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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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die tausend Seraphim
    Die goldnen Flügel schlagen?!«
     
    ›Sag unserm strengeguten Herrn,
    Ich thät ihn herzlich lieben
    Und wär im Paradiese gern,
    Von Herzen gern geblieben.
     
    Doch dürfte nichts verboten sein.
    Das wär ein grausam Spielen,
    Sollt ewig ich tagaus tagein
    Nach Gottes Aepfeln schielen.
     
    Hab lieber drum gegessen schnell
    Und warte des Gerichtes.‹
    Abflog der Engel Gabriel
    Mißmutigen Gesichtes.
     
    Kaum, daß ich: Aber Frau! gebarmt,
    Kam er in sanftem Schweben
    Zurück, hat flügelnd sie umarmt,
    Ihr einen Kuß gegeben.
     
    Und hoch vom Himmel sang es hell,
    Gar lieblich anzuhören,
    Zu Flöte, Geig und Violoncell
    In heitren Engelschören:
     
    Weil du so gut das Paradies
    Und Gottes Herz verstanden,
    Geschahs, daß er dich küssen ließ
    Durch seinen Abgesandten.
     
    Ich aber ward mit manchem Hieb
    Getrieben vor die Pforte,
    Darüber flammenzügig schrieb
    Herr Gabriel die Worte:
     
    Wer immer möcht und nimmer wagt,
    Schnell herzhaft zu genießen,
    Sei feierlich davon gejagt
    Aus Gottes Paradiesen.
     
     

Der Vögel Vorgesicht
     
    (Herrn Wilhelm Weigand zugeeignet.)
     
    Auf einem Baume, träumt ich, saßen drei
    Ganz kleine Vögel, rot und grau und grün,
    Mit schwarzen Schnäbeln, und sie zwitscherten.
    Ich stand am Stamm des Baums und hörte zu,
    Und ich verstand genau den Sinn des Sangs.
    Und in mir blieb der Sinn.
     
    Der Rote sang:
     
    Katüh! Katüh! Es blaßt der Sommer schon;
    Ich seh ein flammig rotes, grelles Licht;
    Und alle schönen Vögel fliegen fort.
    Katüh! O weh! Katüh!
     
    Der Graue sang:
     
    Tjo – it! Tjo – it! Die Flamme sinkt; es raucht;
    Und unterm Rauche rasselts laut im Takt;
    Nichts Buntes seh ich, und es klingt kein Lied.
    Tjo – it! Oh weh! Tjo – it!
     
    Der Grüne sang:
     
    Tjütoh! Tjütoh! Die Luft ist wieder klar
    Aus grünen Aeckern steigt das freie Lied;
    Und voller Blumen steht das ganze Land.
    Tjütoh! Tjütoh! Tjütoh!
     
    Und alle drei
    Vereinten sich im Gleichsang, und es klang,
    Als kam von Zukunftschören dieses Lied:
     
    Aus Blut und Rauch und leerem Lärm
    Hebt sich im Glanz ein neuer Tag,
    Und mit dem reinen Morgen kommt
    Von allen Seiten bunt geschwärmt
    Der schönen Vögel lichtes Volk.
     
    Wie wenn ihr Lied sie in den Himmel höbe,
    So flogen die drei kleinen Vögel auf.
     
    Hoch, immer höher, flogen sie, bis schwarz
    Die Nacht sich über meinem Scheitel wölbte.
    Die kleinen Vögel aber, rot und grau und grün,
    Als Sterne standen sie und leuchteten.
     
     

Pan an die Sterne
     
    Heut in der Nacht riß der Sturm ein Loch, ein großes zackenzinkiges Loch in den Himmel.
     
    Schwefelgelb wars und grell geädert mit ultramarinblauen Streifen. Ich sah wie hinter einem Netzgeflechte direkt in den endlos gurgelnden Raum der Welt.
     
    Was sah ich?
     
    Nun:
     
    Sämtliche Sterne rollten im Polkatakt, hotteltitteltei! hotteltitteltei! immer im Kreise 'rum, immer im Kreise 'rum mit viel Gefühl und soviel Temperament, daß es mir schien, sie hätten zuviel vom süßen Weltenweine gesoffen.
     
    Aber in der Mitte saß auf aller Sonnen Sonne der große Pan gemächlich. Auf seinen kreuzweis untergeschlagenen, haarigen, sehr haarigen Bocksbeinen saß er und summte im Hotteltitteltakte ein Lied:
     
    Rundherum, rundherum,
    Nur nicht stillgestanden!
    Dieses ist das Regellied
    Den Sonnen und Trabanten.
     
    Bleibt im Takte, bleibt im Takt,
    Gräßlich thuts mir wehe,
    Wenn ich einen Stolperstern
    Im Gewoge sehe.
     
    Immer um mein Centrum 'rum
    Im gebotenen Kreise!
    Urgesetz ist Harmonie
    Wohlgefügter Gleise.
     
    Alles könnt ihr, was ihr wollt,
    Lieben und gebären,
    Aber haltet meinen Takt
    Innerlichst in Ehren.
     
    Denn der Rhythmus ist die Welt,
    Stillestehn ist Sterben,
    Wer im Takte nicht mehr tanzt,
    Splittert hin in Scherben.
     
    Rundherum, rundherum,
    Nur nicht stillgestanden!
    Dieses ist das Regellied
    Den Sonnen und Trabanten.
     
     

Ekstase
     
    Gott, deine Himmel sind mir aufgethan,
    Und deine Wunder liegen vor mir da
    Wie Maienwiesen, drauf die Sonne scheint.
     
    Du bist die Sonne, Gott, ich bin von dir,
    Ich seh mich selber in den Himmel gehn,
    Es braust das Licht in mir wie ein Choral.
     
    Da breit ich Wandrer meine Arme aus,
    Und in das Licht verweh ich wie die Nacht,
    Die in die Morgenrötenblust vergeht.
     
     

Maestro Tod
     
    Auf einem Tanze war ich diese Nacht;
    Die Röcke flogen, und die Luft war heiß,
    Die Brüste wogten, und es flackerten
    Die Augen wie das Feuer im Kamin,
    Wenn

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