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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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ja auch schon, ob sie ein Handy hatte”. Dann fügte er hinzu: „Sie wissen doch noch von unserem letzten Fall, welch hilfreiche Spuren Handys hinterlassen …”
    Sie schwiegen sich eine Zeit lang an. Erst der elektronische Ton des Handys unterbrach die Monotonie des leise brummenden Motors. Linkohr meldete sich wieder.
    Deutschländers Stimme krächzte aus dem Lautsprecher: „Um 16 Uhr kriegt sie einen Flieger – und Hauff fliegt Sie mit Abstand hinterher, hat er bestätigt.”
    „Danke, Kollege, sagen Sie ihm, dass ich ihn von seinem Parkplatz aus anrufen werde. Schließlich darf mich die Schneider nicht sehen. Er soll den Flieger schon mal warmlaufen lassen.” Häberle ließ sich die Telefonnummer geben, die Linkohr auf einen Notizzettel schrieb.
    „Jetzt geht was ab”, freute sich Häberle, nachdem sein Kollege das Telefonat beendet und ihm den Notizzettel gegeben hatte.
    „Der große Häberle im Abfangjäger”, witzelte der junge Kollege.
     

19
    Steinke tobte. Seine Sekretärin hatte ihm soeben gesagt, dass sein Finanz-Chef Olaf Rottler noch immer nicht zu erreichen sei. Sie habe ihm aber auf die Mailbox gesprochen, dass er sich sofort melden solle.
    „Dieser Sauhund”, entfuhr es Steinke, als er das Telefongespräch mit seiner Sekretärin beendet hatte. Er lehnte sich in seinem gepolsterten Bürosessel zurück, holte tief Luft, fuhr sich mit einer Hand übers Haar und rückte seine Krawatte zurecht. Dann drückte er wieder einen Sprechknopf und bat seine Sekretärin, den Herrn Rechtsanwalt, der sich bereits an der Pforte angemeldet hatte, abzuholen und zu ihm zu bringen. Der Rechtsanwalt, ein älterer Herr mit Bierbauch-Ansatz, ziemlich schütterem grauen Haar und rundem Gesicht, setzte sich an dem Besuchertisch Steinke gegenüber. Dann beugte er sich zu seinem schwarzen Koffer hinab, den er rechts neben sich auf den Boden gestellt hatte. Die beiden Verschlüsse schnappten auf und der Anwalt brachte eine Handvoll Akten zum Vorschein, die er vor sich auf den Tisch legte. Unterdessen holte sich auch Steinke einige Ordner.
    „Sie haben am Telefon angedeutet, dass gegen Sie Anzeige erstattet werden soll”, begann der Anwalt mit sonorer Stimme und einem leichten Lächeln.
    „Danke, Herr Fellhauer, dass Sie so schnell gekommen sind”, erwiderte der Manager und versuchte sich wieder mit Hochdeutsch, „aber ich bin ziemlich fertig. Vor einer Stunde ist auch noch die Mordkommission hier aufgetaucht.”
    „Die Mordkommission?”, staunte der Jurist.
    Steinke berichtete in kurzen Worten, was geschehen war. Dass zwei seiner Mitarbeiter, der Rottler und der Hilgenrainer, Stammkunden auf der Hahnweide seien, wo ja bekanntermaßen gestern ein schreckliches Verbrechen geschehen sei. „Das hat mir gerade noch gefehlt”, jammerte er, „Steuerprüfer, Steuerfahnder und Mordkommission. Da kann ich ja mein’ Laden gleich dicht mache”, er spürte, wie sein Blutdruck wieder stieg, „in diesem Staat werdet Se nur drangsaliert, wenn Se a Lebe lang schuftet. Ich versteh’ jeden, der abhaut und sein’ Betrieb in de Oste verlagert. Was glaubet Sie, wie ich in dr Slowakei aufg’nomma werda dät. Mit Handkuss und rotem Teppich”, redete sich Steinke in Rage, „und hier? Hier haut einen die Regierung in d’Pfanne, egal, ob rot, grün oder schwarz – oder was weiß ich.”
    Der Jurist hörte geduldig zu, bis Steinke ihm mit einer Atempause die Chance bot, auch etwas sagen zu können. „Sie sagten”, begann er mit ruhiger Stimme, „dieser Betriebs-
prüfer habe mit rechtlichen Schritten gedroht.”
    „Um ehrlich zu sein, ich hab’ Angst, dass jeden Moment die Steuerfahnder hereinstürzen und hier alles beschlagnahmen”, seufzte Steinke etwas ruhiger in sich hinein, „und der Herr Rottler hat sich schon ins Weekend verabschiedet. Als ob ihn des alles gar nichts anging’.”
    Der Jurist versuchte, Gelassenheit auszustrahlen. „So schnell geht’s nicht, Herr Steinke. Um hier etwas durchsuchen zu können, bedarf es eines richterlichen Durchsuchungsbefehls. Ich glaub’ nicht, dass die noch am Freitagnachmittag anrücken werden.”
    „Wie heißt es doch so schön immer: Wenn Gefahr im Verzug ist, stehen die sofort auf der Matte”, sorgte sich der Mann und schloss für einen kurzen Moment die Augen.
    „Ich schlage vor, Herr Steinke, wir gehen die kritischen Punkte jetzt der Reihe nach durch – in aller Ruhe. Sie sagten mir am Telefon, dass Sie persönlich, sofern es zu Manipulationen gekommen sein

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