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Irrliebe

Irrliebe

Titel: Irrliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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wurden. Sie kalkulierten, dass man gerade entdecken sollte, dass die betreffende Person nicht der gespielte Pierre Brossard war, obwohl Sie es in der Realität tatsächlich waren. Sie haben sich im Moselgold absichtlich an einer Stelle verletzt, an der Sie sich nicht verletzt hätten. Ist das so, Herr Brossard?«
    Er grinste zufrieden.
    »Deshalb gibt es für Ylberi den Unbekannten namens M, den er hinter der Figur wähnt, der jedoch in Wirklichkeit Sie selbst waren«, folgerte Marie weiter.
    »M?«, wiederholte Pierre belustigt. »Wie köstlich!«
    »Doppelte Täuschung auch beim französischen Akzent«, fuhr Marie anerkennend fort. »Sie sprechen ein sehr gutes Deutsch mit unüberhörbarem, aber nicht aufdringlichem französischen Akzent. Bei Ihren Auftritten haben Sie den Akzent künstlich verstärkt, um wieder dezent von sich abzulenken. Die Kunst war, keine Spur zu plakativ zu gestalten.«
    Pierre Brossard schlug zustimmend mit den Augenlidern. Das Wort ›gestalten‹ streichelte ihn und schmeichelte.
    »Sie haben also nur Hinweise hinterlassen, die erst bei genauerer Auswertung auf eine andere Person deuten, nachdem der erste Verdacht auf Sie fallen sollte, was Teil des Plans war. Aber es gibt keine Spuren, die tatsächlich zu Ihnen führen. Das war geschickt, denn so verbergen Sie, dass Sie es tatsächlich waren, und nähren zugleich den Verdacht, dass der vermeintliche Pierre Brossard von dem geheimnisvollen M gespielt wurde«, lobte Marie mit nüchternen Worten. »Aber Sie mussten dennoch in der Öffentlichkeit auftreten, Herr Brossard. Wie sind Sie zum Beispiel mit Franziska zur Mosel und zum Schwimmbad gefahren? Franziska hatte kein Auto.«
    »Wir sind mit meinem Auto gefahren«, erklärte er freimütig. »Damals suchte mich niemand. Nach meinem Auto fahndete keiner. In Traben-Trarbach habe ich das Auto auf einem der großen Touristenparkplätze an der Mosel und im Schwimmbad auf dem großen Besucherparkplatz abgestellt. Wenn Rummel herrscht, fällt keinem irgendein beliebiges Auto auf. Also merkt man sich auch nicht dessen Kennzeichen.«
    Pierre streckte sich im Bett. Er war müde, aber entschlossen, in einem fatalen Gemenge von kriminellem Stolz und Kapitulation alles preiszugeben.
    »Franziskas Postkarte von der Mosel nach Paris war ein hübsches Detail«, hob Marie hervor und bewies, dass sie über alles im Bilde war. »Wie haben Sie es arrangiert, dass die Postkarte aufgefunden wurde?«
    »Wurde sie schon gefunden?«, fragte Pierre erstaunt. »Ich habe die Karte, als ich kurze Zeit später in Paris war, in dem Kleiderschrank in meinem Zimmer versteckt. Sie musste gefunden werden, wenn jemand neue Wäsche für mein Bett benötigte.«
    »Sie haben nicht die Schiebetür etwas geöffnet, damit Minouche auf das Bett springen konnte und damit einen Wechsel der Wäsche provoziert?«
    Pierre sah Marie verwundert an.
    »Nein! Wer hat Ihnen denn das erzählt? Minouche macht die Schiebetüren inzwischen selbst auf. Ich habe es ihr vor einigen Wochen beigebracht. Ich wollte immer, dass das Tier einmal in Dominiques Schlafzimmer springt. Aber sie meidet diesen Raum wie der Teufel das Weihwasser.« Er lachte matt. »Das Tier hat Instinkt und Charakter. Dominique mag eigentlich gar keine Katzen. Aber Minouche ist die einzige Kreatur, die ihre Allüren mit kalter Schulter erduldet. Mit Dominique kann nur ein gefühlskaltes Wesen leben.«
    »Die Karte …«, erinnerte Marie.
    »Die Postkarte sollte gefunden werden, wenn die französische Polizei in Amtshilfe für die deutschen Behörden meine Wohnung durchwühlt hätte«, antwortete er folgsam. »Ist es denn schon dazu gekommen? Ylberi scheint ja sehr aktiv zu sein.«
    Marie ging nicht weiter auf diesen Punkt ein. Das geschickte Tier hatte seinen Beitrag geleistet, den Verdacht auf Dominique zu lenken.
    »Und wie sind Sie zum Kurler Krankenhaus gefahren, wenn Sie Franziska getroffen haben?«, fragte Marie.
    »Mit Antjes Fahrrad«, antwortete er wie selbstverständlich. »Das Krankenhaus in Kurl und die gesamte Umgebung dort ist ein eher intimer Bereich, wenn Sie verstehen, was ich meine. Man kennt sich dort. Ich wusste, dass es auffallen würde, wenn man mich dort mit Franziska sieht. Es war undenkbar, dort mit dem eigenen Auto aufzutauchen. Das wäre anfängerhaft gewesen. Aber hin und wieder musste ich dorthin. Franziska war ja inzwischen wild auf mich. Zu Hause hing ihr Freund ab. Sich dort zu treffen, war unmöglich. Ich hätte sie aber auch nicht zu Hause

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