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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Schreibtisch hielt, er musste warten, nervtötend warten, bis herausgefunden war, wohin der Unbekannte flog.
    „Chef”, erlöste ihn die Stimme Linkohrs aus dem Grübeln, „ich hab’ den Hauff an der Strippe. Ich stell’ rüber.”
    Häberle brummte ein „okay” und nahm seinen Hörer ab. Hauff, den Chef der Motorflugschule, hatte Linkohr daheim erreicht und ihm sofort geschildert, worum es ging.
    „Wie können wir mit dem Piloten in Kontakt bleiben?”, fragte Häberle schnell.
    Hauff, dessen Stimme Nervosität verriet, antwortete kurz und knapp, fast militärisch: „Das ist schwierig. Wenn er den Funk abschaltet, überhaupt nicht. Und wenn er aus dem Empfangsbereich der Hahnweide rausfliegt, wissen wir nicht, welche Frequenz er dann einstellt. Da gibt es Hunderte von Möglichkeiten.”
    „Wie lange kann er die Hahnweide empfangen?”, wollte Häberle wissen.
    „Ich schätz’ mal maximal eine halbe Stunde. Wenn er südlich über die Alb fliegt, wahrscheinlich nicht einmal so lang.”
    Häberle holte tief Luft. „Dann sind wir fast schon zu spät”, stellte er resignierend fest, um dann zu fragen: „Angenommen, er würde uns etwas sagen wollen, uns erpressen oder was weiß ich, wie könnte er das dann bewerkstelligen?”
    Hauff überlegte. Viel zu lange, dachte Häberle ungeduldig, hörte dann aber endlich die Stimme mit dem bayrischen Akzent: „Er könnte mit den Lotsen im Stuttgarter Tower Kontakt aufnehmen. Oder sich über die internationale Notfrequenz melden.”
    „Gibt es auf der Hahnweide ein tragbares Funkgerät, das alle in Frage kommenden Frequenzen aufweist?”
    „Ja, sicher, natürlich”, bestätigte Hauff.
    Häberle bat seinen Gesprächspartner, sofort ein solches Gerät bereitzuhalten, damit es eine Streife der Kirchheimer Polizei abholen konnte – für den Fall, dass sich der Pilot meldete und man sich mit ihm über irgendeine weithin empfangbare Frequenz verständigen konnte.
    Häberle bedankte sich bei Hauff für dessen kooperatives Verhalten und legte auf.
     
    Unterdessen war die Meldung über den Irrflieger im Tower des Stuttgarter Flughafens eingetroffen. Der Wachleiter wies die drei Männer, die an diesem Nachmittag in dem neuen Gebäude auf der Südseite des Flughafens Dienst hatten, auf die Situation hin: Erhöhte Aufmerksamkeit auf Objekte, die verdächtig nahe an die Kontrollzone herankamen, in der sich kein Flugzeug unangemeldet aufhalten durfte. Im Luftraum um Verkehrsflughäfen herum galten zum Schutze der an- und abfliegenden Airliner strenge Regeln. Die Kontrollzone Stuttgart reichte im Süden bis unweit von Nürtingen und Kirchheim heran, im Westen bis Sindelfingen, im Norden bis an den Stadtrand von Stuttgart und im Osten bis Reichenbach an der Fils.
    Gerade der ›Sektor Hahnweide‹, knapp außerhalb, aber noch im Höhenbeschränkungsgebiet gelegen, durfte an Tagen, wie dem heutigen nie aus den Augen verloren werden. Segelflieger konnten, sofern es der Airliner-Verkehr zuließ, bei den Fluglotsen in Stuttgart eine Höhenfreigabe einholen. Allerdings, das hatte erst jüngst ein Chef-Lotse lobend geäußert, sei die Disziplin der Sportflieger groß. Wirklich gefährliche Begegnungen habe es in jüngster Vergangenheit keine einzige gegeben.
    Die Lotsen, die von der rundum verglasten Kuppel ihres Turmes aus die gesamte Landebahn überblicken konnten, wiesen den Airliner-Piloten in englischer Sprache knapp und sachlich, eher monoton, ihre Start- oder Landepositionen zu, nannten Windrichtung und -geschwindigkeit. Jedes Verkehrsflugzeug, mit dem sie in Kontakt waren, hatte neben seinem Punkt auf dem Radarschirm eine Kennung. Ruckartig wanderten die vom Radar erfassten Ziele mit jeder Umdrehung der Antenne ein Stück weiter. Was die Piloten sagten, hörten die Lotsen über Kopfhörer.
    Einer der Männer, die an den vorderen Plätzen saßen, stand auf und hielt ein Fernglas an die Augen. Er nahm einen Airbus ins Visier, der soeben, von rechts heranschwebend, zum Landen ansetzte.
    Ein Kollege aus der hinteren Reihe drehte sich, während er ins Mikrofon sprach, plötzlich zur Seite und fuchtelte mit den Armen, um auf sich aufmerksam zu machen. Der Mann, der an der Glasfront stand, hatte es bemerkt und legte sein Fernglas weg. Sein Kollege deutete ihm mit hastigen Handbewegungen an, er solle dicht zu ihm herkommen.
    „Delta, Mike-Mike, verstanden”, sagte der Lotse und machte sich Notizen. „Ihre gegenwärtige Position, bitte”, sprach er mit ruhiger, routinemäßiger

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