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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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sein.
    »Sofort Madam?«
     
    – Sofort und sehr. Man küsse mich enorm!
    »Belieben Eure Hoheit nicht erst das Jackett ...?«
    Ich wünsche im Jackett geliebt zu sein.
    »Doch wenigstens den Schleier ab, Madam ...?«
    – Genehmigt!
    Das Gegitter auf den Tisch.
     
    Wir küssen uns. Sie drückt mich fest an sich,
    Der gelbe Fuchs umkitzelt meinen Hals.
     
    – Ich bin sehr gnädig heute, findst du nicht?
    »Ich finde, daß Ihr immer huldreich seid.«
    – Ich bin zu gut für diese Welt. Sag mal:
    Weißt du denn, wer ich bin? »I, keine Spur!«
    – Und willst es auch nicht wissen? – »Pfui, wer wird,
    Neugierig sein, wenn er im Glücke sitzt!?
    Du bist mir meine rote Herzogin,
    Denn deine Grazie, dein Wuchs, dein Gang,
    Die Art, wie du die Handschuh von den Fingern streifst,
    Wie du den Kopf zurückbeugst, küß ich dich,
    Wie du Bonbons ißst, lächelst, dir den Schleier steckst,
    Und, ach, die Art, wie du mich küßst, Madam,
    Ist herzoglich, – ich sagte königlich,
    Wär mir dies Wort für dich nicht zu verbraucht.
    Und nun zu denken, daß dein Mann vielleicht
    Banquier ist, Rechtsanwalt, Professor, Arzt,
    Major, Regierungsrat, Großbrauer, Maler,
    Kurz irgend was, dem man begegnen kann,
    Im Trambahnwagen, auf der Straße, im Café –
    Entsetzlich! Nein, du bist die Herzogin.
    Dein Mann (sie lächelt seltsam) wohnt im Schloß,
    Ist alt und gnädig, geistreich, tolerant,
    Trägt Escarpins, Jabots, sagt ma chérie,
    Regiert ein Volk, das sehr zufrieden ist,
    Pflegt das Ballet, liebt altes Porzellan,
    Bläst etwas Flöte, hüstelt in die Hand,
    Hat hie und da ein bischen Podagra
    Und lächelt etwas schmerzlich, wenn er hört,
    Die Liebe sei ein göttliches Pläsier,
    Kurz, Serenissimus ist comme il faut
    Und hat nicht viel dagegen einzuwenden,
    Daß Serenissima den Dichter küßt,
    Der schon manch Carmen ihm zu Ehren sang
    Und am orange-grünen Band das Kreuz
    Vom weißen Papageienorden trägt.«
     
    – Oh mein Schnabunkel, welch ein Narr du bist!
    In deinem gelben Kanapee vergeß ich
    Sehr viel, – vergeß ich mich und bin ein Kind,
    Leichtsinnig, treulos, hingegeben, – gut.
    Nein, du sollst nie erfahren, wer ich bin.
    Wir wollen hier in diesem kleinen Haus
    Verstecken spielen vor uns selbst, nicht wahr,
    Und glücklich sein, weil wir bloß Menschen sind,
    Nicht der und der und die und die – bloß ich und du.
    Auch sei nicht Treue hier geschworen, und
    Kein Band geknüpft; das Heute ist uns hold,
    Das Morgen mög es sein; was später kommt,
    Das mag die Götter kümmern, die es walten;
    Uns wächst kein graues Haar um dies Vielleicht.
    Küß mich, Schnabunkel! Serenissima
    Ist küssedurstig und so sehr verliebt
    In diesen Herrn vom gelben Kanapee,
    Daß sie nichts hat, was nicht auch ihm gehörte.
    Sie lebt nur hier; was draußen ist, ist Tod;
    Ein Vers von dir, ihr in das Herz gehaucht,
    Ist Lebens mehr, als alle ihre Welt.
    Hier ist ihr Traum, und sie genießt ihn ganz,
    Sieht alles glänzend, wies im Traumland ist,
    Fühlt alles hundertfach, weil sie es träumt.
    Du bist mein Page, reizend und verrucht,
    Ich schlich zu dir, die Nacht war warm und feucht,
    Aus meinem Bette in den Pavillon,
    Die Sterne blinzeln, und die Nachtigall
    Schluchzt Liebe aus der Laube von Jasmin.
    Das Leben ist ein Abenteurerspiel,
    Gefahr giebt heiße Süße dem Genuß,
    Die Sünde ist ein wunderbarer Trost
    Im Leben, das so trostlos grade geht.
    Ich habe keine Kunst: was Sünde heißt,
    Leb
ich als
meine
Kunst. Verstehst du mich?
     
    »Ich sehe, daß dein Mund ein Leuchten hat
    Wie Rosenblätter, und dein Auge schwimmt
    In Wollust; alles ist so schön erregt,
    Daß ich empfinde, wie du glücklich bist.
    Und sieh, mir ist, du wärst von mir ein Lied,
    Das mir in heitrer Unbewußtheit kam,
    Ich sag mirs immer, immer wieder vor
    Und wundre mich beglückt: Das kam von mir?
    Oh du mein schönes Lied, geschenktes Glück,
    Du Leben, Traum, Gleichklang und Wiederklang:
    Daß du mir kamst, zeigt mir, daß Götter sind,
    Die Gnaden für mich haben und mich führen.
    Aus Ketten haben sie mich frei gemacht,
    Wie einen Vogel machten sie mich leicht
    Und gaben auch den leichten Sinn ins Herz,
    Der nicht bedenkt und frägt, nur nimmt und singt.«
     
    Die rote Herzogin lacht wie ein Kind
    Und nimmt den Hut ab: – »Hilf mir aus der Jacke!«
     
    Aus allem helf ich ihr, was sie beengt.
    Ihr rotes Haar ist nun ihr einzig Kleid.
    Und ich erhebe sie zur Kaiserin.
     
     
Porträtstudie
    Listig liebe blaue Kinderaugen,
    Milde, müde, müd

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