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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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„nur, Kollege, ich hab’ schon viel zu viel erlebt, als dass ich mich gleich mit dem zufrieden gäbe, wonach es im ersten Moment aussieht.”
    Linkohr runzelte die Stirn und schwieg.
    Als sie kurz vor Schlierbach das große Waldgebiet verließen, sahen sie, wie sich am nordwestlichen Horizont Wolkenberge auftürmten. „Die Gewitter kommen doch”, stellte Häberle fest und deutete mit der linken Hand durch die geöffnete Seitenscheibe. Das Laub an den Bäumen ließ erkennen, dass ein leichter Wind aufgekommen war.
    „Wo wohnt dieser Rottler?”, fragte Linkohr schließlich.
    „In einer feinen Gegend”, erklärte Häberle, „im Hailing, Nordstadt, ganz oben am Stauferwald.”
    Der junge Kollege kannte sich in Göppingen noch von seiner Zeit, als er dort bei der Bereitschaftspolizei seine Ausbildung absolviert hatte, bestens aus.
    Der Kripo-Mercedes rollte auf der Umgehungsstraße an Schlierbach vorbei und dann hinab nach Albershausen Uhingen. Dort erreichten sie die vierspurige B 10, die hier durchs Filstal Stuttgart mit Göppingen verbindet. Als sie durch die dunkle Galerie fuhren, in der die Schnellstraße den Hang eines Wohngebietes anschnitt, meinte Linkohr: „Fliegen ist doch ein ziemlich teures Hobby, oder?”
    Häberle überholte einen Sattelschlepper. „Das kommt drauf an, wie intensiv man’s betreibt. Ich kenn’ einige Flieger, das sind ganz normale Angestellte. Ich denk’, wenn jemand im Winter intensiv Ski fährt und sich bei der Ausrüstung allen Pipapo leistet, wird er kaum weniger investieren müssen.”
    „Aber die Meinung, das seien alles Bonzen, ist doch weit verbreitet.”
    „Ja, das stimmt”, bestätigte Häberle, als sie jetzt auf Faurn-
dau zurollten, „zum Leidwesen der Fliegervereine. Das mag früher so gewesen sein, aber heut’ sind das ganz normale Menschen. Wissen Sie, Kollege, Spinner gibt’s überall.”
    „Logisch”, sagte Linkohr, „allerdings kann man heutzutage mit einem elitären Kungelkreis kaum noch einen Verein wirtschaftlich führen. Sogar bei unserem Golfclub, droben in Oberböhringen, machen sie seit einiger Zeit auf volksnah. Das war vor einigen Jahren noch ganz anders. Doch mit dieser Masche sind sie baden gegangen.”
    Häberle erinnerte sich, darüber vieles in der Zeitung gelesen zu haben.
    Er verließ die B 10 in Göppingen-West, um durch den Stadtbezirk Faurndau und dann vorbei am Werk des weltberühmten Modelleisenbahn-Herstellers Märklin die Innenstadt von Göppingen zu erreichen. Seit dort riesige Bauarbeiten im Gange waren, mit denen verkehrsberuhigende Maßnahmen entstehen sollten, mussten sich selbst Einheimische überlegen, wie sie ihr Ziel erreichen konnten. Häberle bog deshalb rechtzeitig nach links ab, um das vornehme Wohngebiet Hailing anzusteuern. Vorbei an der Hohenstaufenhalle, in der die Bundesliga-Handballer von Frisch-Auf Göppingen ihre Heimspiele austrugen, erreichten sie schließlich die Stadtrand-Siedlung, in der bereits in der Vorkriegszeit Luxusvillen entstanden sind.
    Wenn Kriminalfälle in ›besseren Kreisen‹ spielten, wohnten die Beteiligten, Opfer oder manchmal auch die Täter hier oben. „Stinkvornehm”, entfuhr es Linkohr beim Anblick der parkähnlichen Vorgärten, der stilvollen Fassaden und der teuren Fahrzeuge, die in den Einfahrten parkten. Über den alten Bäumen zogen dunkle Wolken auf, noch aber schien die Sonne.
    Häberle hielt vor dem letzten Haus, ehe die Straße wieder nach links abschwenkte. Es war einstöckig, hatte jedoch ein mächtiges Dach, das mit Gauben und terrassenartigen Einbuchtungen aufgelockert wurde. Erker und Rundungen brachten eine ungewöhnliche und wohl auch teure Architektur zum Ausdruck. Der Garten war groß und reichlich mit Sträuchern und Hecken bewachsen, die den Anschein erweckten, als ginge die Bepflanzung nahtlos in den dahinter liegenden Stauferwald über.
    Die beiden Kriminalisten stiegen aus und wandten sich dem schweren Gartentor zu, das sich allerdings nicht öffnen ließ. Häberle drückte auf den Klingelknopf, neben dem in kleinen, schmiedeeisernen Buchstaben ›Rottler‹ stand.
    „Womöglich nicht da”, meinte Linkohr. Doch dann meldete sich eine krächzende Stimme in einem Lautsprecher. „Ja?”
    „Herr Rottler?”, fragte Häberle nach.
    „Ja. Und?”
    „Kriminalpolizei. Dürfen wir Sie kurz sprechen?”
    Pause. „Kommen Sie”, sagte die Stimme, während gleichzeitig der Summer des Öffners betätigt wurde. Linkohrs Blick fiel auf eine Kamera, die an einem

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