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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Stimme weiter.
    Dann lauschte er der Stimme in seinem Kopfhörer. Unterdessen zog sich der Kollege einen freien Bürosessel heran und nahm neben dem beschäftigten Lotsen Platz.
    „Delta Mike-Mike, verstanden, bleiben Sie auf Empfang. Ende.”
    Der Lotse hob die Kopfhörer leicht an. „Das ist er”, berichtete er seinem Kollegen mit gedämpfter Stimme, um die anderen nicht zu stören, „das ist der Verrückte.”
    „Und – was will er?”, fragte sein Nebenmann ungeduldig.
    „Er will den Kriminalkommissar Häberle sprechen”, las der Lotse von seinen flüchtig hingeschmierten Unterlagen, um sich dann zwischendurch zweier Airliner-Piloten zu widmen, die ihre zugewiesenen Positionen erreicht hatten und dies bestätigten.
    Dann wandte er sich wieder an seinen Nebenmann: „Ruf’ die Nummer an, die auf dem Fax steht und sag’ im Innenministerium Bescheid.”
    „Hat er gesagt, wo seine Position ist?”, wollte der Kollege noch wissen.
    „Ja, Ulm. Wenn das stimmt, haben wir hier vorläufig eine Sorge weniger”, meinte der Lotse und setzte sich die Ohrhörer wieder zurecht. Er musste sich dem aktuellen Verkehr widmen.
     
    „Der Hund haut ab”, empörte sich Häberle, nachdem ihn das Lagezentrum des Innenministeriums telefonisch davon informiert hatte, dass sich der Unbekannte aus dem Bereich Ulm gemeldet habe. „Der fliegt nach Süden. Aber so einfach wird er uns nicht entkommen. So nicht”, fügte Häberle hinzu und sprang von seinem Bürosessel auf.
    „Er will mit Ihnen reden”, sagte der Kollege aus Stuttgart am Telefon.
    „Wer – er? Hat er denn nicht gesagt, wer er ist?” Häberle drehte sich zum Fenster. Ihm war heiß und er spürte, dass sein Blutdruck stieg.
    „Nein, er hat nur gesagt, Sie sollen sich auf der Frequenz des Stuttgarter Towers mit ihm in Verbindung setzen. Er warte in Ulm.”
    „Er macht – was?”, fragte Häberle ungläubig.
    „Er kreist dort, hat er gesagt. Wir haben die Ulmer bereits verständigt. Vielleicht sollten Sie auch nach Ulm …”, meinte die Stimme, doch Häberle unterbrach: „Danke, Kollege, bin schon unterwegs.”
    Er warf den Hörer auf das Telefon und unterrichtete Link-ohr, der vom Nebenzimmer aus bereits die Abholung des Flug-Funkgerätes eingeleitet hatte. Die Kirchheimer Streifenkollegen waren mit Martinshorn und Blaulicht losgerast, um es auf der Hahnweide abzuholen.
    „Die sollen’s nach Ulm bringen. Treffpunkt vor der Polizeidirektion, direkt am Münsterplatz”, entschied Häberle. „Und ich”, fügte er hinzu, „ich brauch’ eine Streife, die mich nach Ulm bringt.”
    „Nein”, entgegnete Linkohr entschlossen, „Sie fliegen.”
    Häberle stutzte. Doch sein junger Kollege ließ sich gleich gar keinen Widerstand aufkommen: „Die Streife bringt Sie zur Bereitschaftspolizei raus. Ich organisier’ den Flug mit dem ›Bussard‹. Ich denke, bis Sie am Landeplatz oben sind, werden die Jungs schon da sein.” Er wartete keine Antwort ab, sondern ging ins Nebenzimmer. „Gehen Sie in den Hof, ich lass’ Sie sofort zur ›Bepo‹ bringen”, rief Linkohr zurück. Er sah seine Stunde für gekommen. Jetzt konnte er sein organisatorisches Talent unter Beweis stellen. Endlich.
     

34
    In Ulm, wo an diesem späten Samstagnachmittag die üblichen Kundenströme in den Fußgängerbereichen langsam verebbten, nahm niemand Notiz von dem Sportflugzeug, das in relativ großer Höhe und in weiten Bögen die Stadt umflog. Der Verkehrslärm war viel zu laut, als dass jemand auf das Motorengeräusch am Himmel aufmerksam geworden wäre.
    In der Polizeidirektion, dem historischen, so genannten Neuen Bau, der einen dreieckigen Innenhof umschloss, wurde jedoch in aller Eile ein kleiner Krisenstab gebildet. Mehrere Männer saßen in einem Lehrsaal um zusammengeschobene weiße Tische und ließen sich vom Polizeiführer vom Dienst, dem PvD, die Lage erläutern. Der Kripo-Chef war daheim in der samstäglichen Ruhe gestört worden und herbeigeeilt, einige weitere Mitarbeiter ebenso. Aus einem schwarzen Gerät, das auf einem Wandregal stand, krächzte der Polizeifunk. Eine Polizeistreife hatte gerade der Wache mitgeteilt, dass das Sportflugzeug ziemlich langsam, jedoch in konstanter Höhe die Stadt im Uhrzeigersinn umrunde.
    Doch dann lag urplötzlich ein Brausen und Beben in der Luft. So laut und anschwellend, dass die Männer im Lehrsaal zusammenzuckten. Ein ohrenbetäubendes Donnern näherte sich, so gewaltig, dass die Fensterscheiben zu zittern schienen. Sogleich

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