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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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kleine Fetzen seiner Haut gefunden, aber nichts von Billy.
    Nach einer Weile werden zwei an der Untersuchung beteiligte Beamte zur Kündigung gezwungen, und ein weiterer wird gefeuert. Aber als der Rauch sich verzogen hat, ist Lieutenant John Palmer irgendwie übrig geblieben, ohne auch nur die kleinste Blessur davonzutragen.
    Billy überlegt, ob er den Lieutenant anzeigen sollte, hat aber Angst vor den Verhören und davor, vor Gericht womöglich nicht Recht zu bekommen. Aus Klugheit verzichtet er.
    Nicht auffallen, ruhig bleiben, nichts verkomplizieren, nicht viel erwarten und genießen, was man hat. Einfach den nächsten Schritt tun.
    Erstaunlicherweise bedeutet dieser nächste Schritt, bei Pearl Olsen einzuziehen, der Witwe eines Deputys und Mutter eines weiteren.
    Sie bietet Billy an, ihn aus den Klauen der Jugendfürsorge zu retten. Schon als die beiden das erste Mal miteinander sprechen, weiß Billy instinktiv, dass sie nie mehr und nie weniger sein wird, als man ihr ansieht. Obgleich er erst vierzehn ist, hat er bereits gelernt, dass eine Übereinstimmung zwischen Wirklic h keit und äußerer Erscheinung seltener vorkommt, als ein Kind sich vorstellen könnte. Aber es ist eine Eigenschaft, die er in Zukunft an sich selbst fördern zu können hofft.
     

58

    Von grellem Flutlicht beschienen, saß Billy auf dem Parkplatz der Raststätte in seinem Auto. Während er jeweils einen Erdnuss- und einen Schokoriegel futterte, brütete er über Steve Zillis nach.
    Auf frischer Tat ertappt hatte er Zillis zwar noch nicht, doch die Indizien, die auf ihn hinwiesen, waren wesentlich stichhalt i ger als alles, was John Palmer damals verwendet hatte, um Billy in die Zange zu nehmen.
    Dennoch machte Billy sich Sorgen, er könnte einen Unschu l digen im Visier haben. Die Schaufensterpuppen, die sadistische Pornographie und der generelle Zustand von Zillis’ Haus bewiesen, dass dessen Bewohner ein ziemlich widerwärtiger Zeitgenosse und vielleicht sogar psychisch gestört war, aber dass er jemanden umgebracht hatte, bewiesen sie nicht.
    Das, was Billy damals durch Palmer erlitten hatte, brachte ihn nun dazu, sich nach Sicherheit zu sehnen.
    In der Hoffnung, einen weiteren Hinweis zu finden, selbst wenn dieser so dünn war wie die Mondsichel über dem Par k platz, griff Billy nach der Zeitung, die er in Napa gekauft hatte, ohne sie bisher lesen zu können. Der Mord an Giselle Winslow diente als Aufmacher.
    So absurd es auch war, er hoffte, dass die Polizei neben der Leiche einen verknoteten Kirschstängel gefunden hatte.
    Was ihm stattdessen sofort ins Auge sprang, war die Tatsache, dass die linke Hand des Opfers abgeschnitten worden war.
    Das hatte Lanny zwar nicht erwähnt gehabt, aber das musste noch nichts bedeuten. Schließlich war die Leiche gerade erst entdeckt worden, als Lanny und Billy sich auf dem Parkplatz der Kneipe über die zweite Botschaft des Irren unterhalten hatten. Offenbar waren damals noch nicht alle Einzelheiten bis in jede Polizeistation gelangt.
    Unweigerlich fiel Billy der Zettel ein, den er vor inzwischen siebzehn Stunden an seinem Kühlschrank entdeckt und später in einem Buch von Hemingway verborgen hatte. Die zentrale Anweisung darauf hatte gelautet: Ein Kompagnon von mir wird dich um 11.00 Uhr aufsuchen. Erwarte ihn auf der vorderen Veranda.
    Im Gedächtnis sah er den letzten Absatz der Botschaft, der ihm damals ein Rätsel gewesen war. Das hatte sich jetzt geä n dert.
    Du scheinst sehr zornig zu sein. Habe ich dir nicht die Hand zur Freundschaft gereicht? Doch, das habe ich getan.

    Schon beim ersten Lesen waren ihm diese Worte spöttisch vorgekommen. Nun verhöhnten sie ihn und forderten ihn auf zu akzeptieren, dass er hoffnungslos unterlegen war.
    Irgendwo in seinem Haus wartete die abgetrennte Hand da r auf, von der Polizei entdeckt zu werden.
     

59

    Ein Mann und eine Frau, ein Truckerpaar in Jeans, T-Shirt und Baseballmütze – auf seiner stand PETERBILT, auf ihrer ROAD GODDESS – kamen aus dem Restaurant. Der Mann reinigte sich mit einem Zahnstocher die Schneid e zähne, die Frau gähnte, ließ die Schultern kreisen und dehnte die Arme.
    Am Lenkrad seines Wagens sitzend, starrte Billy auf die Hände der Frau. Wie klein sie waren, und wie leicht eine von ihnen versteckt werden konnte!
    Auf dem Dachboden. Unter einer Bodendiele. Hinter dem Ofen. In einem Kleiderschrank. Unterhalb der vorderen oder hinteren Veranda, wo genug Platz war, um darunterzukriechen. Vielleicht auch in der

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