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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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böse.
    Gestatte, mein Freund, daß ich schnell dich erlöse.«
     
    –: Sehr liebenswürdig. Indes ... ich glaube ...
    Ach, sieh nur: Wie voll ist diese Traube!
    Und heb nur: Wie schwer! Und denke: Der Wein!
    Der Heurige wird recht trinkbar sein.
     
    »Kein Rausch ist wie der meine tief.«
     
    –: Ich wachte noch immer gern auf, wenn ich schlief.
     
    »Dann bin ich in dem Haus zu früh.«
     
    –: Nimm deine Sense, spar deine Müh.
     
    »War keine Mühe, war eine Visite.«
     
    –: Geh nicht im Aerger, Gevatter, bitte.
    Du siehst mir so verdrossen aus ...
     
    »Ich gehe nicht gerne leer aus dem Haus.«
     
    –: So nimm eine Handvoll Nußschalen mit,
    Denn dein ist die Schale.
     
    »Einst sind wir quitt.«
     
     

Gesicht
     
    Ich sah das Kreuz, daran der Heiland hing;
    Nacht wars, und Mondenschein; doch bleiern fahl
    War dieses Licht; ein Riesenschmetterling
    Saß auf des blutumronnenen Hauptes Qual.
     
    Der Falter rührte seine schwarzen Schwingen leis,
    Als wie von Seide waren sie starr und kalt;
    Nicht eine Stimme klang im weiten Kreis;
    Es ward mein Herz von diesem Anblick alt.
     
    Mir wars, als hinge ich selber am Marterpfahl,
    Und Todesfrost durchkröche meinen Leib;
    Da kam berauf aus einem Frühlingsthal
    Zum Berg der Nacht ein jugendliches Weib.
     
    Weiß war ihr Kleid, doch ihre Wangen rot.
    Hell war ihr Auge, adelig ihr Gang;
    Der Schmetterling flog auf, von Gold umloht
    Gleißte der Stamm, als ihn das Weib umschlang.
     
    Doch nur ein Augenblick wars. Schwarz und kalt
    Fiel Finsternis auf Kreuz und Weib und Land,
    Und grüne Schlangen kamen tausendfalt,
    Die hornigen Schädel auf das Kreuz gewandt.
     

Liebe und Tod
     
    Zwischen Rosenranken steht der kleine Gott,
    Nackt im Fleische seiner süßen Lust
    Vor dem Haus, dem er sein Glück beschert.
     
    Kommt die Todesgöttin, grünlich weiß
    Ueberschleiert, lakeneingehüllt,
    Hebt den Arm zum Thor und will hinein.
     
    »Ach, in meine Rosen schreite nicht!«
    Wehrt der Gott, »ich rankte sie ums Haus,
    Denn es heimt jungheiße Liebe drin.«
     
    Doch die Göttin mit gesenktem Haupt
    Hebt den starken Arm ... Die Thüre kreischt,
    Und die Rosen, eben aufgeblüht,
    Fallen ab vom Stamm.
    Die Stille klagt.
    In die nackten Rosenranken weint der Gott.
     
     

Die Nonne
     
    In einer Nacht, schwülheiß, da ich schlief,
    Da meine Seele nach Liebe rief
    In Träumen,
    Da ist einer gekommen;
    Hat mich bei der Hand genommen
    Und ist fort mit mir gangen:
    Zwischen schwarzen Bäumen
    Tief
    In einen Wald voller Rauschen und Bangen.
     
    Ich sah ihn nicht an
    Den fremden Mann,
    Mußte an ihm hangen,
    Als wie im Bann
    Und mit ihm gehn.
     
    Er war ganz stumm.
     
    Aber Flüstern ringsum
    Und in den Büschen ein schaurig Wehn
    Und Stimmengesumm.
     
    Unter einer Linden im Walde tiefinnen,
    Da blieb er stehn und ließ mich los.
    Da sah ich zwei Thränen groß
    Ihm aus den Augen rinnen.
     
    Und sah, wie sein Antlitz war.
     
    Das war wie der Tag so klar,
    Aber voll Trauern.
     
    Und es kam ein Erschauern
    Ueber mich kalt,
    Und in mir eine Gewalt
    Zwang mich in die Kniee
    Vor dem stummen Mann:
    »Herr, Herr, siehe.
    Siehe mich an, –;
    Was ist dein Wehe?«
     
    Da fühl ich seine Hand
    Und sehe,
    Indessen ER verschwand,
    Leuchten die heiligen Wunden.
    Und habe IHN erkannt,
    Und habe mich heimgefunden
    Aus Wald und Welt,
    Darinnen Begehren rief,
    In einen Frieden tief,
    Von IHM erhellt.
     

Gott zeigt Adam das Paradies
     
    Führt der gütestille Herr der Welten,
    Ewig jung in seinem blonden Barte,
    Vor das Blüheland der jungen Erde
    Adam hin, den nackten braunen Knaben.
     
    Zeigt ihm all die moosblühbunten Steine,
    All die schönen Vögel, stillen Tiere,
    All die weiten saftiggrünen Wiesen,
    Berg und Thal und Busch und Baum und Wasser.
    Alles liegt in frischer, keuscher Reine
    Unterm silbergrauen hohen Himmel.
     
    Und er spricht mit leisen Deuteworten,
    Wie der Vater spricht zum kleinen Kinde,
    Und er legt den Vaterarm um Adam.
    Aengstlich vor dem Reichtum steht der Knabe,
    Halbgebeugt vor dieser schönen Erde.
    Hielt ihn nicht der Gottesarm, der linde,
    Sank er nieder auf den Schooß der Keime.
     
    Ahnung senkte ihm ins Herz der Vater.
     
     

Aus der Herrgottsperspektive
     
    (Meinem lieben Kameraden Frau Anna Croissant-Rust, zugeeignet.)
     
    Jüngst trieb michs auf eine Kirchturmplatte,
    Weil ich genug des Winkelwerks hatte
    Da unten in den staubigen Straßen.
    Genug für Aug und Ohr und Nasen.
    Ich wollte mirs mal von oben besehn,
    Wo frei und

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