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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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gehört?”, stellte Häberle fragend fest.
    „Ja, natürlich. Selbstverständlich”, erwiderte der schnell, während jetzt die Sonne hinter den Wolken verschwand.
    „Und? Keine Frau auf der Hahnweide gesehen, auf die diese Beschreibung passen könnte?”, fragte Häberle und warf Linkohr einen Blick zu.
    „Nein, nicht dass ich mich entsinnen könnte.”
    Jetzt sah auch Linkohr eine Gelegenheit, sich in das Gespräch einzuschalten. „Auch nicht auf eine Passagierin, die Sie vielleicht mal an Bord hatten?”
    Rottler war über diese zusätzliche Frage einigermaßen empört. „Ich sagte Ihnen doch bereits, dass ich keine Ahnung habe, wer sie ist.”
    „Wo wollten Sie denn heute hinfliegen?”, fragte Häberle eine Spur zu schnell.
    „Soll das jetzt eigentlich ein Verhör sein?”, zeigte sich Rottler energisch, „wenn das so ist, werde ich einen Anwalt konsultieren. Wie komm’ ich mir hier eigentlich vor?”
    Häberle hob beschwichtigend die Hände. „Ich bitt’ Sie, Herr Rottler, das ist nur ein informatorisches Gespräch. Selbstverständlich brauchen Sie uns nicht zu sagen, wohin Sie fliegen wollten.”
    „Das ist kein Geheimnis”, lenkte der Angesprochene ein, „Sightseeing. Mal hier hin, mal da hin. Zum Bodensee, den Rhein aufwärts, um den Schwarzwald rum – oder ins Gebirge. Haben Sie das jemals erlebt? Diese große Freiheit, einfach hinfliegen, wo’s Spaß macht?”
    „Und gestern Abend?”, wollte Häberle wissen.
    Rottler stutzte. „Gestern Abend?”, fragte er nach. „Ach so, ja, da bin ich noch drei Platzrunden geflogen. Wie kommen Sie denn da drauf?”
    „Reiner Zufall. Sie hatten dabei nämlich jene Maschine, die heut’ früh gestohlen wurde.”
    Rottler sprang auf. „Was verfolgen Sie hier eigentlich für Ziele? Wollen Sie mir diese Geschichte andichten, bloß, weil ich gestern Abend zufällig mit dieser Cessna noch geflogen bin?”
    Häberle hob erneut beschwichtigend die Hände. „Um Gottes willen, nein, Herr Rottler. Ich sagte doch: Reine Routine.”
    „Das wär’ ja wohl auch ziemlicher Schwachsinn”, wetterte Rottler, ging zu einem Blumenbeet hinüber und kam nervös wieder zurück, „abends noch schnell fliegen und nachts das Flugzeug klauen. Wie bescheuert müsste man da sein?”
    Rottler setzte sich wieder. Der Wind wurde deutlich stärker.
    „Aber bitte”, sagte Häberle mit geradezu sanfter Stimme und lächelte, „dann sagen Sie uns halt, wieso Sie am Abend noch geflogen sind.”
    „Ich hatte den Flieger bereits vor einer Woche für diesen Abend bestellt, um mal wieder Platzrunden zu fliegen. Sie müssen wissen, alle drei Monate muss man drei Starts und Landungen nachweisen. Das ist Vorschrift, um Passagiere mitnehmen zu dürfen. Und weil dann das Wetter so gut angekündigt war, hab’ ich ganz kurzfristig noch vorgestern angerufen und gefragt, ob’s auch noch für Donnerstagfrüh, also für heute, eine Maschine gebe. Und zufällig war noch um elf ein Termin frei. Geschäftlich hat’s bei mir auch reingepasst – und so hab’ ich die Maschine bis 18 Uhr gechartert.” Er lächelte und schaute auf seine Armbanduhr. „Wenn’s geklappt hätte, wäre ich vorhin erst zurückgekommen. Wär’ ja ein super Tag gewesen.”
    „So lange wollten Sie weg sein?”, fragte Linkohr interessiert.
    „Ja, warum nicht? Wenn ich schon mal Zeit hab’, nütz’ ich es aus.”
    „Und das alles nur, um rund um Alb und Schwarzwald zu fliegen?”, wollte Linkohr wissen.
    „Natürlich wird da ein paar Mal gelandet. In Rottweil, Donaueschingen oder Konstanz – vielleicht auch noch irgendwo im Allgäu oder droben in Rothenburg ob der Tauber – um nur ein paar beliebte Plätze zu nennen.”
    „Hätten Sie denn auch einen Passagier gehabt?”, fragte Häberle nach.
    Rottler schüttelte den Kopf. „An einem normalen Werktag hat kaum jemand Zeit. Außerdem bin ich oftmals viel lieber allein da oben.”
    „Und auch mal geschäftlich?”, hakte Linkohr nach.
    Rottler zögerte einen kurzen Moment. „Auch mal geschäftlich, ja. Wenn wir’s mit einer Firma zu tun haben, die einen Flugplatz in der Nähe hat. Aber man ist in der Fliegerei stark vom Wetter abhängig. Sie müssen wissen, ich hab’ nur die Lizenz für den Sichtflug. Keinen Blindflug, keinen Nachtflug.”
    „Dürfen wir Sie fragen, weshalb Sie an einem normalen Werktag so viel Zeit haben, einen reinen Sightseeing-Flug zu machen?”, knüpfte Häberle an die vorausgegangene Erklärung Rottlers an.
    „Zeit hab’ ich

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