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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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grüngestrichenen Mast unauffällig hinter einer Hecke auf das Gartentor gerichtet war.
    Sie gingen den breiten, mit weißem Kiesel ausgelegten Weg zum Haus hinauf. Dort, an der mit Rosen umrankten zweiflügligen Eingangstür, tauchte ein Mann auf, braungebrannt, volles, schwarzes Haar, vermutlich um die 45. Er wirkte leger. Seine Jeans war verwaschen, sein blaues kurzärmliges Hemd gab den Blick auf eine behaarte Brust frei.
    Er ließ die beiden Kriminalisten auf sich zukommen, um dann mit ernster Mine zu fragen: „Hallo, was verschafft mir denn die Ehre?”
    Sie schüttelten sich die Hände und Häberle stellte sich und seinen Mitarbeiter vor. „Reine Routine”, erklärte der Kommissar, „wir müssen nur was abklären.”
    Rottler bat die beiden Männer in den großen Vorraum, der mit rustikalen Balken eine Art Hüttenatmosphäre verbreitete. Mehrere Türen, allesamt schwer und massiv wirkend, zweigten ab. Die Männer durchschritten dieses Foyer, von dem eine Wand vollständig mit Schieferplatten getäfelt war. Im Vorbeigehen fiel Häberles Blick in ein Zimmer, dessen Tür halb geöffnet war. Für einen kurzen Moment sah er, dass es sich um einen Arbeitsraum handeln musste. Der Schreibtisch quoll über von unordentlich gestapelten Akten, sogar auf dem gefliesten Boden lagen, weit verstreut, Papiere, Schnellhefter und Ordner. Und dann glaubte Häberle, im Bruchteil einer Sekunde auch noch eine zerschlagene Fensterscheibe erkannt zu haben. Doch der Blick war zu kurz, um alle Details erfassen zu können. Rottler war vorausgeeilt, so dass sie rasch die gegenüberliegende Seite des Foyers erreichten. Dort führte eine offenstehende Terrassentür in den rückwärtigen Garten, wo vom Waldrand die Äste der alten Buchen herüber ragten. Eine hölzerne, stark bewachsene Sichtschutzwand trennte das Grundstück von dem vorbeiführenden Wanderweg.
    Die drei Männer setzten sich um einen großen runden Tisch, auf den der Schatten eines weißen Sonnenschirms fiel. Die Stühle, das stellte Häberle sofort fest, waren bequem und stammten sicher aus einem teuren Möbelhaus.
    Auf dem Tisch lagen zwei Aktenordner, eine Vielzahl von Notizzetteln, allesamt mit Kieselsteinen gegen das Wegflattern im aufkommenden Wind geschützt. Um die Blütenvielfalt der Blumen, die geschmackvoll in mehreren Beeten gepflanzt waren, summten Bienen.
    „Sie wollen etwas abklären?”, fragte Rottler schließlich und schlug die Beine übereinander.
    „Sie sind Flieger auf der Hahnweide?”, fragte Häberle unvermittelt.
    Rottler verengte für einen kurzen Moment die Augenbrauen, dann verzog er den Mund zu einem Lächeln. „Ja, klar, seit Langem schon.” Er holte tief Luft und fügte sofort hinzu: „Ach so, Sie kommen wegen der Sache auf der Hahnweide heut’ morgen.”
    Linkohr lehnte sich zurück. Er verfolgte mit Interesse, wie sein Chef eine solche Vernehmung anging.
    „Genau”, sagte Häberle, „woher haben Sie davon erfahren?”
    „Abgesehen davon, dass es heut’ schon x-mal im Radio kam – ich war selbst dort heut’ Vormittag.”
    Die beiden Kriminalisten ließen sich kein Erstaunen anmerken.
    „Heute schon?”, hakte Häberle nach und verschränkte die Arme vor seinem voluminösen Körper.
    „Um elf. Ich hatte ein Flugzeug bestellt. Wollte bei diesem tollen Wetter fliegen.”
    „Aber Sie durften nicht …”
    „Nein, war ja alles abgesperrt. Der Herr Hauff wusste auch nicht, wann der Platz wieder freigegeben sein würde.”
    „Sie sind öfters auf der Hahnweide?”
    „Was heißt öfters?! Wenn’s die Zeit zulässt und das Wetter passt. Meist trifft ja beides gleichzeitig nicht zu. Leider.”
    „Haben Sie gelegentlich auch Passagiere?” Häberle versuchte, gleich zur Sache zu kommen.
    Rottler rückte näher an den Tisch und griff nach einem Stück Papier, das der Wind wegzuwehen drohte. Er lächelte. „Wenn jemand mitfliegen will, kann er das natürlich tun. Natürlich. Bekannte, Freunde, Geschäftskollegen … Warum fragen Sie?”
    „Weil wir nicht wissen, wer die tote Frau ist.”
    Rottler wurde misstrauisch. „Ach, und da meinen Sie, ich …”
    „Nicht nur Sie”, unterbrach ihn Häberle, um ihn nicht noch misstrauischer zu machen, „wir befragen alle Stammkunden von der Hahnweide. Es würde uns nämlich sehr weiterhelfen, wenn wir wüssten, wer diese Frau ist.”
    „Ich hab’ sie ja nicht gesehen, sie war zugedeckt, als ich dort war.”
    „Aber Sie haben sicher im Radio inzwischen die Personenbeschreibung

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