Irrflug
Ihnen”, beschwichtigte Häberle, „bei vielen. Wir müssen ein Mosaiksteinchen zum anderen setzen.”
„Und Sie können uns eine wertvolle Hilfe sein”, ergänzte sein Kollege.
„Na schön. Was wollen Sie wissen?”, lenkte sie ein.
„Nur kurz und prägnant”, begann Häberle, „Sie kennen eine Svea Heinemann aus Rothenburg ob der Tauber …?!”
Die Wirtin verengte für einen kurzen Moment ihre Augenbrauen, zuckte mit einer Backe und lehnte sich nach vorne zur Tischplatte. „Ja, und …?”
„Sie wollten sie gestern Nachmittag auf dem Konstanzer Flugplatz treffen”, stellte er mit ernster Miene fest.
„Richtig. Hätt’ ich das nicht gedurft?” Sie schien ihre Fassung wieder gefunden zu haben und lehnte sich betont entspannt zurück.
„Doch, selbstverständlich. Gar keine Frage”, entgegnete Häberle. „Dürfen wir erfahren, welcher Art Ihre Beziehungen zu dieser Frau sind?”
Die Wirtin lächelte. „Freundschaftliche. So, wie sich andere in einem Café-Haus zu einem Plausch treffen, fliegen wir zu einem Schwätzle nach Konstanz. Nichts weiter.”
„Und wie haben Sie sich kennen gelernt? Ich meine, Rothenburg ist ja schon ein Stück weg”, machte Häberle weiter.
„Das ist schnell erklärt. Svea hat mal in Reutlingen gewohnt und zur selben Zeit auf der Hahnweide den Flugschein gemacht wie ich. Später ist sie nach Rothenburg umgezogen”.
„Sie ist Steuerberaterin”, warf Linkohr dazwischen.
Die Wirtin schien kurz zu stutzen. „Ja, das war auch der Grund, weshalb sie umgezogen ist. Sie konnte damals in Rothenburg ein Steuerbüro übernehmen – ein Glücksfall für sie.”
„Wissen Sie, was uns ein bisschen stutzig macht?”, begann Häberle wieder.
Sie schaute ihm mit versteinerten Gesichtsausdrücken in die Augen … „Wieso sollte ich?”, fragte sie selbstbewusst zurück.
„Dass die tote Frau Pulvermüller auch in einem Steuerbüro gearbeitet hat.”
Linkohr ergänzte: „Zwar nur als Sekretärin, aber immerhin.”
„Was wollen Sie damit sagen?”
„Na ja – es könnte doch sein, dass zwischen Ihrer Freundin Heinemann und der Frau Pulvermüller irgendwelche Zusammenhänge bestanden”, meinte Häberle und verschränkte seine Arme vor der Brust, „schließlich sind diese Berufsgruppen ja nicht unbedingt so häufig anzutreffen.”
„Sie wollen damit sagen, Svea habe etwas mit dem Mord zu tun?”, empörte sich Elvira Schneider.
Häberle hob beschwichtigend die Hände. „Ich bitt’ Sie”, sagte er väterlich, „das wär’ verdammt weit hergeholt. Nein, die Frage war nur, ob gesprächsweise vielleicht mal der Name von Heidrun Pulvermüller gefallen ist – wie auch immer.”
„Ich sagte doch schon, dass mir der Name nicht geläufig ist.”
Die Kriminalisten schwiegen für einen Moment.
„Eine letzte Frage”, machte Häberle weiter, „diese Grillfete am Mittwochabend an den Bürgerseen …”
„Ja?”, zeigte sich die Wirtin erstaunt.
„Da waren wirklich nur Sie und diese beiden Männer dabei, dieser Hilgenrainer und dieser Mosbrucker?”
Sie zögerte kurz, erwiderte dann aber energisch: „Ich glaub’, das hab’ ich Ihnen bereits gesagt.”
„Es könnte ja sein, Sie hätten jemand vergessen …”, meinte Linkohr vielsagend.
„Oder vornehme Zurückhaltung geübt”, fügte Häberle spitzbübisch lächelnd hinzu.
Sie verzog keine Miene. „Ich glaub’, ich muss mich von Ihnen nicht als Lügnerin abstempeln lassen.” Elvira Schneider stand auf und ging zu dem Pärchen in der anderen Ecke. Häberle und Linkohr schauten sich an und verließen wortlos die ›Down-Town‹ Kneipe.
15
Seit die Göppinger Innenstadt umgekrempelt wurde, war es nicht einfach, sich im mittäglichen Verkehrsgewühl zurecht zu finden. Häberle kannte zwar alle Seitenstraßen, doch waren auch diese hoffnungslos verstopft. Linkohr hatte vom Handy aus den Steuerberater in Geislingen angerufen, bei dem die tote Heidrun Pulvermüller beschäftigt war. Ihr Chef erklärte sich bereit, die beiden Kriminalisten kurz nach halb eins zu empfangen.
„Ich wett’, jetzt laufen die Drähte zwischen der Schneider und ihrer Freundin in Rothenburg heiß”, meinte Linkohr schließlich, als der Dienst-Mercedes über die hufeisenförmige Eisenbahnüberführung stadtauswärts rollte, „da wär’ eine Telefonüberwachung nicht schlecht gewesen.”
Häberle blickte seinen Kollegen von der Seite kritisch an. „Mit welcher Begründung denn? Selbst bei großem Wohlwollen hätt’ ich
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