. Er war auf die Terrasse gegangen, hatte sich in die Hollywood-Schaukel gelegt und zum Mond geschaut. Sein Leben war ins Chaos gefallen: Die Frau weg, die Steuerfahnder hinter ihm her und sein Finanz-Chef wieder nicht erreichbar. Mehrmals hatte er am frühen Morgen schon versucht, Rottler anzurufen. Doch zehn, fünfzehn Mal bereits hörte er auf dessen Handy-Nummer die Ansage-Stimme, wonach der Anrufer „vorübergehend nicht erreichbar” sei. Wo, zum Teufel, war der Kerl? Hatten ihn die Bullen bereits abgeführt – oder, noch schlimmer, hatte er sich abgesetzt?
    Vermutlich war es ohnehin nur noch eine Frage von wenigen Tagen, bis es tatsächlich zu Verhaftungen kommen würde. Verhaftungen! Allein schon das Wort jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Sein Rechtsanwalt würde alle Register ziehen müssen, notfalls auch am Rande der Legalität. Wenn’s sein musste, mit finanziellen Zuwendungen. In Steinkes Kopf drehten sich die Gedanken und er spürte, dass er überhaupt nicht mehr klar und logisch handeln konnte.
    Nun saß er im Kaminzimmer mit Rechtsanwalt Fellhauer und Steuerberater Liebermann zusammen. Die beiden Besucher hatten ihre Jacketts abgelegt und eine Vielzahl von Akten auf dem Tisch ausgebreitet. Steinke saß ihnen angespannt gegenüber. Keine Spur mehr von dem erfolgreichen Geschäftsmann. „Meine Herrn”, begann er und holte tief Luft, „Sie wisset, was los isch. Drübe”, er deutete mit dem Kopf in die Richtung des Gewerbegebiets Stauferpark, „da drübe stöbert die Steuerfahndung rum. Und ich befürcht’, dass die was findet.” Er machte eine Pause. Es würde, das hatte er sich vergangene Nacht überlegt, keinen Sinn machen, in diesem Kreise etwas zu verheimlichen.
    „Richtig”, bekräftigte ihn darin Franz Liebermann, der Steuerberater mit dem fülligen, schneeweißen Haar, „es bleibt uns nichts anderes übrig, als den Tatsachen ins Auge zu blicken.”
    Rechtsanwalt Fellhauer verzog sein rundes Gesicht und runzelte die Stirn. „Wenn wir juristisch eine Lösung finden sollen, müssen Sie mir vertrauen.”
    „Also”, machte Liebermann weiter, „sind wir ehrlich, Sie haben Geld beiseite geschafft – all diese Millionen, von denen der Betriebsprüfer berichtet. Sehe ich das richtig?”
    Steinke sprang auf. „Des klingt, als sei i a Schwindler – und dagege verwahr’ i mich.” Fellhauer sah, dass sein Mandant bereits wieder nah am Explodieren war. Er versuchte, ihn

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