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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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der Mai mit Sang und Blust.
    Da wandst du dich von meiner Brust
    Und schnittst der Liebe Band entzwei.
    Da kam der Mai mit Sang und Blust ...
    Da war der Frühling mir vorbei.
     
     
Meine Sonne a.D.
    Als es Winter war, hatt ich nur
einen
    Sonnenschein, – dich,
    Und du warst mir eine ferne Sonne mit seltenen Strahlen.
    Aber wie waren sie warm und freundlich,
    Und wie war ich glücklich!
     
    Nun ist es Frühling geworden über die Erde,
    Und die Vögel rufen sich von schwanken Knospenzweigen,
    Und der Himmel ist blau wie Erfüllung aller Seligkeit.
     
    Aber wo ist denn meine Sonne?
     
    Schau da, wie schön: von chinagelber Seide
    Das Kleid, burgunderrot der Gürtelreif,
    Und alle Blumen des Frühlings auf dem weißen Hute,
    Geht meine Sonne dort auf
    Vor dem römischen Rot der Arkaden.
     
    Sonnensieg! Die gelbe Seide
    Surrt mit falbelndem Saum
    Ueber den roten Fließ,
    Und jeder ihrer Schritte ist ein Kuß der beglückten Erde.
    Das ist meine Sonne?
     
    Ach, wie sie doch im Winter so weich
    Und fraulich war und lieb.
    Nun ist sie stolz geworden, und wie ein Komet
    Zieht sie einen zitternden Schweif von Verehrern nach und läßt
    Die dümmsten Monde in ihre Nähe, wenn sie von Silber sind.
     
    Sonne, dein Sieg gefällt mir nicht.
    Halloh!
    Ich geh auf die Sternensuche!
     
     
Trennung
    (M.M.)
     
    Es liegt in mir wie eine Wolke
    Der düstre Abend, der uns schied.
    Es stand kein Stern am grauen Himmel
    Und von den Zweigen klang kein Lied.
     
    Verdrossene Menschen gingen eilig
    Im feuchten Dunkel uns vorbei.
    Auf nasser Bank verschlungen saßen
    Wortlos und herzensbang wir zwei.
     
    Es sah der Mond durch dürre Aeste.
    Auf deinem Antlitz lag sein Schein
    So düster-tot, – mein heimgegangnes
    Glück hüllte er in Strahlen ein.
     
    Und wenn dein Blick, dein seelenvoller,
    Sich zu mir hob, in Schmerzen mild,
    Aus bleichem Mondenstrahlenglanze,
    Da sah ich meines Schicksals Bild:
     
    Das Schöne, das ich still erdichtet
    Und rein im Herzen aufgestellt,
    Wie es vor meinem heißen Wünschen
    Fliehend in Schmerz zusammenfällt.
     
     
Eine Erinnerung
    Frühling wars; ich war auf einem Kirchhof.
    Saß auf einem Grab ein blondes Mädchen,
    Hatte blaue träumerische Augen;
    Einen Fliederzweig hielt sie in Händen,
    Ihre Augen gingen in den Himmel,
    Und es leuchteten die blauen Augen.
     
    Irgendwo einmal schon sah ich diese
    Wunderschönen träumerischen Augen,
    Und ich sinne: wo?
    Da hör ichs klingen
    Wie Klavier in einem Tingeltangel.
    Und ich sehe auf dem Gauklerbrette,
    Seh im kurzen Kleid ein Mädchen tanzen,
    Und sie singt dazu mit dünnem Stimmchen
    Schrill ein Lied: Nur einmal blüht im Jahr der
    Mai.
     
    War so blond, blauäugig jene Tänzerin
    Wie das Mädchen mit dem Fliederzweige
    Aber ihre Wangen trugen Schminke,
    Und es lagen wie geduckte Schlangen
    Schwarze Ringe um die blauen Augen.
     
    Jenes Mädchen starb in meinen Armen,
    Krank und elend, aller Lüste müde,
    Ihre Lippen preßten sich im Schmerze,
    Die so heiß geküßt und süß gelächelt.
     
    Aber als sie starb, da gingen ihre
    Blauen Augen leuchtend in den Himmel,
    Und ich dankte tief in meinem Herzen
    Ihrem Heiland Tod, daß er sie löste.
    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
     
    Sieh, das Mädchen mit dem Fliederzweige
    Ist gegangen.
    Dank für die Erinnerung,
    Die mir deiner blauen Augen Leuchten
    Gütig schenkte!
    Durch die Trauerweide
    Geht ein Wehn: Nur einmal blüht im Jahr der
    Mai.
     
     
Rosenopfer
    Kind, das Bette ist bereit,
    Lege dich nun nieder
    Und thu ab dein schwarzes Kleid,
    Rock und Hemd und Mieder.
     
    Eva, Eva, Evalein,
    Lasse dich beschauen!
    Ist das wirklich Alles mein?
    Darf ich michs getrauen?
     
    Pst! Sie spielt die Schläferin.
    Leise und verstohlen
    Schleich ich mich zur Vase hin,
    Rosen herzuholen.
     
    Und ich überschütte sie,
    Brust und Leib und Lenden,
    Und ich sinke in die Knie
    Mit erhobnen Händen.
     
    Der noch nie ich am Altar
    Eines Gottes kniete,
    Meine Rosen bring ich dar
    Dir, oh Aphrodite.
     
    Gottlos lief ich kreuz und quer
    Mit beschwerten Sinnen
    Hinter leeren Schatten her,
    »Wahrheit« zu gewinnen.
     
    Nichts gewann ich und verlor
    Meine besten Tage,
    Denn sie raunten mir ins Ohr
    Immer neue Frage.
     
    Oh die Schatten! Hin und her!
    Die verwünschten Spinnen:
    Doch ich folge nun nicht mehr
    Diesen Fragerinnen.
     
    Dir, die keine Fragen weiß,
    Die nur lacht: ich gebe!,
    Dir strömt meine Andacht heiß:
    Schönheit, sieh, ich lebe!
     
    Liebliche, oh nimm mich

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