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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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und regulierte die Umdrehungszahl des Motors. Er schaltete den Funk ein und sogleich erfüllten krächzende Stimmen das Cockpit des viersitzigen Flugzeugs, das im Vergleich zur kleineren Version ziemlich komfortabel war. Der Mann ließ die Cessna, gesteuert mit Fußpedalen, von der Parkposition wegrollen und stellte beim Blick auf das Gebäude der Motorflugschule zufrieden fest, dass sich dort nichts getan hatte. Gleichzeitig griff er zum Mikrofon, rief den Tower und bat um Rollinformation. Der Flugleiter, der mit den abfliegenden und ankommenden Segelflugzeugen heftig beschäftigt war, wies ihm die ›drei-eins‹ zu, worauf sich der Pilot bereits eingestellt hatte, denn er schwenkte in diesem Moment schon auf den entsprechenden Rollweg nach links.
    Schneller als üblich, ließ er die Cessna rollen. Sie rumpelte schließlich am Ende des Asphaltwegs auf die Wiese, vorbei an unzähligen Segelflugzeugen, die in geordneter Reihe hier standen, mit einer Tragfläche auf den Rasen geneigt. Dazwischen diskutierende Piloten. Parallel zum Startpunkt stoppte der Pilot, um noch einmal in aller Eile die Instrumente zu checken. Zufrieden stellte er fest, dass die beiden Nadeln der Spritanzeige ganz am rechten Anschlag pendelten.
    Er meldete ›abflugbereit‹ und bekam die Startfreigabe nach der Landung der wieder zurückgekehrten Schleppmaschine. Der Pilot, der sich eine Sonnenbrille aufgesetzt hatte, ließ die Cessna zum Startpunkt rollen, richtete sie in Flugrichtung aus und drückte den Gashebel bis zum Anschlag hinein. Augenblicklich begann der Motor zu dröhnen, der Propeller die Luft zu verwirbeln. Wie ein ungezähmtes Tier schoss die Cessna nach vorne – mit einer Kraft, die nicht vergleichbar war mit jener des kleineren Modells. Die Frau auf dem Nebensitz sah die abgestellten Segelflugzeuge an sich vorbei ziehen, sah die Zuschauer, die abseits des Towers das Geschehen verfolgten, und sie erkannte auf dem Platz der Motorflugschule einen Mann schnellen Schrittes zu den restlichen Cessnas eilen. In diesem Moment zog der Pilot am Höhenruder und überließ die Maschine dem Kräftespiel aus Sog und Druck. Das Fahrwerk verlor die Bodenhaftung, das Rumpeln hörte auf, das Flugzeug schwebte, gewann langsam an Höhe, überwand den westlichen Begrenzungszaun und flog der Sonne entgegen. Wie vorgeschrieben, schwenkte der Pilot in eine Linkskurve, respektvoll an Reudern vorbei und hinüber zu dem großen Waldgebiet. Links vor ihnen sahen sie die Burg Teck, rechts vorne, fast im Dunst versunken, den Hohenneuffen. Überall in der Luft glitzerten Segelflugzeuge.
    Der Pilot meldete dem Tower pflichtgemäß, dass er die Platzrunde verlassen werde.
    „Ihre Absichten?”, fragte die krächzende Stimme im Lautsprecher.
    „Einige Stunden außerhalb”, antwortete der Pilot.
    „Ihr Ziel?”
    „Sightseeing”, gab der Pilot knapp zurück und lächelte seiner Begleiterin zu.
    Der Mann beobachtete den Luftraum, zumal er hier, zwischen Flugplatz und Albkante, an einem Tag mit solch phantastischer Thermik mit starkem Segelflugverkehr rechnen musste. Die Warmluftpakete, die jetzt überall aufstiegen und die die Segelflieger als ›Bärte‹ bezeichneten, rüttelten an den Tragflächen der Cessna. Wie auf einer unebenen Straße ›holperte‹ sie deshalb an der Alb entlang. Unterdessen erteilte die Stimme im Lautsprecher neue Anweisungen, nahm die Ankunft einer Cessna aus Richtung Aichelberg zur Kenntnis und bestätigte die neuerliche Rückkehr der Schleppmaschine.
    Der Pilot der Cessna 172 hielt auf Reutlingen zu und ließ die Hahnweide schon weit hinter sich. Als gerade im Dunst die Achalm auftauchte, Reutlingens Hausberg, meldete sich im Funk eine aufgeregte Stimme. Es war wohl der diensthabende Mann von der Motorflugschule. Er rief den Tower.
    „Frage”, machte der Mann von der Motorflugschule weiter, „da ist eine Cessna 172 gestartet. Hat der Pilot gesagt, was er vorhat?”
    „Sightseeing, sonst nichts.”
    „Okay”, sagte die Männerstimme und begann sogleich die Buchstabenkombination, nämlich ›Mike-Mike‹ des besagten Fliegers, zu rufen.
    Der Pilot drehte die Lautstärke auf. „Sind wir”, grinste er seiner Begleiterin zu.
    Die Stimme wiederholte mit Nachdruck: „Delta, Mik- Mike, kommen.”
    Der Pilot überlegte kurz, dann beschloss er, sich zu melden: „Delta Mike-Mike hört.”
    „Frage: Name des Piloten?”, krächzte die Stimme.
    Der Mann wartete einen Augenblick, überlegte und erwiderte: „Was tut das denn zur

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