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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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sind versteckt,
    Alle Weiten eingegangen.
     
    Ist wie eine graue Nacht,
    Die sich vor den Tag geschoben,
    Die der Sonne glühe Pracht
    Schleierdicht mit Dunst umwoben.
     
    Oder seid ihr alle tot:
    Sonne, Mond und lichte Sterne?
    Ruht das wirkende Gebot,
    Das euch trieb durch Näh und Ferne?
     
    Leben, lebst du noch ringsum?
    Sind verschüttet alle Wege?
    Grau und eng die Welt und stumm.
    Doch mein Herz schlägt seine Schläge.
     
     
Sonntag
    Sonntagsfriede liegt
    Heilig über der Stadt;
    Ach, wie ist mein Herz
    Seiner Wochen satt.
     
    Quälen, Keuchen, Kampf
    Um ein kärglich Brot, –
    Ach, wann machst du frei,
    Lebenssonntag, – Tod.
     
     
Dem Tage
    Breit hängt vom Himmel die Fahne der Freude,
    Dunkelblau, unbewegt, sonnendurchprunkt;
    Hurra, die Herzen hoch, hurra dem Heute,
    Was auch das mürrische Morgen uns unkt.
     
    Morgen der Tod, aber heute das Leben,
    Leben und Liebe zu allem, das blüht;
    Laßt uns die Herzen zur Sonne erheben,
    Die wie ein Heilandsherz gütevoll glüht.
     
    Schielt Tante Mors mit der silbernen Glatze
    Heute zur Nacht wieder über die Welt,
    Lachen wir ihr in die bleichkalte Fratze,
    Denen das Herz Göttin Sonne erhellt.
     
     
Stiller Zwiegesang
    Er:
     
    Hinter dem Vorhang am Spiegel vorm Bett
    Steht meine Liebste und steckt sich die Haare,
    Steht meine Liebste und schmückt sich für mich.
    Komm doch, o komm doch, mein einziges Mädchen,
    Oder ich springe zu dir in die Kammer;
    Komm, o du Liebliche, laß mich nicht warten:
    Mit einem Sprunge bin ich im Fenster
    Hinter dem Vorhang am Spiegel vorm Bett.
     
    Sie:
     
    Draußen im Winde am Baum hinterm Zaun
    Wartet mein Liebster mit klopfendem Herzen,
    Wartet mein Liebster mit Küssen auf mich.
    Wart noch ein Weilchen am Baum hinterm Zaune;
    Noch eine Rose ins Haar, eine rote,
    Will ich mir stecken, für dich eine Rose:
    Gleich dann, gleich komm ich und küß dich im Winde,
    Draußen im Winde am Baum hinterm Zaun.
     
Rosen
     
    (Frau Olga Destrée-Bettauer zugeeignet.)
     
    Als ich im kurzen Röckchen ging,
    Da wußt ich gerne jedes Ding
    Und ließ der Mutter keine Ruh:
    Warum? Weshalb? Wieso? Wozu?
    Schwer war es, Antwort sagen
    Auf soviel schwere Fragen:
    Du Mama, sag, Mama,
    Wozu sind denn die Rosen da?
    Sprach Mama:
    Eisasa!
    Rosen sind zum Brechen da.
     
    Nun trag ich schon ein langes Kleid
    Und bin selbst fürchterlich gescheidt
    Und darf nicht jeden stellen: Du,
    Warum? Weshalb? Wieso? Wozu?
    Und hab doch viel zu fragen.
    Was würde die wohl sagen,
    Früg ich: Du, sag, Mama:
    Wozu sind denn wir Mädchen da?
    Spräch Mama:
    Eisasa!
    Mädchen sind zum Küssen da.
     
     
Zwei Prinzessen
    Die Prinzessen fährt zum Hochzeitsfest
    Vier Schimmel am Wagen,
    Mit rotem Kragen
    Die Kutscher und silberbetreßt.
    Trara!
    Hell schmettern Trompeten und Trompetinen.
    Prinzeßlein sitzt da mit süßen Mienen
    In Galatoilette und Gloria.
     
    Die Menge verneigt sich und hebt den Hut;
    Wie prunkt die Karosse!
    Wir stehn in der Gosse ...
    »Ach Gott, so eine hats gut ...«
    Trara!
    Hell schmettern Trompeten und Trompetinen.
    Eine Kleine sagts mit sauren Mienen
    Und glänzt doch in Schönheit und Gloria.
     
    Die Prinzessin hab ich nicht mehr gesehn,
    Ich sah nur die feine,
    Die liebe Kleine
    Im wollenen Röckchen stehn.
    Trara!
    Hell schmettern Trompeten und Trompetinen,
    Doch alles hat golden überschienen
    Der armen Schönheit Gloria.
     
     
Im Schlosse Mirabel
    (Für Hans Richard Weinhöppel.)
     
    Der Erzbischof von Salzburg,
    Ein gar ein stolzer Mann,
    Der liebt die schönen Jungfräulein
    Und sieht sie freundlich an.
    Er streichelt sie am Kinne,
    Thut ihnen gar nit weh,
    Es herrscht Frau Venusinne
    Im Schlosse Mirabel, juchhe,
    Im Schlosse Mirabel.
     
    Der Erzbischof von Salzburg,
    Ein gar ein strenger Mann,
    Der bindet die schnöden Ketzer
    An glühende Oefen an
    Und läßt sie weidlich schwitzen;
    Derweil erkühlt am See
    Er sich von Liebeshitzen
    Im Schlosse Mirabel, juchhe,
    Im Schlosse Mirabel.
     
    Der Erzbischof von Salzburg,
    O wehe, was geschah,
    Traktieret nicht mehr Minne,
    Traktiert Dogmatica.
    Man setzte ihn gefangen
    Zu seinem großen Weh.
    Wie gern wär er gegangen
    Zum Schlosse Mirabel, juchhe,
    Zum Schlosse Mirabel.
     
    Oh Erzbischof von Salzburg,
    Dir ist ganz recht geschehn!
    Es soll ein großer Kleriker
    Nicht zu den Mädchen gehn.
    Die blühen für die Laien,
    Sogar für Ketzer, – weh!
    Ich selbst erfuhrs im Maien
    Im Schlosse Mirabel, juchhe,
    Im Schlosse Mirabel.
     
     
Maikaterlied
    Maikater singt die

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