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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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beobachtete, blickte sich immer wieder prüfend um. Dabei behielt er jene Cessna im Auge, die sie bereits vorhin aus der Nähe betrachtet hatten. Unterdessen wurden an den beiden Flugzeugen, an denen Piloten und Passagiere eingestiegen waren, die Motoren gestartet. Ihr Lärm erfüllte den Vorplatz, die Propeller schmetterten durch die Luft. Wenig später rollten die Maschinen hintereinander weg. Das Liebespaar trat einige Schritte zurück, um genügend Abstand zu den linken Tragflächen zu halten. Als die Flugzeuge vorbei waren, spürten die beiden Personen den kräftigen Windzug, den sie in der Hitze des Tages als angenehm empfanden.
    Die Flugzeuge rollten nach links – um dann westwärts, auf der ›drei-eins‹, starten zu können. Dazu mussten sie zunächst ganz knapp an den abgestellten Segelfliegern vorbei und anschließend warten. Die Piloten absolvierten ihren letzten Check, während die Schleppmaschine ein weiteres Mal landete. Schließlich ließ der erste seine Maschine im weiten Bogen zur Piste und damit zum Startpunkt rollen. Augenblicke später heulte der Motor auf. Die Startfreigabe war erteilt.
    Die Maschine setzte sich holpernd in Bewegung, nahm an Fahrt auf, wurde schneller und schneller und verlor schließlich die Bodenhaftung. Zuerst flach, dann zaghaft steiler werdend, schwebte sie dem Himmel entgegen.
    Während auch die zweite Maschine zum Startpunkt rumpelte, gab der Mann seiner Partnerin mit dem Kopf ein nickendes Zeichen. Sie verließen den Rand des Vorplatzes und gingen zu der geparkten Cessna zurück. Der Mann blickte sich prüfend um und war zufrieden. Niemand war mehr da.
     
    Häberle und Linkohr erreichten Göppingen. Es war kurz nach 15 Uhr, die Sonne brannte ihnen von links entgegen. Linkohr brachte seine Hochachtung zum Ausdruck: „Wie Sie das kombiniert haben, ist phantastisch.”
    Häberle lächelte. „So kann’s gewesen sein, Herr Kollege, muss aber nicht. Allerdings passt alles, was wir bisher wissen, exakt zu meiner Theorie.” Er brach ab, um vor der roten Ampel beim Göppinger Freibad anzuhalten. „Bis auf eine Ungereimtheit, wie Sie ja richtig erkannt haben: Wieso musste die Pulvermüller sterben?”
    „Und wie die Zusammenhänge zwischen Rottler und unserer schönen Wirtin sind. Aber da sind Sie mir ja wohl auch einen Schritt voraus”, erwiderte Linkohr.
    Häberle konnte wieder weiterfahren – bis zur nächsten Ampel. „Zwischen den beiden gibt es Kontakte und gemeinsame Ziele – auch wenn die das beide vehement bestreiten. Allein schon dies ist verdächtig”, stellte der Soko-Chef fest.
    „Und was veranlasst Sie zu dieser Annahme?”
    „Das Luftbild”, erklärte Häberle, während er jetzt auf die hufeisenförmige Bahnüberführung zurollte. „Sie erinnern sich?”, fragte er seinen jungen Kollegen, um gleich selbst die Antwort zu geben: „Ein und dasselbe Luftbild. Wir haben’s bei Rottler in seinem chaotischen Arbeitszimmer gesehen – da, wo die Scheibe kaputt war –, und wir haben’s bei der schönen Wirtin im dunklen Flur hängen sehen.”
    Linkohr verengte die Augenbrauen und staunte. Er sagte nichts.
    „Beide Fotos waren durch die rechte Flugzeug-Scheibe aufgenommen und da waren noch die Haare einer Passa-gierin drauf. Erinnern Sie sich? Die Frau Schneider hab’ ich beiläufig gefragt, ob sie das sei – und sie hat das bestätigt.”
    Linkohr nickte. Inzwischen hatten sie im Schritt-Tempo die Bahnüberführung hinter sich gelassen und standen vor der nächsten Ampel.
    Häberle dozierte weiter: „Rottler hat uns freimütig gesagt, dass er das Bild gemacht hat – und er hat voller Stolz auch gesagt, dass die Stadt, die da am Rande dieses Gebirgssees zu sehen war, Sankt Moritz sei.”
    Als Häberle weiterfahren konnte, tauchte links der ›Rundling‹ der Volksbank auf, ein gewöhnungsbedürftiges Gebäude.
    „Wissen Sie, was ganz in der Nähe von St. Moritz ist?”, fragte der Kommissar und schaute seinen Kollegen auf dem Beifahrersitz an. Der junge Kollege zuckte mit den Achseln.
    „Nie im Engadin gewesen, zum Wandern oder Skifahren?”, staunte Häberle und redete weiter: „St. Moritz ist nur ein paar Kilometer von Samedan entfernt. Na, dämmert’s? Das Foto ist beim An- oder Abflug auf Samedan entstanden. Dorthin ist Rottler in den letzten Jahren zigmal geflogen, wie wir wissen. Und dabei hat er zumindest einmal die schöne Wirtin dabei gehabt. Und es praktischerweise für uns sogar noch dokumentiert”, lächelte Häberle, während er nun

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