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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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weismachen wollten, es könnte heute alles schief gehen. Dass ihm jedoch beim Betreten des großen Verwaltungsgebäudes auch gleich wieder dieser Altmann über den Weg gelaufen war, konnte tatsächlich ein böses Zeichen sein. Freitag, der Dreizehnte, und dann auch noch dieser Sesselfurzer, dachte er bei sich. Hinzu kam, dass ihn dieser Finanzmensch zwar überaus freundlich begrüßt hatte, dann allerdings mit gewissem Befehlston in der Stimme um ein Gespräch ›unter vier Augen‹ bat. Steinke zuckte zusammen, ließ sich aber nichts anmerken. Er versprach, in einer halben Stunde in jenes Büro zu kommen, das seit Monaten von dem Betriebsprüfer in Beschlag genommen wurde.
    Als Steinke die Tür seines Büros hinter sich geschlossen hatte, zog er sein helles Lederjackett aus. Er öffnete ein Fenster und ließ die Frische des Morgens herein. Es hatte abgekühlt, der Himmel war noch mit Wolken verhangen. Doch die Meteorologen kündigten bereits wieder zunehmende Hitze an. Kein Wetter, wie man es von den zurückliegenden Sommern her kannte. Früher hatte ein einziges Gewitter das Wetter auf Wochen hinaus versaut. Nun schien es aber so, als schreite die Versteppung Mitteleuropas langsam voran, hatte Steinke kürzlich zu einem Geschäftsfreund ironisch gesagt.
    Der braungebrannte Vorstandsvorsitzende des größten Computer-Unternehmens weit und breit ließ sich in seinem übergroßen Chefsessel nieder und sah die Schlagzeile der in Göppingen erscheinenden Neuen Württembergischen Zeitung, kurz NWZ genannt, die ihm seine Sekretärin zusammen mit der Stuttgarter Zeitung und der Frankfurter Allgemeinen jeden Morgen fein säuberlich auf den Schreibtisch legte. Obwohl er die Heimatzeitung bereits zu Hause überflogen hatte, ließ er die Schlagzeile der ersten Seite noch einmal auf sich wirken: „Deutschland stöhnt unter der Hitze.”
    Dann schob er die Zeitungen zur Seite und drückte einen Knopf an seinem multifunktionalen Telefon. „Ja”, hörte er Rottlers Stimme unwirsch.
    „Komm’ bitte zu mir.”
    Rottler erwiderte etwas, das nicht zu verstehen war. Doch Steinke hatte auch nicht vorgehabt, auf eine Antwort zu warten. Keine halbe Minute später klopfte es und Olaf Rottler betrat lässig den Raum. Sein volles schwarzes Haar war heute allerdings nicht so sauber gekämmt, wie Steinke dies gewohnt war. Der Finanz-Chef seines Hauses trug eine hellblaue Hose und ein weißes, kurzärmeliges Hemd, keine Krawatte. Er schien bereits aufs Wochenende eingestimmt zu sein.
    Steinke bot ihm einen Platz an dem Besprechungstisch an, wo sie sich in bequemen Ledersesseln gegenüber saßen. „Der Sesselfurzer will mit mir unter vier Augen schwätzen”, begann er in gequältem Hochdeutsch.
    „Das ist ja nichts Neues”, gab Rottler eine Spur zu schnippisch zurück.
    „Du solltest das schon a bissle ernster nehme, mein Lieber”, entgegnete Steinke, „ich hab’ nämlich a ganz ungut’s G’fühl.”
    Rottler verengte die Augenbrauen und rutschte nervös auf seinem Sessel hin und her. „Wie kommst du denn darauf?”
    „Na ja, zuerst kündigt er schriftliche Fragen an, die wir noch nicht beantwortet hent – und jetzt plötzlich treff’ ich den vorhin beim Reingehen, rein zufällig, und da sagt er mir mit Grabesstimme, dass er mich unter vier Augen sprechen will. Ohne dich.” Steinke blickte seinen Finanz-Chef durchdringend an. Dieser versuchte, den Blicken standzuhalten: „Und was glaubst du, hat das zu bedeuten?”
    Steinke stützte sich mit den Ellbogen auf der Tischplatte ab. Das tat er immer, wenn er aufgeregt war. „Nichts Gutes, nichts Gutes”, entgegnete er, „ich sag’ dir, wenn der irgendwelche Unregelmäßigkeiten entdeckt hat, bisch du der Verantwortliche – damit wir uns gleich richtig verstandet.” Seine Stimme klang bedrohlich.
    Rottler erschrak, doch er versuchte, ruhig zu bleiben. „Ich wüsste nicht, was es zu beanstanden gäbe.”
    „Dein Wort in Gottes Ohr”, versetzte der Vorgesetzte energisch. „Ich hoff’ bloß, dass mit den Belegen und Buchungen alles wasserdicht isch.”
    „Absolut”, erklärte Rottler und unterstrich dies mit einer entsprechenden Handbewegung.
    „Ich wollt’ nur noch mal geklärt haben: Ich bezahl’ dich fürstlich, das weißt du, damit du mir die Kohle aus dem Feuer holst. Hent wir uns da richtig verstande?”
    „Absolut”, sagte Rottler kurz und lächelte gequält.
    „Ich werd’ mir also anhöre, was der Sesselfurzer zu verzapfen hat, aber eine Stellungnahme

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