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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Luftfahrern in guter Gesellschaft sind? Jedenfalls war mit diesen Beobachtungen, über die Experten in einer Abhandlung berichtet hatten, das Argument von Naturschützern widerlegt worden, Sportflugplätze würden sich nachteilig auf die Tierwelt auswirken.
    Häberle ließ das Türschloss des Mercedes’ über den ferngesteuerten Schlüssel einschnappen und ging die paar Schritte zum Begrenzungszaun hinüber. Er hörte Motorengeräusche aufheulen und das Knattern der Propeller. Und er sah draußen auf der Startbahn, wohin ihm der Freiraum zwischen den beiden Hallen einen schmalen Sichtwinkel ermöglichte, eine Sportmaschine von links nach rechts vorbeiziehen. Sie war vermutlich gerade erst gelandet und gleich wieder am Starten. ›Touch and go‹, nannten dies die Flieger wohl. Landen zählt zu den schwierigsten Manövern in der Fliegerei, das hatte sich Häberle schon früher einmal sagen lassen, als er noch Sonderermittler des Landeskriminalamts war und am Stuttgarter Flughafen Echterdingen einen großen Fall von Drogen-Schmuggel bearbeitet hatte. Sicher mussten auch die Sportflieger das Landen immer wieder aufs Neue üben.
    Er sah auf dem Weg, der am Flugplatzzaun entlang führte, eine junge Frau mit einem Schäferhund auf sich zukommen. Unterdessen tauchte ein beigefarbener Golf mit einem Rentner-Ehepaar auf, das offenbar einen Spaziergang zu den Bürgerseen unternehmen wollte. Der Parkplatz hinter den Flughallen, das hatte Häberle bereits gestern festgestellt, wurde nicht nur von den Piloten und ihren Passagieren benutzt, sondern insbesondere von Ausflüglern. Mehrere Schilder wiesen Radlern und Fußgängern die Richtung – einerseits nach Kirchheim, andererseits zum benachbarten Reudern oder am westlichen Ende der Startbahn entlang hinüber ins tiefer gelegene Waldgebiet, an dessen Rand sich die beliebten Bürgerseen befanden.
    Der Kommissar grüßte die junge Dame, die ganz enge, ausgefranste Jeans-Shorts trug. Ihr blondes Haar strahlte im leichten Gegenlicht der Sonne. Der Schäferhund schien sich ebenso wenig für ihn zu interessieren wie sein Frauchen. Häberle blickte ihr in Gedanken versunken nach. Dann aber riss ihn das Geräusch, wie es ein startender Flugzeugmotor verursachen musste, wieder in die Realität zurück. Er vernahm deutlich, wie auf dem Hallen-Vorplatz ein Propeller auf Touren kam. Das musste Elvira Schneider sein. Häberle nahm vorsichtshalber hinter einem Strauch Deckung, obwohl es kaum denkbar war, dass ihn die Pilotin beim Wegrollen und dazu noch auf eine Entfernung von rund 50 Metern wahrnehmen würde. Sie war in dieser Phase sicher mit anderen Dingen beschäftigt. Es dauerte noch zwei Minuten, bis die blau-weiße Maschine hinter der rechten Halle hervorkam und nach links in seinen Sichtwinkel hineinrollte. Er kniff die Augen zusammen, um die Umrisse der Pilotin besser erkennen zu können. Wahrscheinlich war es Elvira Schneider, doch beschwören hätte er es aus dieser Distanz nicht wollen. Die Maschine war sofort hinter der linken Halle verschwunden. Offenbar wurde weiterhin in Richtung Westen gestartet, so dass die Pilotin zunächst rund 200 Meter in Richtung Osten zum dortigen Abflugpunkt rollen musste.
    Häberle, der gerade noch ruhig verharrt war, schien plötzlich wie von einer unsichtbaren Kraft getrieben. Er öffnete das hölzerne Türchen im Begrenzungszaun und hastete auf dem ausgewaschenen Plattenweg zur Vorderseite der rechten Flugzeughalle, erreichte dort den asphaltierten Vorplatz und sah, dass an dessen anderem Ende eine Cessna mit laufendem Motor stand. Er spurtete los, hielt beim Näherkommen respektablen Abstand zu dem rotierenden Propeller und trat an die Tür des Co-Piloten heran. Hauff hatte sie ihm von innen geöffnet und angedeutet, dass er einsteigen solle. Der Pilot rief ihm etwas zu, was er nicht verstand. Der Motor war viel zu laut. Häberle gelang es überraschend schnell, seinen fülligen Körper in die Kabine zu zwängen. In solchen Fällen kam ihm regelmäßig seine sportliche Karriere zugute. Er griff zu den Haltegurten und versuchte, sie über seine breiten Schultern einerseits und den voluminösen Bauch andererseits zu ziehen. Weil dies nicht auf Anhieb gelang, drehte sich Hauff zu ihm her und lockerte die Gurte, so dass sie sich der Körperfülle des Passagiers anpassten.
    Hauff beugte sich über Häberle hinweg, öffnete noch einmal die Tür und riss sie mit einem kräftigen Ruck ins Schloss. Der Zeiger des Drehzahlmessers stand auf tausend,

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