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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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er mit ruhiger Stimme fort, „ist mir aber egal – ebenso die Geldanlagen anderer.” Er lächelte kurz und meinte: „Ich jedenfalls hab’ nicht so viel, dass ich’s wegschaffen müsste.”
    Häberle machte wieder mal deutlich, dass ihn Steuerhinterziehungen nicht interessierten. „Es geht um Mord, Herr Hausold. Genau genommen: Um zwei Morde inzwischen. Deshalb wär’ mir schon daran gelegen, zu erfahren, was Sie von den Beziehungen der Frau Schneider zu Mosbrucker wussten.”
    Der Modehaus-Inhaber gab sich betont leger und locker. Er lehnte sich zurück. „Ich sagte Ihnen doch, ich bin befreundet mit ihr. Nicht, was Sie vielleicht denken, nein, ich bin verheiratet”, er lächelte verlegen, „nein, man trifft sich in ihrer Kneipe, plaudert, redet über das Stadtgeschehen. Das Lokal hat einen guten Ruf, das müssten Sie doch auch wissen, oder? Stadträte verkehren dort, sogar der OB schaut manchmal vorbei. Obwohl er sich viel Kritik wegen der irrsinnigen Bauerei hier anhören muss.”
    „Und gestern Abend?”, mischte sich Linkohr ein, „waren Sie gestern Abend auch in der ›Down-Town‹ Kneipe?”
    Hausold nickte. „Selbstverständlich, gestern auch. Das Wetter war doch super.”
    „Und die Frau Schneider?”, hakte Häberle nach, „die war natürlich auch da?”
    „Ja klar. Wenn so viel los ist, wie jetzt gerade, kann sie ihr Lokal nicht den Angestellten überlassen.”
    „Sie war nie weg? Nicht mal für eine halbe Stunde?”, zeigte sich Häberle zweifelnd.
    „Nie”, entgegnete Hausold sofort, „garantiert nicht.”
    „Das können Sie so eindeutig behaupten?” Häberle verengte die Augenbrauen, „ich meine, die Frau Schneider wird ja nicht den ganzen Abend bei Ihnen gesessen sein. Wie lange waren Sie denn im Lokal?”
    „Ich bin kurz nach eins gegangen. Und bis dahin war Frau Schneider immer da.”
    „Nicht mal für kleine Mädchen?”, fragte Linkohr frech.
    Hausolds Stimme wurde für einen Moment lauter. „Ich halte diese Frage für ziemlich unangebracht.”
    „Ich nicht”, warf Häberle ein, „so, wie Sie uns das schildern, könnte man meinen, Sie hätten die Frau Schneider keine Sekunde aus den Augen verloren. Ist das nicht ein bisschen kühn?”
    Hausold begann jetzt in immer schnelleren Intervallen seine Kugelschreiber-Mine hinaus- und hineinzudrücken. „Wollen Sie mich in die Enge treiben?”, fragte er mit misstrauischem Gesichtsausdruck.
    Häberle hob, wie er dies in solchen Fällen immer tat, beschwichtigend die Arme. „Aber wo denken Sie hin, Herr Hausold. Wir tun nur unsere Pflicht und prüfen das Umfeld eines Ermordeten. Da gehören Sie, wenngleich vielleicht nur am Rande, natürlich auch dazu.”
    Der Mann kniff die Augen zusammen und versuchte höflich zu bleiben: „Ich sagte Ihnen doch, ich bin davon überzeugt, dass Frau Schneider den ganzen Abend über in ihrem Lokal war. Reicht Ihnen das denn nicht?”
    Häberle nickte zufrieden und wechselte abrupt das Thema: „Sagt Ihnen der Name Rottler etwas?”
    „Rottler?”, wiederholte Hausold ungläubig und legte seinen Kugelschreiber weg. „Ne, im Moment nicht. Muss ich den kennen?”
    Der Kommissar lächelte. „Nein, ich dachte nur …” Dann erhob sich der Kriminalist und Linkohr tat es ihm nach. Hausold schien erleichtert zu sein.
    „Danke”, sagte Häberle und drückte Hausold die Hand, „Sie haben uns sehr geholfen.”
    Auch Linkohr verabschiedete sich und lächelte dabei dem Modehaus-Chef aufmunternd zu.
    Sie durchschritten den gediegenen Verkaufsraum und traten in den schwül-heißen Samstagnachmittag hinaus.
    „Was meinen Sie?”, fragte Linkohr, als sie wieder über die Straßenbaustelle gingen.
    „Der nimmt seine liebe Elvira mächtig in Schutz”, stellte Häberle fest.
    „Aber welcher Art die Beziehungen zu diesem Rottler sind, ist mir immer noch nicht klar.”
    Häberle blieb stehen. „Mir dämmert das inzwischen, Herr Kollege, ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Wirtin Kontakte zu Rottler hat. Auch wenn das alle abstreiten.”
    „Und was bringt Sie zu dieser Annahme?”
    „Warten Sie’s ab”, grinste Häberle und ging weiter. Ihm klebte das Hemd schon wieder schweißnass am Rücken.
     
    Drüben in der Direktion stiegen die beiden Kriminalisten wieder in Häberles Büro hinauf, in dem die Luft inzwischen noch stickiger geworden war. Häberle hatte die ganze Zeit über an den Zeugenhinweis auf das Fahrzeug gedacht, das in der Nacht so eilig aus Richtung Ödewald herangerast sein

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