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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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Helle,
    Als wär von Lichte draußen groß ein Meer.
     
    Da sprach eine Stimme:
     
    Das Licht liegt auf der Schwelle,
    Da draußen ist es helle,
    Soll's bei dir dunkel sein?
    Mach auf, mach auf den Laden,
    Und sieh, in Schwall und Schwaden
    Fließt dir das Licht in Aug und Seele ein.
     
    Da schloß ich die Augen.
     
    Ich will das Licht nicht haben,
    Ich fühle mich begraben
    In eine tiefe Nacht;
    Was ich genoß im Lichte,
    Das ward in mir zunichte,
    Mir hat ein Schmerz die Seele blind gemacht.
     
    Da sprang der Laden auf.
     
    Rot drangs durch meine Lider,
    In alle meine Glieder
    Floß es wie heißer Wein.
    Soll ich es wirklich wagen,
    Die Augen aufzuschlagen?
    Soll ich dem Licht noch einmal gläubig sein?
     
    Da gingen mir die Augen auf:
     
    Die mir im Herzen saßen,
    Trübsinn und Gram, zerblasen
    Wie Nebel vor dem Wind,
    Verwehten vor der Helle;
    Der Sonne sandt ich schnelle
    Kußhände lachend wie ein frohes Kind.
     
     

Brautführer Tod
     
    Der Bräutigam:
     
    Ich lese Lieder aus fremden Seelen, aber alle Lieder künden mir nur dich und deine Seele.
    Und über Wiesen schau ich und tausende Blumen, aber überall seh ich nur dich und die Blume deiner Schönheit.
    Komm, o komm, du meiner Seele lebendiges Gedicht, du meiner Seele atmende Blume, komm! Komm, du mein Leben!
    Wie du so bebst! Gieb, gieb mir deine Hand! Ich habe mich so sehr nach dir gesehnt, und wie du kamst, bin ich erschrocken.
     
    Die Braut:
     
    Ich habe mich nach dir so bang gesehnt; nun bin ich froh.
    Mir wars, mich führte Wer zu dir, und Einer spräche leis an meinem Ohr: Geh hin, geh hin, heut überschattet dich an seiner Brust das tiefe, tiefe Glück, in dem der Sonne Aufgang ist und Niedergang!
    Und mir war bange, da ich zu dir ging.
    Nun bin ich froh.
     
    Der Brautführer:
     
    Sterne führ ich einander zu im Kreislauf geketteter Ewigkeiten und bin im Aneinanderflügeln des Mückentanzes.
    Von meinem Atem getragen fliegen die Samenstäubchen aus Blütennarben in Blütenkelche, und was ich raune, bebt im Herzen der Braut und läßt die Brust des Bräutigams drängend gehn.
    Wohin ich führe, braucht ihr nicht zu fragen. Fühlt euch, so fühlt ihr mich.
    Ich segne euch.
     

Nachtwandel zum Glück
     
    Schwül war die Frühlingsnacht, es sang
    Die Sehnsucht aus der Nachtigall;
    Des Mondes Scheibe, groß und gelb,
    Stand über dem Kastanienbusch
    Und sog der Erde Atem auf;
    Im Wildbach kollerte vom Berg
    Gekiesel, unterm Wasser klangs
    Wie Glockenläuten. Sonst wars still.
    Ich weiß nicht, ob ich schlief; mir war,
    Da draußen winkte eine Hand:
    Steh leise auf und komm heraus,
    Verlaß die Enge, die dich hält,
    Geh frisch den hellen Weg der Nacht,
    Geh grade aus: es gilt dein Glück.
    Es drängte dich schon lange, sieh:
    Jetzt zieht es dich. Du mußt! Du mußt!
    Mit offenen Armen steht es da.
    So.!. Leise ... leise ... komm ... komm ... so!
    Das Gartenthor ist aufgeklinkt ...
    Nun geh! ...
     
    Und ich ging durch Wies und Wald,
    Lief ins Ungefähre;
    Sah ein Schloß ich liegen bald
    Hinter Mauernwehre.
     
    War die Thüre leider zu;
    Ließ ich michs erfrechen,
    In des alten Gartens Ruh
    Kletternd einzubrechen.
     
    Standen schwarze Tannen rings,
    Alte Paladine,
    Treppenhoch lag eine Sphinx
    Mit verdrossener Miene.
     
    War verdrossen, weil ihr Bug,
    Ungewöhnt, zu tragen,
    Einen frechen Reiter trug,
    Herrisch und verschlagen:
     
    Amor wars; er zauste sie
    Keck am linken Ohre.
    Es vertragen Sphinxe nie
    Solcherlei Humore.
     
    Und mir schien, der Knabe Gott
    Sei hier nicht am Platze.
    Hüte dich! Dein nackter Spott
    Spürt die Löwentatze!
     
    Hüte dich! In diesem Haus
    Ist kein Ort zum Necken.
    Schweres Leiden schläft hier aus;
    Hüte dich, 's zu wecken!
     
    So dem kleinen Gotte sehr
    Ins Gewissen redend,
    Ging ich würdevoll umher,
    Langsam näher tretend.
     
    Dachte mir: Sprang ich einmal
    Ueber Thür und Mauer,
    Seh ich auch in Flur und Saal
    Mich noch um genauer.
     
    Stieg die Treppe drum hinan,
    Wagte mich zum Thore;
    War ein Löwenkopf daran;
    Nahm ich den am Ohre.
     
    Klopfte. Bum, bum, bum, bum, bum.
    Hört es innen hallen.
    Horch: Geschlürfe und Gebrumm,
    Dumpfes Thürenfallen.
     
    Kommt wer? ... Nein. Rief da nicht wer?
    Wie? »Die Thür ist offen!«
    Wie? »Bloß drücken!« Danke sehr!
    Und ich steh betroffen:
     
    War ein langer, dunkler Gang,
    Gobelinverhangen;
    War mir auch ein wenig bang,
    Bin ich doch gegangen.
     
    Rechts und links in Blau und Grau,
    Teppicheingewoben,
    Rittersmann und Rittersfrau;
    An

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